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Weiblicher Alltag

Weiblicher Alltag

Titel: Weiblicher Alltag
Autoren: Frau Huhn
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stehe.

    Meine Katze war schon immer sehr gesprächig, nun schreit sie regelrecht, was sie mit schwerhörigen Menschen gemein hat. Sie sieht auch nicht mehr so gut. Ihre blauen Augen bekomme ich gar nicht mehr zu sehen, weil sich die Pupillen nicht mehr zusammenziehen. Grauer Star, der sie wahrscheinlich erblinden lässt.

    Die Nierenwerte sind nicht optimal, haben sich nach einem Jahr mit einem Medikament aber verbessert. Die Zähne waren bei meinem Mini-Löwen schon immer schlecht; verloren hat sie aber noch keinen. Vor den jährlichen Zahnputzaktionen in Vollnarkose graut es mir von Jahr zu Jahr mehr. Katze leidet sehr unter den Nachwirkungen. Natürlich schläft sie mehr als früher und spielt nur noch ganz kurz, wenn überhaupt.

    Meine Katze fährt lieber zwölf Stunden mit mir in Urlaub, als alleine zu Hause zu bleiben. Sie ist sehr verschmust und anhänglich. Aus irgendwelchen Gründen, kann sie nicht anständig miauen. Wenn man ihr zuhört, denkt man eher an das Meckern einer Ziege.

    Als wir letztens im Hühnerstall über das hohe Alter von Katze gesprochen haben, meinte mein Schwiegervater „Die wirst du die längste Zeit gehabt haben…“. Mein Schwiegervater ist 78 Jahre alt. (…) ähm-ja.

    Mein Schwiegervater hört schlecht, schreit deshalb seine Mitmenschen an, sieht nicht mehr ganz so gut, wäscht und kämmt sich aber noch alleine. Er schläft jetzt gerne auch mal am Nachmittag und springt nicht mehr – wobei er das, glaube ich, noch nie gemacht hat. Ich lasse meinen Schwiegervater lieber zu Hause, als ihn auch nur für eine Stunde im Auto zu ertragen. Er ist überhaupt nicht verschmust und lässt sich nur an seinem Geburtstag umarmen. Nach ein paar alkoholischen Getränken zeigt er dann aber auch eine gewisse Freude darüber. Mein Schwiegervater kann sehr viel reden und er ist ziemlich oft am Meckern…

Jeden Tag eine gute Tat? Oder lieber ein guter Parkplatz?

    Hatte das vielleicht lange gedauert, bis ich heute Morgen aufgestanden bin. Ich war noch sooo müde und im Bett war es einfach zu kuschelig. Um 6:22 Uhr sprang der Radiowecker zum zweiten Male an. Hatte ich mir nicht vorgenommen in den Ferien erst spät anzufangen? Andererseits, wenn ich schon wach war… Aber was sollte ich denn eigentlich anziehen? Wenn es heute noch kühler wäre, als gestern – ach herrje! Weibliche Grübeleien am Morgen.

    Ich bin dann doch noch zeitig aus dem Haus gekommen. Keine Verkehrsmeldungen, sagte das Radio, grüne Welle durch die Stadt. Und dann ein kleines Wunder: Direkt vor meiner Arbeitsstelle war ein Parkplatz. Ach Huhn, fahr‘ da doch rein. Da hast du auch nicht weit zu laufen. Ganz locker konnte ich sogar vorwärts einparken.

    Schnell ums Auto rum – Beifahrertür auf und nach Tasche, Frühstück und Chipkarte getaucht. Mit einem Ohr hörte ich, dass der Verkehr in der Einbahnstraße zum Erliegen gekommen war. ??? Also so dick bin ich nun auch nicht geworden.

    Ich schaute mich um und blickte in ein paar flehentlich schauende braune Augen: „Sie fahren nicht zufällig weg?“ fraget der Kerl im blauen Auto. Donnerstags morgens 8 Uhr, Frankfurt, Bürostadt? Was soll denn die Frage, bitte schön? Nein, da fährt niemand weg, da guckt man in die Röhre, und stellt sich irgendwann mit schlotternden Knien ins absolute Halteverbot.

    Es gab zwei Möglichkeiten wie ich nun reagieren könnte:

    1.Ich bin schlecht gelaunt: Ich ziehe die Augenbrauen demonstrativ nach oben und antworte auf die Frage (Sie fahren nicht zufällig weg?): „Was ist denn das für eine blöde Frage, morgens um 8 Uhr in der Bürostadt?“, hänge mir theatralisch die Handtasche um, versuche besonders wichtig aussehend die Straße zu überqueren und checke dabei nicht vorhandene Nachrichten auf dem Handy.

    2. Ich bin gut gelaunt: Auf die Frage (Sie fahren nicht zufällig weg?) fange ich lauthals an zu lachen und pruste ein „Nehee, tut mir leid“ hervor. Dann schürze ich die Lippen und wünsche dem verzweifelt Suchenden „aber ganz viel Glück“ – das Ganze mit einer entsprechenden Mimik untermauert, damit erkennbar ist, dass meine Wünsche von Herzen kommen.

    Heute war ich nix – weder gut gelaunt, noch schlecht gelaunt. Ich war ganz untypisch. Und auf die Frage, ob ich wegfahre, habe ich geantwortet: „Nee, eigentlich nicht“ und prompt ein enttäuschtes Gesicht erhalten. Erste Hupgeräusche drangen an mein Ohr. „Ich könnte aber wegfahren…“ Hoffnung keimte im Gesicht des Suchenden auf. Nicht so schnell, mein
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