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Wasser-Speier

Wasser-Speier

Titel: Wasser-Speier
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irgendeine undef i nierbare Weise unfertig. »Jetzt bin ich erwachsen«, verkündete sie. »Ich entschuldige mich für mein kindisches Verhalten. Aber ich kann euch versichern, daß irgendeine Kraft außerhalb von mir – oder gar der Philter selbst – meinen Versuch der Magie verfremdet hat. Ich hatte ursprünglich vor, die Witzfetzen magnetisch in me i nen Händen zu bündeln. Statt dessen haben sie sich ausgedehnt und verfestigt.«
    »Oh, du bist wirklich hübsch, aber du brauchst noch das gewisse Etwas«, bemerkte Iris. Sie griff in eine Tasche und holte etwas hervor.
    »Was ist das?« fragte Überraschung.
    »Make-up. Das ist eine geheime Illusion, die von Mädchen b e nutzt wird und von der die Jungen nichts wissen. Sie bewirkt, daß Mädchen, die zu jung sind, älter aussehen, während zu alte Frauen sich damit ein jüngeres Aussehen verleihen.« Sie bestrich Überr a schungs reif gewordenes Gesicht mit Puder und Farbstäben, und tatsächlich – schon kurz darauf kam die Frau in ihr viel besser zur Geltung.
    Die anderen wechselten einen beinahe vollständigen Blick mi t einander. Überraschung wirkte jetzt tatsächlich wie eine glaubwü r dige Zeugin.
    »Was hat diese Verzerrung bewirkt?« erkundigte sich Mentia.
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich kann mich danach orientieren, wenn ihr wollt.«
    »Vielleicht solltest du das tatsächlich tun, denn es dürfte von größter Wichtigkeit für uns sein zu erfahren, was da Einfluß auf uns nimmt.«
    Plötzlich begriff Gary, worauf Mentia hinauswollte. Dieses rä t selhafte Ding, das sie möglicherweise noch brauchten, um ihre Aufgabe zu erfüllen, und das der Philter vor ihnen zu verbergen trachtete, befand sich vielleicht ganz in der Nähe. Doch die D ä monin ließ Vorsicht walten – für den Fall, daß es sich hierbei doch nur um eine falsche, vom Philter ausgelegte Fährte handeln kön n te.
    Überraschung stellte die Augen über Kreuz, genau, wie sie es als Kind getan hatte. »Ach, da ist ja eine Schachtel Umkehrholz in Pulverform!« meinte sie überrascht. »Vor langer Zeit hat jemand eine Mischung hergestellt, die zu gleichen Teilen aus magischem Staub und zermahlenem Umkehrholz bestand, und sie in einem Tiegel versiegelt. Jetzt, an die dreitausend Jahre später, wird das Siegel allmählich undicht. Deshalb hat es mein Talent beeinträc h tigt. Es hat es allerdings nicht umgekehrt, sondern nur verzerrt, weil die Mischung eben merkwürdige magische Eigenschaften hat.«
    »Weshalb sollte jemand eine solche Mischung herstellen?« fragte Mentia, und in ihren Augen leuchtete dämonische Erregung.
    »Ich vermute, daß es für irgendeinen ganz besonderen Zweck war«, antwortete Überraschung.
    Ein weiterer Pfeilhagel kam auf sie zu. Diese Exemplare glühten an der Spitze. Eins davon schlug am Ende der Witzmauer ein und setzte sie in Brand. »Brandpfeile«, bemerkte Iris beunruhigt.
    Gayle trat vor die Mauer, schritt von der anderen Seite darauf zu, packte den Pfeilschaft mit steinernen Zähnen und riß ihn heraus. Der Brand erlosch.
    Nun explodierte Feuer. Der Himmel jenseits der Mauer erstrah l te von komplizierten stummen Lichterscheinungen. Wundersch ö ne rote, blaue, grüne und gelbe Lichtbahnen schossen wild umher.
    »Kannst du uns zu diesem Tempel führen?« fragte Mentia. »Oder mir genau sagen, wo er ist, damit ich ihn holen kann?«
    »Ich kann euch dorthin bringen«, erwiderte Überraschung.
    »Du solltest deine Magie nicht auf irgendeine blöde Mischung vergeuden«, protestierte Hiatus.
    »Ich denke aber, das könnte durchaus wichtig sein«, widersprach Mentia. »Schau doch nur, welche Anstrengungen der Philter u n ternimmt, uns davon abzulenken.«
    Hiatus nickte. »Das sehe ich ein. Er will nicht, daß wir uns dieses Tiegels bemächtigen.«
    »Wir halten hier die Stellung«, schlug Gary vor. »Geht ihr beide den Tiegel holen.«
    Das Feuerwerk wurde so gleißend hell, daß die ganze Landschaft samt Himmel dem Betrachter schier die Augen verbrannten. Nun ertönte auch ein Geräusch, eine Art dröhnendes Stöhnen, wie von einem heftigen Nordwind, der mit einer Zehe in den Fleischwolf geraten war. Kein Zweifel, der Philter war in Aufruhr – oder wollte die Gefährten dies glauben machen.
    Mentia formte sich zu einer undurchdringlichen, aber durchsic h tigen Platte. Dann wickelte sie sich um Überraschung, die hinter dem Scharnierstein hervortrat und im scheinbaren Wald ve r schwand.
    »Lenken wir den Philter ab«, schlug Hiatus vor. Er betastete den Boden
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