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Was will man mehr (German Edition)

Was will man mehr (German Edition)

Titel: Was will man mehr (German Edition)
Autoren: Hans Rath
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spöttisch. Wieder ist da dieser Anflug von Bitterkeit. «Paul, es gibt keine Fitnesskette mehr.»
    Ohne den Kopf zu wenden, deutet er mit dem Daumen über seine Schulter auf die andere Straßenseite. «Das da drüben ist alles, was uns geblieben ist. Ein einziges lausiges Studio, leider etwas klein und nicht sehr gut in Schuss. Das Haus gehört Melissa. Die Bank hat gnädigerweise darauf verzichtet, sich auch das noch unter den Nagel zu reißen.»
    «Sieht doch gar nicht so schlecht aus», werfe ich locker ein. «Müsste bei Gelegenheit nur mal abgerissen und neu aufgebaut werden, aber sonst …»
    «Lass bitte die Witze, Paul», unterbricht Schamski genervt. «Melissa und ich wohnen direkt über dem Studio. In einer feuchten Bruchbude. Leider können wir uns keine andere Bleibe leisten. Es gibt noch zwei Wohnungen weiter oben, aber die müssten saniert werden, bevor wir sie vermieten können. Das hat aber nur einen Sinn, wenn wir zuerst das undichte Dach reparieren lassen. Und stell dir vor, auch dazu fehlt uns das Geld.»
    «Hört sich an, als wäre das alles meine Schuld», unke ich leichtfertig.
    «Ist das etwa nicht so?», erwidert Schamski barsch.
    Ich stelle meinen Tee ab und lehne mich zurück. «Moment mal! Wann genau habe ich dich nochmal zu einer Karriere als Bodybuilder gezwungen?»
    «Hast du nicht, aber du bist nicht schuldlos, dass Melissa praktisch ihr gesamtes Vermögen verloren hat.»
    Jetzt geht mir ein Licht auf. Wir hätten uns auch im Studio unterhalten können, denn es gibt dort einen Tresen und eine kleine Sitzecke. Statt mir etwas anzubieten, hatte Schamski es jedoch eilig, den Laden zu verlassen.
    «Melissa gibt mir also die Schuld an eurer Misere», mutmaße ich. «Weil der Verlag pleite ist, hat sie ihre Kredite nicht mehr bedienen können.»
    Schamskis Schweigen beweist mir, dass ich auf der richtigen Fährte bin.
    «Und weil Melissa deshalb gar nicht gut auf mich zu sprechen ist, sitzen wir hier und nicht da drüben», fahre ich fort. «Ich könnte nämlich deiner Lebensgefährtin über den Weg laufen und sie damit daran erinnern, wer für euer Unglück verantwortlich ist. Liege ich da richtig?»
    Schamski sieht mich an. «Und wenn es so wäre?»
    «Geschenkt», winke ich ab. «Es würde mich nur brennend interessieren, ob du auch glaubst, dass die Pleite des Verlags allein meine Schuld war.»
    «Was soll ich denn darauf jetzt antworten?», erwidert Schamski unwirsch.
    «Guido, wir sind Freunde. Sag mir einfach die Wahrheit. Ich will nicht deine Loyalität zu Melissa auf die Probe stellen, falls du das meinst.»
    «Tust du aber», begehrt Schamski auf.
    «Gut. Dann sag mir doch einfach, wie du die Dinge siehst, und danach vergessen wir dieses Gespräch. Mein Wort drauf.»
    Wir sehen uns an. Schamski weiß, dass ich mein Wort halten werde. Und wahrscheinlich weiß er auch, dass ein Mann hin und wieder Fingerspitzengefühl braucht, weil er zwischen der Frau, die er liebt, und einem sehr guten Freund steht.
    «Na ja. Man kann nicht sagen, dass du uns nicht gewarnt hast», beginnt Schamski diplomatisch. «Du hast mir ja damals gesteckt, dass es zum Schlimmsten kommen könnte. Nur leider hatte Melissa nie eine andere Wahl, als auf den Verlag zu setzen. Die Finanzierung der Fitnesskette war komplett davon abhängig.»
    «Und?», frage ich. Noch fühle ich mich nämlich reichlich unschuldig.
    «Melissa glaubt, du hättest den Verlag retten können, wenn du die Flinte nicht so früh ins Korn geworfen hättest. Das glauben übrigens fast alle in der Familie.»
    Ich stutze. «Was soll das heißen? Das glauben fast alle in der Familie?»
    «Ist eben so», erwidert Schamski, als wäre das eine Selbstverständlichkeit.
    «Das ist wirklich unfassbar», rege ich mich auf. «Ich bin in dieser Familie nur beschimpft und beleidigt worden. Eure liebe, herrische Großmutter …»
    «Vorsicht! Sie ist bald auch deine liebe, herrische Großmutter», wirft Schamski ungerührt ein.
    «Ja, meinetwegen. Jedenfalls hat sie kein gutes Haar an mir gelassen. Und jetzt traut sie mir plötzlich zu, dass ich den Verlag hätte retten können?»
    «Elisabeth behauptet, sie hätte dir das schon immer zugetraut», erwidert Schamski sachlich.
    «Was ist mit Timothy?», motze ich. «Er hat den Verlag in die Insolvenz geführt. Und er hatte als mein Nachfolger an der Verlagsspitze alle Möglichkeiten, das Blatt zu wenden. Warum also ist niemand sauer auf Timothy?»
    Würde mich nebenbei sowieso interessieren, warum Timothy
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