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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens
Autoren: Maeve Binchy
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mit Stoff bezogene Knöpfe«, sagte er und wirkte dabei sehr unsicher.
    Clara war gerührt und beschloss, ausnahmsweise freundlich zu ihm zu sein. »Und dazu vielleicht eine helle Hose?«, schlug sie vor.
    »Genau. Ich dachte an eine hellgraue Hose und ein offenes Hemd mit Halstuch.«
    »Gott, Frank, Sie werden sich vor Verehrerinnen nicht mehr retten können!«, rief sie.
     
    Drei Tage vor der Hochzeit traf Vonni in Dublin ein.
    Sie sah älter aus, als Fiona erwartet hatte. Vielleicht lag es aber auch an der für Vonni fremden Umgebung. In Aghia Anna und unter all den Menschen, die sie kannte, wäre dies womöglich anders gewesen. Hier befand sie sich in einem vollkommen veränderten Irland, in einer Großstadt, die sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte, und hier kannte sie nur Fiona, Maud und Simon. Vonni wirkte unsicher, und das überraschte Fiona.
    Fiona hatte arrangiert, dass Vonni bei Muttie und dessen Frau Lizzie untergebracht war, wo auch die Zwillinge wohnten. Es war rührend, mit anzusehen, wie sehr die beiden sich darauf freuten, Vonni wiederzusehen und ihr die Stadt zu zeigen, und wie stolz sie waren, sie bei ihrem ersten Einsatz als Partyservice-Team als Gast begrüßen zu dürfen – und noch dazu bei einer Hochzeit.
    Maud und Simon waren zum Flughafen hinausgefahren, um Vonni abzuholen, und hatten den ganzen Weg zurück zum St. Jarlath’s Crescent den Mund nicht mehr zubekommen. Dort lernte Vonni erst Muttie und Lizzie kennen, dann Declan und dessen Eltern und sah endlich Fiona wieder. Fiona wollte an diesem Abend erst einmal allein mit Vonni zum Essen gehen, um sich in Ruhe mit ihr unterhalten zu können.
    Sie lud sie auf ein Happy-Hour-Menü ins Quentins ein, wo Vonni beim Anblick der Preise fast in Ohnmacht fiel. Verglichen mit dem Land, das sie verlassen hatte, war dieses neue Irland unendlich teuer geworden. Die beiden Frauen sprachen lange und mit großer Zuneigung über Tom und Elsa und das Kind, das sie erwarteten. Wer hätte sich das damals vorstellen können? Und natürlich war David ein Thema, der jetzt so gut mit seiner Mutter auskam und endlich das Leben führen konnte, das er wollte. Schon überraschend, dass ihn sich bisher noch keine Frau geschnappt hatte. Er würde mit Sicherheit einen guten Ehemann abgeben.
    Später kamen sie auch auf Andreas und seinen Bruder Yorghis in Aghia Anna zu sprechen. Andreas’ Sohn Adoni engagierte sich in der väterlichen Taverne und würde bald Maria heiraten, die Witwe von Manos, der bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen war.
    »Unsere Maria, der David das Autofahren beigebracht hat!«, rief Fiona.
    »Unsere Maria«, bestätigte Vonni.
    Und irgendwann begab sich Fiona auf verbotenes Terrain und erkundigte sich vorsichtig nach Vonnis Sohn. Ein leerer Ausdruck trat auf Vonnis Gesicht. Hier schien sich also nichts verändert zu haben.
    »Ich will nicht neugierig sein, ich wollte nur fragen, ob es vielleicht etwas Neues gibt?«
    »Nein, nichts von Bedeutung.«
    So beließen sie es dabei, und Vonni kam auf das Tabuthema Shane zu sprechen.
    »Ist er eigentlich jemals wieder nach Irland zurückgekehrt?«
    Fiona antwortete nicht sofort.
    »Tut mir leid«, sagte Vonni, »ich hätte nicht damit anfangen sollen.«
    »Nein, kein Problem. Er ist
tatsächlich
nach Irland zurückgekommen. Er ist vor kurzem gestorben.«
    »Oh, gütiger Gott«, rutschte es Vonni heraus.
    »Ja. Er ist in einem verdreckten Schlafzimmer an einer Überdosis gestorben.«
    »Wie schade um ein so junges Leben«, sagte Vonni.
    »Ja, wahrscheinlich.«
    »Dann geht sein Tod dir nicht nahe?«
    »Nein, im Gegenteil, ich bin schockiert, wie wenig nahe mir das alles geht.«
    »Dieser Teil deines Lebens ist vorbei. Deswegen hat das, was passiert ist, keine Macht mehr, dich zu verletzen.«
    »Das glaube ich mittlerweile auch. Declan hat mich davon überzeugt.«
    »Du hast ihm von Shane erzählt?«
    »Ja, Declan ist ein bemerkenswerter Mensch.«
    »Du hast großes Glück, Fiona. Er ist wirklich etwas Besonderes – genauso, wie du ihn mir beschrieben hast, als ihr euch gerade kennengelernt hattet. Ihr werdet sehr glücklich miteinander sein.«
    »So viel Glück verdiene ich gar nicht.«
    »Oh, doch, das tust du. Du hast Mut bewiesen, als es nötig war, und du bist immer freundlich zu den Menschen. Verurteile dich selbst nicht vorschnell. Den Fehler habe ich auch gemacht.«
    »Hat sich das inzwischen gebessert?«
    »Ich denke schon, ja. Ich habe aufgehört, mir die Schuld zu geben,
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