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Was Menschen gutes tun

Was Menschen gutes tun

Titel: Was Menschen gutes tun
Autoren: Andy Mangels
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Historiker sie verorten. Oder dieses Piratenschiff, das kaum Warp zwei erreicht hat und trotzdem irgendwie die
Enterprise
einholen konnte, die zu diesem Zeitpunkt mit annähernd Warp fünf unterwegs gewesen sein muss …«
    Jake unterbrach ihn mit erhobener Hand. »Du rennst bei mir offene Türen ein, Nog.« Er stand auf und versuchte die Kreuzschmerzen zu ignorieren, die ihn plagten, während er zum Kamin hinüberging, um mit einem der eisernen Schürhaken, die er daneben aufbewahrte, das Feuer anzufachen. Frische Flammen loderten empor, und sofort breitete sich neue Wärme in seinem ganzen Körper aus.
    »Aber da ist trotzdem eine Sache, die mich nach wie vor an der ganzen Angelegenheit stört«, sagte er, als er zu seinem Stuhl zurückkehrte. »Ich finde es ziemlich seltsam, dass man Tuckers offizielles Todesdatum die ganzen Jahre über völlig falsch verzeichnet hat. Ich weiß, dass die Geschichte voll von solchen kleinen Fehlern ist, die irgendwann jedermann als Tatsachen akzeptiert. Aber ich frage mich, ob diese
spezielle
Abweichung wirklich ein so unschuldiger Ausrutscher war – oder ob hier nicht jemand sehr bedacht gehandelt hat.«
    »Wie gesagt«, gab Nog schulterzuckend zurück. »Vielleicht hat irgendjemand das Datum absichtlich falsch verzeichnet, um es schwerer zu machen, die echte Geschichte von Charles Tucker aufzudecken.«
    »Oder vielleicht hat dieser jemand gehofft, dass sich irgendwann zwei alte Käuze, die nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen, sinnlos den Kopf darüber zerbrechen.« Jake grinste.
    Nog erwiderte das Grinsen und zeigte dabei zwei Reihen unregelmäßiger, scharf geschliffener Zähne. Doch nur einen Moment später verschwand das Lächeln des Ferengi wieder und wurde durch einen nachdenklicheren Ausdruck ersetzt. »Ernsthaft, Jake, wir haben hier womöglich ein Problem, jetzt, da wir wissen, was wir wissen. Und wir müssen eine schwierige Entscheidung treffen.«
    Jake nickte verstehend. »Veröffentlichen wir diese Dinge? Oder behalten wir sie für uns?«
    »Du warst ein Nachrichtenreporter, bevor du Romanautor wurdest«, sagte Nog. »Ich denke, ich kann erraten, wie du entscheidest.«
    Erneut nickte Jake. »Und du hättest recht.« Sowohl der Journalist als auch der Schreiber in ihm schrien geradezu danach, diese Entdeckung publik zu machen, ganz gleich, ob sie sein Verdienst war oder nicht.
    Zumindest wollte er die Geschichte publiziert sehen, sofern alle beigefügten Dokumente einer genaueren Überprüfung standhielten.
Und dem hellen Licht der Nüchternheit morgen früh
, dachte er, während sein reuevoller Blick zu der leeren Weinflasche wanderte.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre, Jake. Zumindest jetzt noch nicht.«
    »Warum?«, fragte Jake erstaunt. »Nichts von alldem ist als geheim eingestuft, ansonsten hättest du es mir nicht zeigen können.«
    »Magst du Western, Jake?«, fragte Nog völlig unerwartet.
    »Western? Wie in Romanen? Wie Louis L’Amour oder Larry McMurtry?«
    »Nein, Western wie in Filmen«, sagte Nog, und auf seinen Zügen hielt ein geradezu jugendlicher Eifer Einzug. Einen Moment lang weckte der Anblick in Jake die Sehnsucht nach jenen sorglosen Tagen, die sie gemeinsam damit verbracht hatten, unter Constable Odos wachsamen Augen auf dem belebten Promenadendeck von Deep Space 9 Unsinn zu treiben.
    »Western«, fuhr Nog fort, »wie die von John Ford, einem Menschen-Flachbildregisseur des zwanzigsten Jahrhunderts. Ich habe seine Arbeiten während des Kriegs kennengelernt, als ich in Vics Appartement auf Genesung gewartet habe.«
    Jake erinnerte sich sehr gut an jene Tage. Die Höhepunkte, wie die Rückeroberung von DS9 durch die Alliierten oder den letztendlichen Sieg über Cardassia Prime, waren glorreich gewesen. Die Tiefpunkte, etwa der Mord an Jadzia Dax oder der Zwischenfall bei AR-558, der Nog sein Bein gekostet hatte, grauenvoll.
    Nog hatte immer lieber über Flachbildfilme als über die Wirklichkeit gesprochen, aber Jake erinnerte sich nicht mehr an die speziellen Werke, auf die sich sein Freund hier bezog. »Ich warte noch immer geduldig darauf, dass du anfängst, irgendetwas zu sagen, das für mich einen Sinn ergibt, Nog.«
    In gespielter Verzweiflung schüttelte Nog den Kopf. »Jake, erinnerst du dich nicht mehr an das Ende von
Der Mann, der Liberty Valance erschoss

    Endlich begann Jake zu begreifen. Er erinnerte sich
tatsächlich
an diesen besonderen Film – vor allem an sein Ende, das er für deutlich
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