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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch
Autoren: S Wiggs
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haben uns eine kleine Pause verdient.“
    „Guter Plan“, murmelte er und küsste sie leicht, was ihr ein Stöhnen entlockte.
    Das Einzige, das ihr Glück noch perfekter machen würde, wäre, zu wissen, dass sie für immer zusammen sein würden, dass das hier niemals endete. Ihre Stiefmutter hatte schon die Geduld verloren. „Meine Güte, Maureen, wenn du ihn nicht heiratest, tue ich es“, hatte Hannah erst vor Kurzem gesagt und dazu frustriert mit dem Fuß aufgestampft.
    Maureen weigerte sich, frustriert zu sein. Er hatte sie nicht gefragt, also war er noch nicht bereit. Sie würde ihn nicht drängen. Sie steckte das kleine Schnipselchen Enttäuschung weg und befahl sich, nicht gierig zu sein. Ihre Gedanken verbarg sie hinter einem Lächeln, denn wenn Eddie wüsste, was in ihrem Kopf vor sich ging, würde er vermutlich schreiend davonlaufen.
    „Hey, sieh mal nach draußen“, flüsterte er und drehte sie zum Fens ter.
    Dicke Schneeflocken fielen vom Himmel, setzten sich leise auf die Dächer und verwandelten den Park der Bücherei in ein Winterwunderland.
    „Der erste Schnee des Jahres“, sagte sie. „Ich weiß, dass ich spätestens im März die Nase voll von ihm habe, aber der erste Schnee macht mich immer glücklich.“
    „Weißt du, was mich immer glücklich macht?“, fragte er. „Du. Und das hast du schon immer.“
    Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Es war ihr ein Rätsel, wie sie hiervor jemals hatte Angst haben können. Angst, so viel zu fühlen. Für sie gab es nun kein Verstecken hinter Büchern mehr, um zu vermeiden, sich selber verletzbar zu machen. Jetzt wollte sie das Leben in seiner ganzen Fülle und Tiefe spüren. Sie hatte nie daran gezweifelt, dass sie stolpern und von Schmerz zu Fall gebracht werden würde. Doch Eddie zeigte ihr, dass es im Leben nicht darum ging, den Schmerz zu vermeiden. Es ging darum, jeden Moment zu leben, jeden guten und jeden schlechten.
    Es ist so einfach, dachte sie. Das ist das Wunder daran,Eddie zu lieben. Das ist …
    Ein eiskalter Windstoß fuhr durch die Ritzen im Fenster, rüttelte an den zerbrechlichen Fensterscheiben und blies einen Stapel Papiere zu Boden. Maureens Blick fiel auf eine alte, vergilbte Zeitung. Den Avalon Troubadour gab es schon seit über einhundert Jahren. Die Schlagzeile verkündete in altmodischer Schrift: UNBEKANNTER JUNGE KOMMT IN BÜCHEREIFEUER UMS LEBEN.
    „Schau mal“, sagte sie zu Eddie. „Das ist ein Artikel über die erste Bücherei. Ich wusste, dass sie vor hundert Jahren bis auf die Grundmauern abgebrannt ist, aber ich habe nie eine Originalquelle aus der Zeit gelesen.“ Sie beugte sich vor und hob das vergilbte Papier auf, das so trocken war wie Herbstlaub. Vorsichtig hielt sie die Seite ins Licht, um besser lesen zu kön nen.
    Es war die Titelseite mit einem grobkörnigen Bild der abgebrannten Bibliothek. Der Artikel besagte, dass offensichtlich ein Landstreicher Schutz in der Bücherei gesucht und sich nach Ende der Öffnungszeiten dort versteckt hatte. Ein Mr Jeremiah Byrne wurde mit dem Satz zitiert: „Ich bedauere den Verlust dieses Lebens zutiefst. Eine neue Bücherei zu bauen ist für mich ein Akt der Reue.“
    Ihre Aufmerksamkeit wurde von einem der Fotos gefesselt, die den Artikel begleiteten. Die Bildunterschrift lautete: „Sein Leben fand ein jähes Ende, als er in den Flammen umkam.“ Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und sie schaute zu Eddie auf.
    „Ist das …“ Sie wusste nicht, wie sie es sagen sollte. „Siehst du auch, was ich sehe?“
    „Ja“, sagte er. „Das ist ein Doppelgänger von Jabez.“
    „Das ist ja beinahe wie ein Wunder.“ Es war ein seltsames Gefühl, dieses Foto von vor hundert Jahren anzusehen und darin die Gesichtszüge eines Jungen zu erkennen, den sie einmal gekannt hatte. Einen Jungen, der nach der Aufführungletztes Jahr aus der Kirche geschlüpft und nie wieder gesehen worden war. Und zwar nirgendwo. Als Maureen Daisy Bellamys Fotos von der letztjährigen Veranstaltung durchgegangen war, hatte sie nicht ein einziges Bild von Jabez gefunden. Die PBS-Dokumentation war vor Kurzem gesendet worden, aber auch darin fand sich nichts von ihm. Josie, die Produzentin, hatte berichtet, dass einige der Filmdateien kaputt gegangen seien.
    „Ich wusste, dass es mit Jabez etwas Besonderes auf sich hatte“, sagte Maureen. „Er war … glaubst du an Engel?“
    Eddie lächelte sie an. „Oh ja.“
    „Ich meine es ernst. Ich …“
    Er zog sie an sich. „Es gibt sie in allen Formen
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