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Was fuer eine Nacht Cowboy

Was fuer eine Nacht Cowboy

Titel: Was fuer eine Nacht Cowboy
Autoren: Anne Mcallister
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schluckte schwer.
    „Bist du … mir böse?”
    Sie starrte ihn an. “Böse?” wiederholte sie. “Nein.” Langsam schüttelte sie den Kopf. Eine geraume Weile schaute sie ihm in die Augen, senkte kurz ihren Blick und begegnete seinem dann wieder. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    “Eigentlich bin ich dir sehr dankbar, Noah.“

    So. Sie hatte es hinter sich gebracht. Sie hatte ihn wiedergesehen – diesmal war er bei Bewusstsein gewesen - und sie war heil davongekommen. Es war ihr sogar gelungen, ihm berufsmäßig höflich gegenüberzutreten.
    Jetzt spielte es keine Rolle mehr, dass ihre Hände zitterten, während sie zum Schwesternzimmer hinüberging. Es machte ihr auch nichts aus, dass sich ihr der Magen fast umdrehte und ihre Kehle sich wie zugeschnürt anfühlte.
    Er wusste das ja nicht. Und das allein war wichtig. Das und dass sie es schaffte, ihm gegenüber gleichgültig zu bleiben, bis er weiterzog.
    “Was gibt es denn?” erkundigte sich Nita Long Reach. “Du siehst ja aus, als wärst du einem Geist begegnet.”
    Tess schüttelte den Kopf. “Ich habe nur Hunger”, log sie und wusste, jeder Bissen würde ihr im Hals stecken bleiben. “Ich habe nichts zu Mittag gegessen.”
    “Du arbeitest ja auch zuviel.”
    “Wir arbeiten alle zuviel.”
    “Aber du besonders. Du brauchst etwas Erholung. Ferien, ein bisschen Freude in deinem Leben”, behauptete Nita.
    “Ich habe ein bisschen Freude in meinem Leben”, erwiderte Tess. Verstohlen wischte sie ihre feuchten Hände an der weißen Hose ab. Wenigstens zitterten ihre Finger nicht mehr so.

    “Abgesehen von Susannah”, wandte Nita geduldig ein. “Du brauchst doch noch etwas mehr als eine Tochter und einen Job.”
    “Ich soll mich mal amüsieren, meinst du?“
    Nita lachte. „Ja, mit einem Mann.”
    “Nein, danke.” Tess hätte das mit viel mehr Nachdruck gesagt, wenn sie nicht fürchtete, Nita würde ihre Reaktion als übertrieben bewerten. Sie nahm ein paar Krankenblätter zur Hand und sah sie durch.
    “Derek ist doch interessiert.” Es war nicht ganz unbemerkt geblieben, dass Derek Mallon, der neue praktizierende Gynäkologe im Ort, überall dort auftauchte, wo Tess Montgomery hinging. “Entweder das oder aber er hat eine Menge Zeit übrig. Nita kicherte. “Warum erscheint er sonst so oft bei uns in der Orthopädie?“
    “Vielleicht ist er an dir interessiert.”
    “Ich bin zwanzig Jahre älter als er und fünfzig Pfund schwerer.”
    “Liebe macht blind”, erklärte Tess trocken. Liebe machte auch dumm und bereitete einem unnützerweise Kummer, aber das fügte sie nicht hinzu.
    “Nun, wenn du Derek nicht willst, wie wäre es dann mit jemand anderem.
    Möchtest du einen Cowboy?”
    “Was?” Fast hätte Tess die Karteikarten fallen lassen.
    Nita entging das nicht. Nachdenklich musterte sie Tess. “Ich wollte dich mit niemandem verkuppeln, falls du das befürchtest. Ich dachte nur, ob dir die beiden Rodeocowboys gefallen? Sie sehen doch beide sehr gut aus. Im Moment sind sie ein bisschen mitgenommen, aber wenn die blauen Flecken verblassen…”
    “Nein”, meinte Tess tonlos. “Ich will keinen Cowboy.” Nie wieder, setzte sie im stillen hinzu.

    Ich bin dir sehr dankbar.
    Die Worte konnte Noah nicht vergessen. Was zum Donnerwetter hatte Tess damit sagen wollen?
    Weil er ihr die kindlichen Phantasien genommen hatte? Weil er sie geliebt und verlassen hatte? Weil er ihre Jungmädchenträume zunichte gemacht und ihr beigebracht hatte, wie Männer in Wirklichkeit waren?
    Oder hatte sie das nur sarkastisch gemeint?
    Vermutlich. Nun, das hatte er wohl verdient.
    Schließlich nahm er eine Schmerztablette. Und vier Stunden später noch eine.
    Und dann wieder eine.
    Sie machten ihn benommen und linderten seine Schmerzen. Er döste vor sich hin und träumte. Im Geiste sah er viele Pferde, viele Kilometer Straße … und erinnerte sich an Tess.
    “Hast du Platz für einen Heimatlosen?” hatte er sie an dem Tag, als er entlassen wurde, halb im Scherz gefragt.
    Sie hatte große Augen bekommen, geschluckt und geblinzelt. Ein scheues Lächeln hatte sich auf ihrem Gesicht gezeigt. “Ich glaube schon.“

    Also hatte sie ihn mit zu sich nach Hause genommen. Er hatte kein Geld gehabt, war hungrig und sein Kopf schmerzte noch. Sie war nett und fürsorglich gewesen. Und sie hatte sich so liebevoll um ihn gekümmert, wie er es seit dem Tod seiner Mutter, als er vier gewesen war, nicht mehr erlebt hatte.
    Vielleicht lag es an ihrer Fürsorge
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