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Weihnachtszauber 02

Weihnachtszauber 02

Titel: Weihnachtszauber 02
Autoren: AMANDA MCCABE , CAROLE MORTIMER , Gayle Wilson , Margaret McPhee
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großen Kummer und Enttäuschungen, wenn man sich der Realität stellt und nicht von einem Leben wie in einem Liebesroman träumt.
    Wenn sie aber eine solch vernünftige Witwe war, warum verspürte sie dann diese qualvolle Traurigkeit?
    Ginny gab einen Wutschrei von sich, und Mary öffnete die Augen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sich ihre Schwester mit tränenüberströmten Wangen auf die Brokatpolster des Sofas warf. Arme Ginny. Sie war die jüngste ihrer Schwestern, die einzige, die noch ledig war. Cynthia hatte einen Geistlichen mit ansehnlichem Einkommen geehelicht, und Elizabeth war mit einem Landedelmann von gleichem Stand wie ihr Vater vermählt.
    Keine ihrer Schwestern hatte eine solch gute Partie gemacht wie sie selbst. Und da sie inzwischen verwitwet war und sich nach dem schrecklichen Tod ihres Sohnes im vergangenen Jahr zudem sehr einsam fühlte, schien es ihr eine gute Idee zu sein, sich um Ginnys Einführung in die Gesellschaft zu kümmern. Mary hatte gehofft, die Fürsorge für ihre Schwester und das Stadtleben würden sie von ihrem Kummer und der unendlichen Trauer ablenken können.
    Gleichfalls hoffte sie auch, dadurch die Erinnerung an ihr Wiedersehen mit Dominick in Welbourne Manor zu verdrängen, die Gedanken an den Klang seiner Stimme, seine Berührung ihres bestrumpften Fußes. Damals hatte sie sich einen kurzen Augenblick lang nicht mehr ganz so einsam gefühlt. Doch sie musste Dominick endgültig vergessen. Die Geschäftigkeit, welche die Aufgabe, Ginny in die Gesellschaft einzuführen, mit sich bringen würde, schien eine Erfolg versprechende Maßnahme, um dieses Ziel zu erreichen. London bot vielerlei Zerstreuungen für junge Damen. Zwar war die Herbstsaison vorüber, dennoch mussten Einkäufe erledigt werden, gab es Theaterstücke zu sehen und sogar einige Dinnergesellschaften zu besuchen. Ginny war eine lebhafte Gesellschafterin, und Mary hatte es genossen, ihrer Schwester wieder näherzukommen. Die Nähe zu einem Familienmitglied machte den Schmerz, den sie ob ihres tragischen Verlustes verspürte, ein wenig erträglicher. Sie kamen gut miteinander zurecht und freuten sich bereits auf die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage.

    Dann aber hatte sich Ginny in den jungen Captain Heelis verliebt, Dominicks Cousin.
    Seitdem waren die friedlichen Zeiten vorbei.
    „Es ist so ungerecht“, jammerte Ginny weiter. „Ich dachte, der Zweck meiner Reise nach London sei es, mir einen Gatten zu suchen. Ich begreife nicht, warum ich jetzt meine große Liebe nicht heiraten darf.“
    Mary faltete die Hände auf dem Tisch. Tief atmete sie ein, dann sagte sie zum gefühlten zwanzigsten Mal: „Captain Heelis ist ganz gewiss in vielerlei Hinsicht ein bewundernswerter Gentleman. Allerdings verfügt er noch nicht über das nötige Einkommen, um eine Gattin und eine Familie zu ernähren.“
    „Einkommen!“ Ginny wandte sich um und vergrub das Gesicht ganz in den Sofakissen, sodass nur noch ihre wilden kupferroten Locken zu sehen waren, die Mary hübscher fand als ihr eigenes braunes Haar. „Wen kümmern solche Bagatellen, solange wir uns lieben.“
    Mary presste die Lippen fest aufeinander, um nicht laut aufzulachen. „Du wirst sicher anders darüber denken, wenn du feststellst, liebe Ginny, dass Liebe dir kein Dach über dem Kopf sichert, kein Essen auf dem Tisch und auch nicht die schönen Kleider, die du so gern trägst. Ganz sicher aber wird sich deine Meinung spätestens dann ändern, wenn du Kinder hast.“
    Kinder verwandeln einen Menschen. Mary erinnerte sich noch gut daran, welch schönes Gefühl es war, ihr Baby in den Armen zu halten. Und nie würde sie die schreckliche Qual vergessen, die sie erlitten hatte, als sie ihren Jungen für immer verlor. Kinder veränderten das Leben einer Frau völlig.
    Ginny, die sich dank Marys vorteilhafter Heirat indes nie über Geld hatte Sorgen machen müssen, ließ sich davon nicht überzeugen. „Captain Heelis hat glänzende Aussichten.“
    „Mit glänzenden Aussichten kannst du die Schuhe deiner Kinder nicht bezahlen“, erwiderte Mary und kam sich mehr denn je wie ihre Mutter vor. Sie war sich sogar sicher, Jane Smythe hatte eine ganz ähnliche Bemerkung gemacht, als sie damals den Wunsch äußerte, Dominick zu heiraten, der sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht Viscount Amesby nennen konnte und daher auch nicht über die zum Titel gehörenden Güter verfügte. Unter Tränen hatte Mary sich geweigert, Lord Derringtons Antrag anzunehmen. Sie wusste
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