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Wasser

Wasser

Titel: Wasser
Autoren: Terje Tvedt
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einer Strecke von 250 Kilometern die höchsten jemals gemessenen Wasserstände. Die Donau richtete besonders in Österreich und Tschechien schwere Zerstörungen an, das Hochwasser erreichte danach Südungarn und bedrohte Serbien. Die Tschechen fürchteten um das Schicksal ihrer mittelalterlichen Hauptstadt Prag, und die Stadtverwaltung setzte schwere Technik ein, um eines der ältesten Symbole der Stadt, die Karlsbrücke, zu stabilisieren. Krankenhäuser und sogar der Zoo mussten evakuiert werden. Allein in Deutschland wird der volkswirtschaftliche Schaden auf mindestens zwölf Milliarden Euro geschätzt.
    Der Begriff des »Jahrhunderthochwassers«, der von den Medien bereits bei der Elbeflut 2002 verwendet wurde, suggeriert, dass Derartiges nur alle 100 Jahre vorkommt, doch Klimaforscher verweisen darauf, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts mit einer Verdopplung, wenn nicht sogar einer Verdreifachung solcher Überschwemmungen zu rechnen ist. Es wäre voreilig, dies allein auf eine Veränderung des Klimas zurückzuführen, doch fest steht, dass wärmere Luftmassen auch mehr Feuchtigkeit aufnehmen können, weshalb bei steigender Erderwärmung dann auch der Regen extremer ausfallen kann.
    Das Hauptproblem dürfte aber an anderer Stelle zu finden sein. Es fehlt an Überflutungsflächen, an ausreichenden Gebieten zurVersickerung und zum Auffangen von Regenwasser. Rund 90 Prozent der natürlichen Überflutungsflächen sind in Mitteleuropa in den vergangenen 200 Jahren durch die industrielle und städtische Entwicklung verlorengegangen. Der Elbe beispielsweise stehen heute nur noch 20 Prozent ihrer ursprünglichen Auenfläche zur Verfügung.
    Es bedarf daher dringend einer Renaturierung entlang der Flüsse. Während die Niederlande damit bereits großflächig begonnen haben, tut sich Deutschland hier immer noch schwer. Statt die Eindeichungen am Oberlauf der Flüsse zu verstärken, was nur die Probleme am Unterlauf verschärft, muss eingesehen werden, dass man gegen die Natur des Wassers nicht sicher leben kann. Es müssen Bedingungen dafür geschaffen werden, dass das Regenwasser länger in der Landschaft bleiben kann. Dazu gibt es verschiedene Wege: weniger Flächenversiegelungen, Rückbau von Siedlungen und Flussbegradigungen, weniger intensive Landwirtschaft, die den Boden verdichtet, mehr Misch- statt Nadelwälder, die Renaturierung von Mooren. Jede Region, jedes Land muss die für sie geeigneten Schritte wählen, wobei es aber eine Lösung auf rein nationaler Ebene kaum geben wird, da die großen Flüsse bekanntlich viele Länder durchfließen. Hier könnte Europa Maßstäbe setzen und Modelle friedlicher Kooperation entwickeln, so wie es einst schon mal bei der Nutzung des Rheins nach dem 30-jährigen Krieg gelang.
    Die globalen Veränderungen haben die Ungewissheit über die Zukunft des Wassers in den letzten Jahren verstärkt. Der Druck, sich an die veränderten Verhältnisse anzupassen, ist größer denn je. Das Wasser braucht in der Zukunft viel mehr unserer Aufmerksamkeit.

Anhang

Literatur
    Die Literaturliste nennt Titel, die ich im Buch zitiert habe, und soll darüber hinaus jenen als Lotse dienen, die sich weiter mit dem Thema beschäftigen möchten.
    Abbas, B. M.: The Ganges Water Dispute, Dhaka 1984.
    Allan, T.: Hydropolitics and the Middle East. Hydropolitics and the Global Economy, London 2001.
    Anton, Danilo J.: Thirsty Cities. Urban Environments and Water Supply in Latin America, Ottawa 1993.
    Arsano, Y.: Nile Basin Co-operation. Prospects for the Twenty-first Century, in: Coopey/Tvedt 2006, S. 324–351.
    Assmann, Jan (Übers. und Hg.): Ägyptische Hymnen und Gebete, Freiburg/Göttingen 1999.
    Bacon, Francis: Das neue Organon (Novum Organon), übersetzt von Rudolf Hoffmann, bearb. von Gertraud Korf, hg. von Manfred Buhr, Berlin 1962.
    Ball, Philip: H 2 O. A Biography of Water, London 1999. Deutsche Übersetzung von Helmut Reuter: H 2 O. Biographie des Wassers, München 2002.
    Barlow, Maude / Clarke, Tony: Blue Gold. The Fight to Stop the Corporate Theft of the World’s Water, New York 2001. Deutsche Übersetzung von Gabriele Gockel: Blaues Gold. Das globale Geschäft mit dem Wasser, Rheda-Wiedenbrück / Gütersloh 2003.
    Begum, Khurshida: Tension over the Farakka Barrage. A Techno-Political Tangle in South-Africa, Dhaka 1987.
    Berner, Elizabeth Kay / Berner, Robert A.: The Global Water Cycle. Geochemestry and Environment, Upper Saddle River 1987.
    Bird, Christopher: The Divining Hand. The Art of
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