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Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Titel: Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Autoren: Elinor Ostrom Silke Helfrich
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Umweltbedingungen und in ihrer jeweiligen Kultur funktionieren, dann gibt es nur einen Weg: hingehen und Feldstudien durchführen.
    Ich war und bin mit zahlreichen Kontakten zu wunderbaren Kollegen und Studenten gesegnet, die jahrelang die Welt bereist haben, um solche Untersuchungen durchzuführen. Inzwischen haben wir ein großes Netzwerk von Forschungsinstitutionen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Viele von diesen gehören zum Internationalen Verband für die Erforschung der Gemeingüter (IASC, International Association for the Study of the Commons ), der alle zwei Jahre zu einem großen Treffen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit lädt. Zahlreiche Kollegen sind mit der Untersuchung von Regulierungsformen in staatlichen, privaten oder selbst verwalteten Wäldern und den Auswirkungen dieser Regulierungen auf die nachhaltige Entwicklung befasst. Die Einsichten aus diesen Forschungen haben ganz erhebliche Konsequenzen für das Verständnis von Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik. Akademiker, Entwicklungspolitiker, Geldgeber, internationale Organisationen, Regierungen und die Bürger selbst müssen sich eines immer wieder aufs Neue vor Augen führen: Keine Regierung der Welt kann die ganze Palette an Wissen, Instrumenten und Sozialkapital entwickeln, die nötig ist, um nachhaltige Entwicklungsprozesse zu fördern.
    All diese Dinge müssen ständig an die kulturellen und ökologischen Verhältnisse vor Ort angepasst werden. Das ist eine gewaltige Aufgabe, weshalb ich Folgendes zu behaupten wage: Jeder noch so umfassende Maßnahmenkatalog, der in einem große Territorium Anwendung finden soll, ist zum Scheitern verurteilt. Denn große Territorien haben immer ökologische Nischen. Die Bedingungen an einem Ort dieses Territoriums können von denen an einem anderen Ort desselben Territoriums sehr verschieden sein.
    Eine wesentlich erfolgreichere Strategie besteht demnach darin, die Fähigkeiten der Menschen zur Selbstorganisation und zur Kooperation zu stärken. Es sind nämlich die Nutzer selbst, die vor Ort den besten Einblick in diekonkreten Bedingungen haben. Dieses Vorgehen ist sinnvoller, als nach theoretisch optimalen institutionellen Lösungen zu suchen.
    Institutionen. Oder was Gemeingüter brauchen
    Der Staat kann eine Menge tun, um Selbstverwaltung zu unterstützen. Er kann effiziente und faire rechtsstaatliche Verfahren absichern. Er kann wirksame Eigentumsrechte durchsetzen oder Infrastrukturprojekte durchführen, die den lokalen Rahmen sprengen, etwa Bundesstraßen bauen. Am Beispiel der Bewässerungssysteme lässt sich das gut beobachten. Solche Systeme haben entscheidenden Einfluss auf das wirtschaftliche Vorankommen der Entwicklungsländer. Doch oft wird in der Planung und Durchführung die meiste Kraft in das Sachkapital gesteckt. Da geht es um Dämme und Wasserleitungen, um Überläufe und Kanäle. Diese Dinge sind für die Gesamtleistung eines Bewässerungssystems natürlich auch wichtig, und trotzdem sind wir mit der Tatsache konfrontiert, dass die technisch sehr weit entwickelten Systeme oft nicht nachhaltig sind, weil die geschaffenen Anreize und die zum Erhalt dieser Systeme geschaffenen Institutionen in vielerlei Hinsicht versagen. Die Planer großer Bewässerungsprojekte in Entwicklungsländern – große Projekte werden in der Regel den kleinen vorgezogen – sind fast ausschließlich mit ingenieurtechnischen Fragen befasst. Dabei vernachlässigen sie häufig die organisatorischen Aspekte. Projektingenieure stehen zudemoft unter erheblichem Druck, die technischen Fragen rasch zu lösen. Dabei missachten sie die vorhandenen Sozialstrukturen. Nur wenige Ingenieurschulen bieten überhaupt Kurse zu Themen wie Eigentumsrecht oder zu institutionellen Fragen an. Ingenieure werden in der Regel so ausgebildet, dass sie am Ende denken, die physische Infrastruktur sei bereits »die ganze Miete«.
    Diese technische Schlagseite führt zu völlig falschen Anreizen, weswegen die Bauern in diesen Großprojekten am Ende nicht selten mit bizarren Verlockungen konfrontiert sind. Weil es keine Kontrolle über die verfügbare Wassermenge gibt, ist zum Beispiel die Versuchung groß, nichts zur Systemwartung beizutragen. Außerdem fließen hohe Investitionssummen oft durch die Hände von Politikern, die damit ihre Macht sichern und ihren Wohlstand mehren. Es ist nicht davon auszugehen, dass hier konkrete, lokale Entwicklungsbedingungen besondere Berücksichtigung finden. Eine Region mit
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