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Was sich liebt das raecht sich - Roman

Was sich liebt das raecht sich - Roman

Titel: Was sich liebt das raecht sich - Roman
Autoren: Sasha Wagstaff
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drangsaliert hatten, weil er ein hübscher Kerl und deswegen aus ihrer Sicht eindeutig schwul gewesen war.
    Ace war damals schon viel zu charmant gewesen, um je richtig ärgerlich zu sein. Darum hatte er den Jungs, die Jerry aufgezogen hatten, gut gelaunt erklärt, sie sollten abhauen und jemand Hässlichen auftreiben, den sie ärgern könnten, und Jerry den scherzhaften Tipp gegeben, seine Schönheit zu bewahren, da sich damit schließlich jede Menge Geld verdienen ließ. Danach hatte er großzügig seinen Kart mit ihm geteilt, damit auch Jerry endlich fahren konnte, und weil sie noch immer beste Freunde waren, teilten sie sich auch sein Apartment in Bel Air.
    »Was machst du denn hier?« Jerry verfolgte mit zusammengekniffenen Augen, wie Allegra ihren Körper wie eine Schlange um seinen Kumpel wand.
    Sie bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick. » Dich will ich bestimmt nicht sehen.« Dann wandte sie sich wieder an Ace. »Ich bin mit meinem eigenen Wagen da. Treffen wir uns bei dir?«
    Ace nickte und verfolgte, wie sie mit wogenden Hüften in Richtung ihres schicken silbernen Cabrios schlenderte. »Du könntest ruhig ein bisschen netter zu ihr sein«, schalt er seinen Freund, sah ihn allerdings gleichzeitig mit einem netten Lächeln an.

    Jerry erschauderte. »Allegra ist einfach eine totale Nervensäge! Sie ist wie eine Wespe, die immer dann auftaucht, wenn man sich amüsiert, und einem den ganzen Spaß verdirbt. « Natürlich gab es noch andere Gründe dafür, Aces Freundin zu verabscheuen, aber davon sprach er lieber nicht. »He, solltest du dich nicht noch von deinen Leuten verabschieden, bevor sie heute Abend nach England fliegen? «, fragte er.
    Ace riss entsetzt die Augen auf. »Scheiße, Jerry, ich habe total die Zeit vergessen!« Damit sprang er in seinen Wagen und schoss in Richtung der Villa seiner Familie davon.
    Jerry sah ihm hinterher und fragte sich, wie lange Allegra wohl in ihrer Wohnung sitzen würde, ehe sie begriff, dass Ace nicht kam. Grinsend schwang er sich hinter das Lenkrad seines eigenen Gefährts und steuerte die nächste Kneipe an.
    Mühsam schleppte Savannah Summers eine Kiste in den fünften Stock des Hauses, in dem ihre kleine Wohnung lag. Sie stöhnte, als sie ihre verrückte alte Nachbarin Rhea – wie immer in einem viel zu großen gefütterten Anorak, knöchelhohen marineblauen Stiefeln und mit ihrer verschlissenen Einkaufstasche in der Hand – den Flur herunterschlurfen sah.
    Sie wollte jetzt nur noch allein sein, doch als Rhea sie entdeckte, lag in ihren trüben Augen wahres Mitgefühl. »Na, wie geht’s dir, Kleine?«, fragte sie.
    »Ich kann ehrlich behaupten, dass ich schon auf schöneren Beerdigungen war«, erwiderte Savannah. Was eindeutig nicht gelogen war. Beerdigungen waren generell nicht gerade amüsant, aber der billige Sarg, die fehlenden Blumen und die winzige Trauergemeinde hatten die heutige Veranstaltung zu etwas Erbärmlichem gemacht.

    Rhea kratzte ihr behaartes Kinn. »Dann waren also nicht viele Leute da?«
    Savannah zuckte mit den Schultern und senkte den Kopf, sodass ihr dunkelrotes Haar vor ihre Augen fiel.
    »Armes Ding.« Rhea schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. Savannah war ein zähes, kesses Mädchen mit einem Ego in der Größe von Manhattan, aber hinter der Fassade hatte sie ein großes Herz. Sie fuchtelte mit einem Finger vor dem Gesicht der jungen Frau herum. »Du solltest deinen Vater finden.« Um ihre Worte zu bekräftigen, nickte sie mit dem Kopf. »Er schuldet dir etwas. Und vor allem ist es so, dass du außer ihm jetzt niemanden mehr hast.«
    Als sich Rhea murmelnd wieder in Bewegung setzte, trug Savannah ihre Kiste in die Wohnung und stellte sie dort auf ihr Bett. Sie enthielt die Habe ihrer Mutter, und Savannah spähte unglücklich hinein. Die beiden abgetragenen Kostüme mit halb abgerissenen Pailletten und verblichenen Federn, das gute Dutzend Fotos und die wenigen Stücke billigen Modeschmucks waren die jämmerlichen Überreste eines bewegten Lebens, dachte sie.
    Wütend trat sie auf die Kakerlake, die unter dem Bett hervorgekrochen war, und starrte aus dem winzigen Fenster dorthin, wo in einiger Entfernung das Empire State Building zu sehen war. Es erhob sich majestätisch über der dunstigen Skyline von New York, und die gelben und roten Lichter verliehen dem dunklen Himmel einen warmen Glanz.
    Sie warf sich auf das Bett. Was, wenn sie so wie ihre Mutter endete? Allein, dem Alkohol verfallen … einfach jämmerlich. Am
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