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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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noch ein Weilchen liegen blieb, bevor ich den Room Service kommen ließ und Kaffee, Knuspermüsli und Joghurt bestellte. Später hatte ich ebenfalls einen Wellness-Termin, und am Nachmittag nahmen wir unsere erste Tauchstunde. Ich dachte nicht mal an mein kleines Spielchen, als ich mich an den Schreibtisch setzte und Roberts Laptop aufklappte, es war eher die Macht der Gewohnheit, die mich dazu trieb, die drei Worte einzugeben.
    Es war nämlich so: Roberts Laptop hat zwei verschiedene Zugänge. Beim ersten stehen einem nur die Standardfunktionen zur Verfügung: Internet Explorer, Microsoft Outlook, ein paar Spiele. Und dann gibt es da noch einen speziellen passwortgeschützten Bereich. Seit wir uns kennen, erzählt Robert mir, dass unter den Dokumenten, die er bei der Amtsübergabe unterzeichnet hatte, eines war, in dem er gelobte, Personen ohne Passwort niemals unautorisierten Zugang zu gewähren, völlig unabhängig davon, in welcher Beziehung er zu diesen Personen stand. Als er mir das erste Mal davon erzählte, habe ich gelacht und gesagt: »Erinnert mich daran, wie Al Pacino Diane Keaton gesagt hat, sie solle ihn niemals nach seinen Geschäften fragen.« Robert lachte nicht. Also ließ ich die Sache auf sich beruhen.
    Doch seit meinem Umzug nach L . A. beginne ich jeden Tag mit einem Versuch, das Passwort zu knacken. Von der anderen Seite des Zimmers habe ich beobachtet, wie er es eingibt, und ich bin mir fast sicher, dass er fünfzehn Stellen eingetippt hat. Es ist schwer, ganz sicher zu sein, weil er es so rasch eingibt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es fünfzehn sind. Und so unternehme ich jeden Morgen vor dem Frühstück einen Versuch, den Code zu knacken. (Ich muss dazu erklären, dass ich wirklich und wahrhaftig nicht misstrauisch war, ich hatte auch keinerlei Zweifel an Roberts Charakter. Es war einfach nur ein Spiel, das ich zum Spaß begonnen hatte und dann aus purer Gewohnheit weiterverfolgte. Nach Eingabe eines falschen Passworts sperrte der Computer den Zugang zum Bereich für die nächsten dreißig Minuten und startete automatisch den Bildschirmschoner, ein Bild von Magic Johnson bei einem Hakenwurf im Spiel gegen die Celtics. Robert liebt die Lakers. Er ist in Los Angeles geboren und aufgewachsen und hält nicht viel von Fußball oder Baseball oder überhaupt irgendeinem Sport außer Basketball, und da speziell eben von den Los Angeles Lakers. Und so gieße ich mir jeden Morgen eine Tasse Kaffee ein, schütte eine Handvoll Knuspermüsli in eine Schüssel, gebe Joghurt und ein paar Beeren darüber, setzte mich an den Schreibtisch und wünsche Magic Guten Morgen. Es macht Spaß. Und es ist harmlos. Oder es war harmlos, bis zu diesem Morgen auf Hawaii.)
    Ich war mir seit langem sicher, dass sein Passwort irgendwie mit den Lakers zu tun haben musste , und so versuchte ich jeden Morgen irgendeine Kombination von Spielernamen mit fünfzehn Buchstaben: KobexMagicxWest, MagicJohnson123, WorthyAndJabaar . Keins davon funktionierte, und das erwartete ich auch nie. Das war es ja, mich hat nie wirklich interessiert, was hinter der verschlossenen Tür zu finden wäre. Bis zu diesem Morgen in meiner Hochzeitssuite auf Kauai, wo mir, während sich draußen die Palmen wiegten und die Papageien kreischten und die Wellen, das Meer und eine Masseurin auf mich warteten, inmitten all dieser Seligkeit eine lustige Idee kam. Im Kopf addierte ich die Buchstaben: sechs, dann fünf, dann vier. Es ergab fünfzehn, und es war einfach zu komisch, um es nicht auszuprobieren. Mit der Unschuld, die nur in der Seele einer frisch Vermählten zu finden war, nahm ich einen Schluck Kaffee und gab das Passwort ein, das mir die Geheimnisse meines Mannes offenbaren sollte:
    ScheißLarryBird.
    Und dann war ich hinter der verschlossenen elektronischen Tür, in einem Korridor, der Gott weiß wohin führte. Vermutlich war das, was ich gerade getan hatte, total illegal. Ernsthaft illegal. Vielleicht musste mein Mann mich jetzt verhaften, mir den Prozess machen und mich ins Gefängnis bringen. Bei dem Gedanken huschte mir ein Lächeln über die Lippen; mir war klar, dass ich nun einen Weg finden musste, um keine Spuren zu hinterlassen.
    Dann begann ich zu lachen. Scheiß Larry Bird? Ernsthaft? Keine Ahnung, wie ich überhaupt darauf gekommen bin. Roberts Standardwitz geht so, dass er Kriminelle nicht hasst, sondern nur Gerechtigkeit will und die Boston Celtics demnach die einzigen Leute sind, die er hasst. Aber ich habe ihn nie sagen
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