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Weiß (German Edition)

Weiß (German Edition)

Titel: Weiß (German Edition)
Autoren: Harper Ames
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und glitt dann langsam seinen Rücken hinab. Lewin spürte, wie sich die kleinen Härchen an seinen Armen aufstellten und hastig zog er seine Hand zurück.
    Das Mädchen lächelte, zog sich selbst eine Zigarette aus der Packung und zündete diese an. Anschließend warf sie das Feuerzeug zu Lewin herüber.
    Als der brennende Rauch sich in seine Lungen fraß, merkte Lewin, dass er sich langsam entspannte. Seine Glieder wurden schwer und in seinem Kopf saugte ein riesiger Schwamm sämtliche Gedanken auf. Das Nikotin stieg ihm sofort ins Blut und er hielt ein paar Sekunden die Luft an, um nicht gleich wieder an den Rand einer Ohnmacht zu geraten.
    Nach einer Weile merkte Lewin, dass er das fremde Mädchen anstarrte. Sie schien sich dessen ebenfalls bewusst zu sein, fühlte sich dadurch aber offensichtlich nicht gestört. Ihre Mundwinkel umspielte ein leises Lächeln, das im Gegensatz zu vorhin nichts Spöttisches oder Hämisches mehr an sich hatte.
    Lewin wollte etwas sagen, wusste aber nicht was. Er räusperte sich. „Was machst du hier?“, fragte er schließlich und während seine Lippen noch die Worte formten, wurde ihm klar wie dämlich diese Frage klingen musste.
    „Ich rauche.“
    Verlegen schüttelte Lewin den Kopf und senkte den Blick zu Boden.  „Ja, schon klar. Ich meinte, was genau du hier machst. In diesem Laden?“
    Das Mädchen kicherte und murmelte leise etwas vor sich hin, das Lewin nicht verstehen konnte. Dann räusperte sie sich ebenfalls. „Mein Onkel musste verreisen und er brauchte jemanden, der auf seinen Laden aufpasst. Wie du vermutlich weißt, ist er nicht unbedingt der geselligste Mensch auf der Welt, also tue ich ihm diesen Gefallen.“ Sie machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Auch wenn ich nicht genau weiß, warum irgendjemand auf dieses komische Geschäft aufpassen muss. Seitdem ich hier bin, bist du der erste, der überhaupt nur in die Nähe dieser Bruchbude gekommen ist.“
    Lewin lächelte. Er dachte an den Rollaschek und seine Penispuppen.
    „Er hat mir von dir erzählt.“
    Fragend hob Lewin den Blick. Lydia nickte.
    „Er hat mir erzählt, dass hier wahrscheinlich früher oder später ein Typ reinstürmen wird, der ziemlich am Ende mit der Welt ist und dass ich mich dann um diese gequälte Seele kümmern soll.“
    Sie lächelte ihn aufrichtig an und erneut durchfloss Lewin eine Welle wohltuender Wärme. Er ließ sich noch tiefer in den Sessel sinken und sog erneut an seiner Zigarette. Trotz der Schmerzen fühlte er sich plötzlich großartig.
    „Allerdings hat er mir nicht erzählt, was genau dein Problem ist. Ich mein', so wie du aussiehst, könnte man denken, du hättest dich mit einem Preisboxer oder einem sowjetischen Killerkommando angelegt“, sagte Lydia mit einem fragenden Gesichtsausdruck.
    Lewin zögerte. Er sprach nicht viel mit anderen Menschen. Schon gar nicht über seine Probleme. Genau genommen hatte ihn auch nie jemand danach gefragt.
    „Ich hab Ärger mit ein paar Typen.“ Als er fortfuhr, war seine Stimme belegt. „Frag mich nicht warum, mit einigen von denen war ich früher sogar befreundet. Jetzt lassen sie sich keine Chance entgehen, um mich fertigzumachen.“
    Das Mädchen nickte: „Und wie wehrst du dich dagegen?“
    Lewin hob überrascht die Augenbrauen. „Da kann man sich nicht wehren. Du kennst diese Typen nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, die ganze Stadt wäre hinter mir her … Und ich bin nicht gerade der Stärkste!“ Seine Stimme wurde leiser. „Außerdem bin ich mir manchmal nicht sicher, ob ich den ganzen Scheiß nicht vielleicht sogar verdient habe …“
    „Spinnst du? Niemand hat es verdient, von anderen fertiggemacht zu werden. Schon gar nicht von solchen Arschlöchern, die sogar mal deine Freunde waren?! Du musst dich wehren und den Kopf aus Deinem Arsch ziehen! Sonst wird sich doch nie etwas ändern.“ Sie pustete energisch ihren Zigarettenrauch in die Luft.
    Lewin spürte erneut ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. Dieses Mal war es allerdings kein euphorisches Flattern, sondern vielmehr ein unangenehmes Drücken, wie es ihn in der Schule immer vor Klassenarbeiten gequält hatte.
    Lydia war jedoch noch nicht fertig: „Hör mal, wenn man will, dass sich etwas ändert, dann muss man etwas dafür tun! Du kannst dir doch nicht alles gefallen lassen. Hast du mal in den Spiegel geguckt? Ich will ja nichts sagen, aber du siehst richtig scheiße aus!“
    Sie nickte jetzt ununterbrochen und die Hand mit der sie
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