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Was starke Männer schwach macht

Was starke Männer schwach macht

Titel: Was starke Männer schwach macht
Autoren: KARA LENNOX
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die gleichen Argumente auf, mit denen sie bereits ihre Eltern überredet hatte, ihr die Bar zu überlassen. Allerdings war ihnen sowieso egal, was mit dem Laden passierte, solange er nur Geld einbrachte.
    Trotz der schmutzigen Fassade hatte Julie auf den ersten Blick das Potenzial der Bar erkannt. Trey würde noch sein blaues Wunder erleben! Als sie ihm seinen Ring zurückgab, hatte er behauptet, dass sie es ohne seine Hilfe sowieso zu nichts bringen würde. Sie würde es ihm und seiner Familie schon noch beweisen!
    Außerdem brauchte sie nach der katastrophalen Trennung dringend etwas, das nur ihr gehörte und das ihr niemand mehr nehmen konnte.
    Julie drehte sich um, um die Gläser weiterzuzählen. Leider war das bisherige Ergebnis ihrer Inventur ziemlich deprimierend und ernüchternd.
    „ Brady’s ist eine echte Institution hier im Viertel“, sagte Tony verstört. „Sie können die Bar doch nicht einfach dichtmachen.“
    „Leider bleibt mir keine andere Wahl“, antwortete Julie sachlich. „Ich habe nämlich keine Ahnung davon, wie man eine Bar führt, dafür aber einen Tearoom.“ Sie hatte ein Jahr lang das Lochinvar’s gemanagt, den ach-so-schicken Tearoom im Bailey-Davidson’s – dem erstklassigen Kaufhaus, das der Familie ihres Exverlobten gehörte.
    Belinda’s Tearoom würde noch viel angesagter werden als das seit fünfzig Jahren unveränderte Lochinvar’s, zu dessen Klientel vor allem alte Damen gehörten. Julie wollte junge Gäste anziehen – gut situierte und schicke Menschen, die sonst die Bistros im BishopArtsDistrict bevölkerten.
    „Aber Brady’s ist eine richtige Goldgrube“, wandte Tony ein und folgte Julie beharrlich, als sie zum nächsten Gläserbord ging. „Die Bar war fast jeden Abend voll, und die Leute konnten einiges vertragen.“
    „Was für eine verlockende Vorstellung“, antwortete Julie sarkastisch. „Ich habe mal einen Blick in die Buchhaltung geworfen. Die Bar mag vielleicht gut frequentiert sein, aber die Gäste konsumieren einfach zu wenig. Der Profit des Brady’s ist in der letzten Zeit dermaßen in den Keller gegangen, dass die Konten praktisch leergeräumt sind.“
    Tony war nicht überrascht. „Brady hat das Geld immer so schnell ausgegeben, wie er es eingenommen hat. Meistens, um anderen Menschen bei ihren Problemen zu helfen. Er hatte ein sehr weiches Herz. Er hat sogar kostenlose ThanksgivingEssen für Obdachlose organisiert.“
    „Wirklich?“, fragte Julie erstaunt. Ihrer Mutter hatte Onkel Brady alles andere als selbstlos dargestellt. „Das klingt ja richtig sympathisch.“
    „Kannten Sie ihn denn gar nicht?“
    „Nicht wirklich. Trotzdem, die Buchhaltung ist eindeutig.“ Julie hatte auf dem Community College BWL-Kurse belegt und kannte sich mit Buchhaltung aus. „Das Brady’s hat so gut wie keinen Gewinn abgeworfen.“
    „Okay, vielleicht ist die Bar doch keine Goldgrube, aber das könnte sich ändern. Mit den richtigen Managementfähigkeiten …“ Tony sah Julie vielsagend an.
    „Ich habe mich schon genau informiert. Die Bevölkerungsstruktur im Viertel ändert sich gerade. Noch ein paar schicke Läden mehr in dieser Straße, und Oak Cliff ist total in. Belinda’s Tearoom wird bestimmt fantastisch laufen.“
    Julie war auf schnellen Profit angewiesen. Ihre hochintelligente Schwester hatte nämlich einen Platz an einer Elite-Universität bekommen, und da die Davidsons ihre Ausbildung nach der geplatzten Verlobung bestimmt nicht mehr finanzieren würden, musste Julie sich dringend etwas anderes einfallen lassen, um die horrenden Studiengebühren bezahlen zu können.
    Selbst mit einem Stipendium würden die Ausgaben enorm sein. Ihre Eltern konnten das unmöglich finanzieren. Sie hatten selbst kaum genug zum Leben.
    Außerdem hatte der Immobilienmakler Julie davon abgeraten, das Haus zu verkaufen. Er hatte gesagt, dass es Monate oder vielleicht sogar Jahre dauern würde, bis sie einen vernünftigen Preis für das Brady’s bekam. Und dass die Hypotheken, die auf dem Gebäude lagen, den Verkaufserlös sowieso auffressen würden.
    Da war die Idee mit dem Tearoom doch viel vernünftiger. Das alte Inventar würde sie einfach verkaufen – die Flipperautomaten oder die Neonschilder hatten bestimmt einen gewissen Sammlerwert. Mit dem Erlös und ihren eigenen Ersparnissen konnte sie diese Bar in eine schicke und zugleich behagliche Oase verwandeln, die sie und ihre Familie in den nächsten Jahren finanziell über die Runden bringen
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