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Weihnachtsgeschichten vom Franz

Weihnachtsgeschichten vom Franz

Titel: Weihnachtsgeschichten vom Franz
Autoren: Christine Nöstlinger
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schwierig, mit der Mama über Geschenke zu verhandeln. Die Mama liebt Überraschungen. Wenn ihr der Franz sagt, was er gern hätte, sagt sie auf alle Fälle:
    „Das kommt doch gar nicht in Frage! Schlag dir das aus dem Kopf!"
    Doch unter dem Christbaum liegen dann immer ein paar von den Sachen, die sich der Franz aus dem Kopf hätte schlagen sollen. Und welche Wünsche die Mama erfüllen wird und welche nicht, das ist ihr nicht anzumerken. Auch nicht, wenn man sie hundertmal fragt. Sicher ist nur, daß die Mama keine Pistolen, Säbel, Dolche und Gewehre kauft. Sie sagt: „Franz, wenn du so einen Schmarrn unbedingt haben willst, dann spare ihn dir vom Taschengeld zusammen!"
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    Eines Tages nun, Anfang Dezember, wollte sich der Franz aus dem Schrank im Schlafzimmer eine Krawatte holen. Weil er mit der Gabi „Doktor und krankes Kind"
    spielte. Und die Gabi bestand darauf, daß der Arzt unbedingt eine Krawatte um den Hals haben müsse. Doch der Schrank im Schlafzimmer war verschlossen. Und der Schlüssel steckte nicht an der Schranktür.
    Da wußte der Franz: Die Mama hat schon Weihnachtsgeschenke gekauft. Die Mama vom Franz 14

    versteckt jedes Jahr die Weihnachtsgeschenke im Schlafzimmerschrank. Der Franz lief zur Mama ins Wohnzimmer und sagte ihr, daß er dringend eine Krawatte vom Papa brauche.
    Die Mama ging mit dem Franz ins Schlafzimmer. Sie holte den Schrankschlüssel aus der Rocktasche, schloß den Schrank auf und nahm drei Krawatten heraus. Zur Auswahl. Ganz flink machte sie das. Aber der Franz sah trotzdem, daß unten im Schrank ein großes Paket lag. In braunes Packpapier war es gewickelt. Ein Selbstbau-Segelboot hätte da gut drinnen sein können!
    Von diesem Tag an mußte der Franz zehnmal in der Stunde an das Paket im Schrank denken. War da nun wirklich das Segelboot drinnen? Oder der neue Schianzug für den Josef? Oder der neue Radio-Apparat für die Oma?
    Oder die 24 Bände Lexikon, die sich der Papa wünschte?
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    Am Sonntag dann, am Nachmittag, gingen die Mama und der Papa ins Museum. Bilder anschauen. Und der Josef ging ins Schwimmbad. Zum Training. Den Franz interessierten die Bilder nicht. Also wollte er nicht ins Museum mitkommen. Mit dem Josef ins Schwimmbad wäre er gern gegangen. Doch der wollte ihn nicht mitnehmen. „Du bist mir doch nichts als ein Klotz am Bein!" sagte er.
    So blieb der Franz am Sonntag nachmittag allein zu Hause. Zuerst schaute er ein bißchen fern. Dann beschieß er, seiner Oma für Weihnachten ein Bild zu malen. Lang überlegte er, was auf dem Bild drauf sein sollte. Er dachte: Ich werde etwas malen, was die Oma gern hat und was es im Altersheim nicht gibt. Damit sie es wenigstens auf dem Bild anschauen kann.
    Hin und her überlegte der Franz. Schließlich entschied er sich dafür, den toten Opa zu
    malen. Weil der Opa ganz sicher der Oma am meisten fehlte. Weil sich der Franz an seinen Opa aber nicht mehr sehr gut erinnerte, brauchte er eine Vorlage zum Malen. Er ging ins Schlafzimmer. Dort hing ein gerahmtes Foto vom Opa an der Wand.
    Der Franz nahm das Foto vom Haken, und als er damit aus dem Schlafzimmer gehen wollte, sah er, daß der Schlüssel in der Schranktür steckte!
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    Der Franz drehte den Schlüssel im Schloß und zog die Schranktür auf. Das braune Paket stand noch da. Der Franz legte eine Hand auf das Paket und tastete ein bißchen herum. Da war eindeutig eine harte Schachtel unter dem Packpapier.
    Aber sowohl Segelboote als auch Schianzüge, Radios und Bücher können in harte Schachteln verpackt sein.
    Der Franz seufzte, schlug die Schranktür zu und lief mit dem Foto vom Opa aus dem Schlafzimmer.
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    Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und malte den Opa ab. Aber leicht war das wirklich nicht! Bloß den Schnurrbart, die Brille und die abstehenden Ohren vom Opa kriegte der Franz halbwegs ähnlich hin. Und er war auch nicht richtig bei der Sache. Dauernd mußte er an den unverschlossenen Schrank denken. Und als dann noch ein Klecks roter Farbe auf die Nase vom Opa tropfte, war dem Franz alle Lust aufs Malen vergangen. Er zerknüllte die Zeichnung und warf sie in den Papierkorb. Dann trug er das Foto vom Opa ins Schlafzimmer zurück und hängte es an den Haken.
    Der Franz wollte wirklich gleich wieder aus dem Schlafzimmer raus. Aber wie ein Magnet zog ihn der Schrank an!
    Und der Franz wollte den Schrank wirklich nicht mehr öffnen, aber seine Finger kümmerten sich einfach nicht darum. Sie zogen die Schranktür auf, sie griffen an eine
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