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Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin

Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin

Titel: Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
Autoren: David Weber
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Altersgenossen um vier Jahre voraus. Die Prüfungsergebnisse waren an Colonel McGruders Dienststelle weitergeleitet worden, weil hier die Leistungen jedes Schülers der vierten Klasse vorgelegt wurden, dessen Ergebnisse bestimmte Auswahlkriterien erfüllten. Nach imperialer Gesetzgebung war es jedoch ausdrücklich verboten, jemanden aktiv zu rekrutieren, bevor er oder sie achtzehn Jahre alt geworden war. Wie gut die Prüfungsergebnisse auch aussehen mochten oder wie dringend er oder sie auch gebraucht wurde, spielte dabei keine Rolle, und selbst eine Einverständniserklärung der Eltern änderte daran nichts.
    »Abgesehen davon ...«, sprach McGruder weiter. »Sehen Sie sich doch das Genprofil an.« Er schüttelte den Kopf. »Ujvári-Gene zusammen mit solchen Zeugnissen ... Sie kommt sowieso niemals zu uns. Wenn sie schon jetzt die Zulassung für das ENC hat, dann können Sie sich doch denken, dass sie dorthin auch gehen wird.« Wieder schüttelte er den Kopf, und seine Miene wirkte erschreckend säuerlich. »Zu schade. Die hätten wir wirklich gut brauchen können.«
    »Das sehe ich auch so, Sir«, bestätigte der Lieutenant. »Und ich gehe auch davon aus, dass auf sie beträchtlicher Druck ausgeübt wird: Natürlich soll sie dieses ENC-Stipendium annehmen. Aber ich denke, wir sollten dieses Mädchen dennoch im Auge behalten. Vor allem, wenn man das hier berücksichtigt.«
    Über sein Headset erteilte er einen weiteren Befehl, und gehorsam öffnete der Computer ein neues Fenster.
    »Sie haben das Genprofil ja bereits selbst angesprochen, Sir«, erklärte er dann mit sanfter Stimme. »Aber das stammt aus der väterlichen Linie, und ich dachte, der Lebenslauf ihres Großvaters mütterlicherseits könnte Sie ebenfalls ... interessieren.«
    »... also habe ich Madam Lieutenant gesagt, das sei eine ganz dumme Idee.« Sebastian O'Shaughnessy lachte leise und schüttelte den Kopf. »Und da hat sie mir erklärt, als Zugführerin habe sie zu entscheiden und nicht ich, schließlich sei ich ja nur Company First Sergeant. Das hieß natürlich, dass wir so vorgehen sollten, wie sie das gesagt hatte. Also haben wir genau das auch so gemacht.«
    »Und was ist dann passiert?«, fragte seine Enkelin. Das Mädchen grinste über das ganze Gesicht, und ihre grünen Augen funkelten.
    »Und dann hat mich nach der Abschlussbesprechung des Manövers Madam Lieutenant zu sich in ihr Büro gerufen und mir erzählt, der Captain habe ihr einige ... Ratschläge darüber erteilt, wie sich ein frischgebackener Lieutenant, der gerade erst die Kadettenanstalt auf New Dublin hinter sich gebracht hat, einem Kompaniefeldwebel gegenüber verhalten sollte, der bereits auf neunzehn Dienstjahre beim Corps zurückblicken kann.«
    O'Shaughnessy erwiderte das Lächeln des Mädchens.
    »Aber ich muss ihr doch zugutehalten ... sie hat das wirklich wie ein echter Marine aufgenommen. Sie hat sofort zugegeben, dass ich recht gehabt hatte, ohne dass dabei auch nur für einen Augenblick unklar gewesen wäre, wer hier der Lieutenant und wer der First Sergeant ist. Das ist viel schwerer, als sich das jetzt anhört, aber diese Lieutenant Chou war wirklich richtig gut. Dickköpfig, ja, doch das gilt für die meisten wirklich Guten, aber dabei auch verdammt helle im Köpfchen. So helle, dass sie sofort erkannte, dass sie einen Fehler gemacht hatte - und dann daraus zu lernen. Aber ich weiß bis heute nicht, ob sie jemals begriffen hat, dass der Captain sie bewusst so richtig nach Strich und Faden hat baden gehen lassen, um ihr genau diese Sache unmissverständlich klarzumachen. Doch es gibt da etwas, das ein guter Offizier niemals vergisst, Alley: Es gibt immer jemanden, der noch längere Diensterfahrung hat oder die gleiche Aufgabe besser erfüllen kann als man selbst, und das große Geheimnis ist es, sich die Erfahrung dieser Person jeweils auch zunutze zu machen, ohne dabei jemals die eigene Autorität zu verlieren oder die eigene Verantwortung abzuwälzen - vor allem, wenn es dabei um einen langjährigen Unteroffizier geht, der seinen Job schon gemacht hatte, als man selbst noch Windeln trug. Deswegen weiß jeder gute Offizier auch ganz genau, dass es in Wirklichkeit die Sergeants sind, die im Corps das Sagen haben.«
    Einen Augenblick lang schaute ihn seine Enkelin ernst an; die Vierzehnjährige wirkte nun sehr viel nachdenklicher. Dann nickte sie.
    »Ich weiß ja selbst, wie sehr ich es hasse, zugeben zu müssen, wenn ich mich irgendwo geirrt habe«, sagte sie.
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