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Weihnachtskatze gesucht

Titel: Weihnachtskatze gesucht
Autoren: Andrea Schacht
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Ihre Vorstellung davon, dass er beispielsweise seine Impfung braucht, wird ihn dazu bringen, unsichtbar zu werden.«
    »Wohingegen der einfache Gedanke an ein Wurstbrot ihn sofort in die Küche lockt. Meine Haushälterin berichtet, dass er ein begnadeter Dieb ist.«
    »Versuchen Sie, es ihm abzugewöhnen. Aber das alles wird leichter, wenn sie ihn in zwei, drei Wochen rauslassen.«
    »Werden sehen. Also, lassen Sie uns noch mal überlegen, wo die beiden Ausreißer sein könnten, wenn sie eben nicht in Panik getürmt sind. Dann müssten sie noch hier auf dem Gelände sein.«
    »Dachten wir auch, und wir haben wirklich alles abgesucht. Katzen lieben die Wärme, trotzdem haben wir auch die Holzstapel, die Futterkrippen und die Strohballen draußen durchsucht. Wir haben Futter ausgelegt, aber auch das hat sie nicht hervorgelockt. Ich verstehe das nicht.«
    »Mhm«, sagte Steve und sein Jagdinstinkt erwachte. »Warm und Futter. Sie werden nicht freiwillig in der Kälte hungern. Wo bekämen sie hier sonst noch Futter her?«
    »Katzenverträgliches? Höchstens bei den beiden Zwergschweinen.«
    |136| »Sie haben auch Hunde hier.«
    »Derzeit zum Glück nur noch zwei, und wenn sie dem kleinen Terrier an den Napf gingen, dann würde der einen hysterischen Anfall bekommen und kläffen, dass die Scheiben klirren. Und Berni liegt zwar die meiste Zeit apathisch vor seiner Hütte, aber sein Fressen bewacht er gut.«
    »Er ist schon ziemlich betagt, der Berni.«
    »Ja, deswegen behalten wir ihn ja auch hier. Er ist ein lieber Kerl und zufrieden damit, zweimal am Tag eine Runde über den Hof zu trotten. Die anderen Tiere und auch die Menschen betrachtet er mit der Abgeklärtheit seines Alters«, meinte Tinka.
    Steve stand auf.
    »Kommen Sie mit.«
    »Wohin?«
    »Zur Hundehütte.«
    Steve ging voraus und blieb vor Berni stehen, dessen Kopf aus der hölzernen Hütte ragte. Der Hund blinzelte ihm zu, gab ein leises »Wuff« von sich und schloss die Augen wieder. Mit dem Finger auf den Lippen mahnte Steve Tinka zu schweigen und beugte sich über das Dach der Hütte. Dann grinste er die Betreuerin an.
    »Gotcha!«
    »Da drin?« Dann lauschte sie auf das vernehmliche Schnurren, das durch die Ritzen des Daches klang, und grinste ebenfalls. »Schlawiner! Ich hole Decke und Korb.«
    »Holen sie zwei.«
    »Herr Novell?«
    »Nennen Sie es Instinkt.«
     
    |137| Der Vormittag des Heiligen Abends war noch einmal sehr hektisch, Dutzende von Vorbestellungen wurden abgeholt, zahllose letzte Sträuße mussten gebunden, die letzten Weihnachtssterne mit Schleifen versehen werden, und sogar das restliche Dekorationsmaterial fand noch Abnehmer. Als Rudolf und Salvia den Laden mittags schlossen, war das Lager beinahe leergeräumt.
    »Wir haben ein gutes Geschäft gemacht, Rudi.«
    »Sieht so aus. Soviel war hier an Weihnachten noch nie los. Bist mein Goldstück, Salvia.«
    »Kriege ich eine Gehaltserhöhung?«
    »Ach, so raffgierig, die jungen Leute. Lobt man sie, wollen sie immer gleich Knete.«
    »Ist doch Weihnachten. Und durchfüttern werde ich dich heute und morgen auch noch.«
    »Na, mal sehen, was sich machen lässt. Hat der Fotograf zugesagt?«
    »Auf seine gewohnt gallige Weise – ja. Und deshalb sehe ich jetzt zu, dass ich die Ente in die Röhre bekomme. Mit ganz viel Salbei.«
     
    Das Bäumchen war geschmückt, der Tisch gedeckt, es duftete nach schmurgelnder Ente. Salvia steckte sich ihre kleinen Goldkreolen in die Ohrläppchen und fuhr sich noch einmal mit dem Puder über die Nase. Sie war mit ihrem Spiegelbild einigermaßen zufrieden und versuchte, das Flattern in ihrem Bauch zu ignorieren. Das war vermutlich nur Hunger. Und nicht Nervosität, nur weil ein einsamer Wolf sie besuchen würde. Er kam ja auch nicht |138| alleine, Mona und Rudi waren ebenfalls noch dabei. Also – nur Hunger.
    »Salvia, kannst eben noch mal in den Laden kommen?«, rief Rudolf durch das Treppenhaus.
    Sie zog eine Grimasse und betrachtete ihre frisch lackierten und endlich von Harz und Glimmer befreiten Fingernägel. Wenn jetzt noch einer einen Strauß haben wollte, dann würde es auch nur ein Besen werden.
    Sie lief die Treppen hinunter zum Laden und fand Mona im Gespräch mit Rudolf. »Ah, danke, dass du einen Moment Zeit hast. Ich wollte eben noch schnell über die Silvesterdekoration für mein Restaurant mit euch sprechen.«
    »Das können wir doch auch nach den Feiertagen machen, Mona. Oder meinetwegen nachher, nach dem Essen. Ich kann den Braten jetzt nicht
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