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Weihnachtsgeschichten vom Franz

Weihnachtsgeschichten vom Franz

Titel: Weihnachtsgeschichten vom Franz
Autoren: Christine Nöstlinger
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Kante
    18

    vom braunen Paket und rissen ein kleines Stück vom Packpapier weg!
    So groß wie eine Walnuß war das Loch im Packpapier.
    Und unter dem Loch war grasgrüne Pappe.
    Das Selbstbau-Segelboot, das sich der Franz so sehr wünschte, war in einem blau-weiß-rot gestreiften Karton.
    Das wußte der Franz genau. Aber vielleicht hatte ja seine 19
    Mama ein anderes Selbstbau-Segelboot-Modell gekauft?
    Ein kleineres Boot! Oder ein größeres! Oder eins von einer anderen Firma!
    Zeigefinger und Daumen der rechten Hand vom Franz zuckten zum walnußgroßen Loch. Laßt das bloß bleiben, warnte der Kopf vom Franz die Finger! Doch die scherten sich nicht um die Warnung und rissen einen langen, dünnen Streifen vom Packpapier. Vom Loch bis zur Gegenüberliegenden Paketkante.
    Der Franz sah viel grüne Pappe und darauf in weißer Schrift:
    PUPPENKÜCHE
    MODELL: GROSSMÜTTERCHEN
    Fast hätte der Franz zu weinen angefangen.
    Doch er schluckte alle Tränen tapfer hinunter.
    Er drehte das Paket so, daß es mit der aufgerissenen Seite zur Schrankwand schaute, dann knallte er die Schranktür zu und lief in sein Zimmer.
    Er warf sich auf sein Bett, starrte die Tapete an und war kreuzunglücklich. Da sollte er also zu Weihnachten eine Puppenküche bekommen! Das war ja der blanke Wahnsinn! Aber der Mama war kein Vorwurf zu machen, das sah der Franz ein.
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    Er sagte sich: Wenn ich dauernd mit der Gabi Kochen spiele, muß die Mama ja denken, daß mir eine Puppenküche Freude macht. Wie soll sie wissen, daß ich die Kocherei hasse und nur der Gabi zuliebe in den blöden Pötten rühre?
    Dann sagte er sich: Das ist nun die Strafe dafür, wenn man an verbotene Schränke geht! Und dann sagte er sich: Unsinn! Aus der blöden Küche wäre auch kein Segelboot geworden, wenn ich die Finger von ihr gelassen hätte. Und schließlich sagte er sich: Gut, daß ich nachgeschaut habe, denn jetzt ist noch Zeit zum Umtauschen!
    Seitdem versuchte der Franz der Mama beizubringen, 21
    daß er die Puppenküche wirklich nicht haben wollte. Er sagte zu ihr: „Die Gabi nervt mich! Dauernd will sie kochen!" Er sagte: „Idiotisch, den Puppen was zu kochen.
    Was man ihnen reinschiebt, verschimmelt ohnehin nur im Puppenbauch!" Er sagte auch: „Bin echt froh, kein Mädchen zu sein. Sonst wäre ich vielleicht auch so blöd und würde gern kochen!"
    Wenn der Franz so redete, nickte die Mama. Und nach einer Woche dann war der Franz sicher: Sie hat kapiert!
    Sie geht umtauschen!
    Doch vier Tage vor Weihnachten, am Morgen, als der Franz zum Klo ging und am Schlafzimmer vorbeikam, stand die Schranktür offen, und unten im Schrank war noch immer das braune Paket. Irrtum ausgeschlossen!
    Genau erkannte es der Franz wieder. Der Franz verstand die Welt nicht mehr!
    Gallebitterböse war er auf seine Mama. Und als ihn die Mama fragte, was er sich denn am Heiligen Abend zum Essen wünsche, da sagte er grantig: „Spinat mit Nockerln und Blutwurst! Damit alles ordentlich zusammenpaßt!"
    Nockerln, Spinat und Blutwurst mag der Franz nämlich überhaupt nicht. Die Mama war sehr verdutzt. „Franz, was ist denn?" fragte sie. „Warum bist du denn so grantig?"
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    Aber der Franz konnte der Mama ja nicht sagen, warum er so grantig war. Wer will schon zugeben, daß er heimlich eine streng verbotene Sache gemacht hat?
    Nicht einmal der Gabi erzählte der Franz davon.
    Bloß dem Eberhard Most erzählte er es, denn der versteht den Franz immer. Und hält alles für richtig, was der Franz tut.
    Der Eberhard Most war über die Puppenküche fast noch empörter als der Franz.
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    Er sagte: „Wenn sich deine Mama so wenig aus deinen Wünschen macht, wärst du aber schön blöd, ihr die teure blaue Vase zu schenken!" Der Franz sparte schon seit Monaten für diese Vase. Sein ganzes Taschengeld, jeder Fünfer der Oma, das Geld, das er von seinen Tanten bekommen hatte, alles war in seiner Sparsau gelandet.
    Nichts hatte sich der Franz seit Monaten gegönnt, damit er für die Mama die teure Vase kaufen konnte!
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    „Ich an deiner Stelle", sagte der Eberhard Most, „würde mir für das ersparte Geld einfach das Segelboot kaufen.
    Das wäre nur gerecht."
    „Ich mir selber?" fragte der Franz. So richtig gut fand er den Vorschlag nicht.
    Doch der Eberhard Most redete so lange auf den Franz ein, bis er ihn überzeugt hatte. Und er ließ ihm auch keine Zeit, sich die Sache noch einmal zu überlegen.
    Gleich nach der Schule marschierte er mit dem Franz zum Spielwarenladen. Und leider
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