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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht
Autoren: John Saul
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nicht.
    Nun, dann würde sie es selbst tun.
    Sie war alt und sie war müde, aber ihr Gedächtnis war noch gut, und ihr Ehemann hatte sie Dinge gelehrt, von denen sie geglaubt hatte, daß sie sie nie beherrschen müßte.
    Heute nacht würde sie dieses Wissen brauchen.
    Nach heute nacht ... nach heute nacht würde nichts mehr sein.
    Sie fuhr vorsichtig, schaltete den alten Wagen in den niedrigsten Gang, um den Hügel langsam zum Bergwerk emporzufahren.
    Der Wind rüttelte an dem Wagen, aber das störte Edna nicht. Der Cadillac hatte schon Schlimmeres mitgemacht, und der Wind hatte sie nie gestört.
    Das war etwas, was sie bei Diana nie verstanden hatte. Sie wußte, daß es Menschen gab, die den Wind für Dinge verantwortlich machten, aber Edna hatte ihnen eigentlich nie geglaubt. Es war einfach so, daß diese Menschen nicht für sich verantwortlich sein wollten.
    Das war Dianas Problem. Sie hatte nie für etwas verantwortlich sein wollen.
    Jetzt war es zu spät.
    Alles war vorbei, und alles, was Edna tun konnte, war zu versuchen, all das Schlechte zu verstecken, so wie sie seit dem Tag von Dianas Geburt alles Böse verborgen hatte.
     
    Christie taumelte die Stufen der dunklen Hütte hoch und pochte an die Tür.
    »Esperanza? Hilfe! Bitte - hilf mir.«
    Sie konnte im Brüllen des Windes nichts hören, aber sie wußte, daß die Hütte leer war. Sie rüttelte an der Tür, doch die war verschlossen.
    Sie mußte versuchen, zurück zum Haus zu kommen. Sie klopfte noch einmal an die Tür der Hütte, und wandte sich dann ab. Doch als sie die Stufen hinuntergehen wollte, spürte sie eine Bewegung in der Dunkelheit. Sie wich in die dunklen Schatten der Veranda zurück und sah, wie Diana auf sie zukam.
    Als Diana näher herankam, hörte Christie sie reden, fast so, als murmele sie mit sich selbst.
    »Mama? Mama, ich war ein böses Mädchen. Wirst du mich bestrafen? Mama? Wo bist du, Mama?«
    Diana ging an der Hütte vorbei, die Augen starr geradeaus gerichtet und verschwand im Bergwerk.
    Christie stand auf der Veranda und versuchte sich vorzustellen, was geschehen sein mochte.
    Tante Diana weinte. Warum tat sie das? Sie hatte doch nie zuvor geweint.
    Und dann sah Christie, daß sich Lichter hügelaufwärts näherten. Sie wartete auf der Veranda der kleinen Hütte und erkannte schließlich den alten Cadillac der Ambers, der ruckend zum Halt kam. Miß Edna stieg aus, stand dann neben dem Wagen, als ob sie nach etwas suchte.
    »Miß Edna?« rief Christie leise. Die alte Frau wirbelte herum, und ihr Blick fiel auf das kleine Mädchen.
    »Wo ist sie?« fragte Edna. »Wo ist meine Tochter?«
    »Im Bergwerk«, jammerte Christie. Sie verließ die Veranda und ging zu Miß Edna, schaute ihr ins Gesicht. »Sie hat Jeff getötet«, flüsterte Christie.
    Edna blickte auf Christie herab und streichelte dann zärtlich ihre Wange.
    »Im Bergwerk?« fragte sie. »Hat sie's im Bergwerk getan?«
    Christie schüttelte den Kopf. »Er ist da oben«, sagte sie und zeigte auf den Espenwald, der eine halbe Meile entfernt war. »Ich ... ich bin davongerannt.«
    »Ich verstehe«, sagte die alte Frau leise. Ihre Augen waren traurig, als sie Christies Gesicht wieder berührte, doch sie wußte, was sie zu tun hatte. Niemand durfte jemals die Geheimnisse der Ambers erzählen können. »Komm«, sagte sie und nahm Christie bei der Hand. »Wir müssen Diana finden.«
    Während Christie neben ihr stolperte, bewegte sie sich auf den dunklen Eingang des Bergwerks zu.
     
    Esperanza Rodriguez eilte, Juan an ihrer Seite, durch die Nacht. Seit sie die Crowleys verlassen hatte, hatte sie mit ihm gesprochen, hatte ihm Fragen gestellt, hatte herauszufinden versucht, was er im Bergwerk getan hatte.
    Nun wußte sie, daß das Dynamit gelegt worden war und daß morgen gesprengt werden würde, wenn sie nicht etwas dagegen unternahm.
    Die Geister der Kinder würden für ewig im Berg eingeschlossen sein.
    Der Wind zerrte an ihrem langen Kleid, und sie zog ihren Schal fester um ihren Kopf. Sie waren jetzt dicht bei ihrem Heim. In der Ferne konnte sie den dunklen Umriß des Bergwerks erkennen.
    Würden sie heute nacht zum Bergwerk kommen? Würde es morgen zu spät sein? Sie zwang sich, schneller zu gehen.
    Als sie dem Bergwerk näherkamen, erstarb der Wind plötzlich, und Esperanza blieb stehen. Sie lauschte in die plötzliche Stille der Nacht.
    Aus dem Bergwerk kam ein Geräusch, und doch wußte Esperanza in ihrem Herzen, daß Leute dort waren.
    Und die Kinder.
    Sie spürte die
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