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weißblau queer gestreift

weißblau queer gestreift

Titel: weißblau queer gestreift
Autoren: S Brandl
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Wohnung meiner Mutter und dreh’ noch immer jeden Groschen um.«
    Doch egal, wie mies ich mich mache, Jockl findet mich toll. Jetzt nennt er mich bescheiden und trotz meiner Intelligenz so bodenständig. Ich sehe auf die Uhr. Was? Schon vier? Um sieben muss ich los, zur Arbeit. Davor sollte ich zumindest noch duschen und mich umziehen. Also wird das heute wohl wieder nichts mit meiner Magisterarbeit. Mist. Ein lautes Stöhnen entkommt mir.
    »Was ist?«, fragt Jockl mit Hundeblick.
    »Ach, mir ist gerade aufgefallen, wie schnell die Zeit vergeht. Ich bin noch zu nix gekommen. Es ist jeden Tag dasselbe.«
    Die letzten beiden Sätze scheint Jockl überhört zu haben. Er strahlt.
    »Ja, ich finde auch, dass die Zeit mit dir wie im Flug vergeht. Ich könnt’ ewig hier sitzen und mit dir ratschen. Was machst du am Samstag? Darf ich dich ins Kino einladen? Da gibt’s jetzt einen neuen Liebesfilm mit der Julia Roberts …«
    Samstag. Ein denkbar schlechtes Stichwort. Da hätte ich eigentlich bei Lizzy sein sollen. Aber ich darf wieder mal nicht kommen. Diesmal hat ihre Schwester Geburtstag. Familienfeier steht an, wie immer ohne mich. Ich hasse mein Leben. Ein Kinoabend mit Jockl würde dem Scheißhaufen noch die Krone aufsetzen. Ich versuche mich zusammenzureißen.
    »Am Samstag geht’s leider nicht«, behaupte ich, ohne mir die Mühe zu machen, nach einer Ausrede zu suchen. »Ein anderes Mal vielleicht. Du, ich muss dann bald los, ich geh’ ja heut’ noch zur Arbeit.«
    »Ach so«, sagt Jockl und winkt der Bedienung, um zu bezahlen.
    Während der Heimfahrt schwärmt er, wie sehr ihm der Nachmittag mit mir gefallen hat. Ich sollte wirklich nichts mehr mit ihm ausmachen. Sonst macht sich der Bursche nur falsche Hoffnungen. Eigentlich war es recht dumm von mir, mich auf das Kaffeetrinken einzulassen, nur wegen der Zigaretten und meiner Bequemlichkeit. Nächstes Mal fahre ich mit dem Rad nach Plattling und lasse Jockl in Ruhe. Würde meiner Figur sowieso nicht schaden, mich etwas mehr zu bewegen.
    Jockl verabschiedet sich mit begeisterten Worten, geröteten Wangen und strahlenden Augen. Bevor ich noch reagieren kann, drückt er mir einen feuchten Kuss auf die Wange. Etwas schockiert öffne ich die Autotür und steige aus.
    »Danke für den Kaffee und die Zigaretten!«
    Ich knalle die Wagentür zu und eile ins Haus.
    In der Wohnung angekommen, schnaufe ich erst mal tief durch. Schnell verdränge ich die Gedanken an meinen treudoofen Verehrer und wende mich praktischen Dingen zu. Vielleicht sollte ich erst etwas kochen und dann duschen? Ich habe ja heute noch fast nichts gegessen. Und von Torte werde ich nicht satt. Aber erst muss ich nachsehen, was ich überhaupt daheim habe.
    Ich öffne den Schrank und beginne zu stöbern. Die Nudeln sind alle, das Brot ist es auch, ich habe nicht mal mehr Reis. Im Kühlschrank sind nur eine Flasche Ketchup, ein Glas Majo und eine alte halbe Gurke. Pfui, die Gurke ist echt alt! Ich packe sie angeekelt am hinteren Ende und schmeiße sie in den Müll. Dann öffne ich den Hängeschrank. Irgendwelche Konserven werden wohl noch da sein. Okay. Ravioli mit Tomatensoße. Ich nehme einen Topf und stelle ihn auf den Herd. Dann suche ich nach dem Dosenöffner. Wo ist das verdammte Ding nur? Es ist weder beim Besteck noch bei den Töpfen noch sonst wo in den Schränken … Dann versuch ich’s eben mit dem Fleischmesser. Die Dose wird doch aufzukriegen sein!
     
    ◊◊◊
     
    Menno! Jetzt wollte ich mir gerade einen Gemüseauflauf machen, und da fällt mir ein, dass ich gar keine Auflaufform besitze! Ob Heidi eine hat? Bestimmt! Und vielleicht hat Heidi ja sogar Lust, mit mir gemeinsam zu kochen? Ich werde gleich mal zu ihr hoch gehen.
    Als ich an Heidis Tür klopfe, höre ich ein leises Zischen und Murmeln. Hoffentlich komme ich nicht ungelegen … Da geht die Tür auf. Heidi steht vor mir, sie lutscht an ihrem Daumen.
    »Hallo Heidi! Ist alles in Ordnung? Störe ich dich gerade?«
    »Hmmpf  … Iff homi gschniffn …«
    »Was hast du?«
    Heidi nimmt den Daumen aus ihrem Mund.
    »Ich hab’ mich geschnitten. Komm rein!«
    Sie eilt ins Bad und ich höre ein hektisches Rascheln und Scheppern. Ich betrete den Gang und luge vorsichtig durch die Badtür. Heidi kramt mit einer Hand im Schrank herum, die andere steckt zum Teil in ihrem Mund. Kleine Tuben und Fläschchen fliegen auf den Boden. Heidi schimpft leise und unverständlich vor sich hin.
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Ich such’ nach
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