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Was Einstein seinem Papagei erzaehlte - die besten Witze aus der Wissenschaft

Was Einstein seinem Papagei erzaehlte - die besten Witze aus der Wissenschaft

Titel: Was Einstein seinem Papagei erzaehlte - die besten Witze aus der Wissenschaft
Autoren: Christian Hesse
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Niemand hat dies in den letzten beiden Jahrzehnten klarer zum Vorschein gebracht als der amerikanische Physikprofessor Alan Sokal in einem für die sozialwissenschaftliche Zeitschrift
Social Text
geschriebenen Essay. Es handelt sich um einen inhaltlich mit Absicht völlig sinnverqueren, aber von postmodernistischem Geschwafel überquellenden Beitrag, den Sokal nach Veröffentlichung durch die angesehene Zeitschrift als reine Posse enttarnt hat.
    Keine Posse
    Jürgen Habermas ist einer der bedeutendsten Soziologen der Gegenwart. Wie weithin bekannt ist, leidet Habermas an einer Hasenscharte, aufgrund dessen seine Reden mit vielen Zisch- und Krächzlauten gespickt sind und zudem ausgesprochen nasal klingen.
    Im Anschluss an die öffentliche Antrittsvorlesung des Gelehrten in Frankfurt waren Fragen zugelassen. Anwesend bei der Veranstaltung war auch der junge Student Tim, seit vielen Jahren großer Verehrer des weltberühmten Wissenschaftlers. Auch Tim war als Kind nur unvollkommen an seiner Hasenscharte operiert worden und litt unter demselben Sprachfehler wie sein Idol. Tim war derart fasziniert von Habermas’ Vortrag, dass er in der anschließenden Fragestunde als Erster aufsprang, um mit seinen Zisch- und Krächzlauten dem Professor eine Frage zu stellen. Alle, die Tim nicht kannten, hielten es für eine perfide Stimmenimitation. Er wurde ausgebuht und, für ihn noch schlimmer, vom verehrten Professor durch Nichtachtung gestraft.
    In seiner Satire kompiliert Sokal ausgesprochen abenteuerliche Meinungen, etwa dass die psychoanalytischen Spekulationen von Jacques Lacan kürzlich durch die physikalische Quantenfeldtheorie Bestätigung gefunden hätten oder dass das mathematische Gleichheitsaxiom der Mengenlehre in Analogie zum entsprechenden Begriff im Feminismus stehe.
    Alles, einschließlich des Titels:
    Grenzüberschreitung: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation
    war dabei in grandios einschüchternder Weise formuliert. Sokal hatte seinen Artikel so angelegt, dass jeder bessere Physik- oder Mathematik-Student ihn als Parodie erkannt hätte, er aber gleichzeitig in den Ohren von nicht wenigen Soziologen offenbar gut klang. Immerhin auch in den Ohren der renommierten Herausgeber von
Social Text
, die ihn unverändert zur Veröffentlichung annahmen und sich dadurch ordentlich blamierten.
    Mein Hauptsatz der empirischen Sozialwissenschaft
    Wenn eine neue sozialwissenschaftliche Theorie schließlich so formuliert ist, dass sie getestet werden kann, ist sie aufgrund sich ändernder gesellschaftlicher Umstände bereits veraltet.
    Ehrlicherweise muss ich hinzufügen, dass genau das auch für diesen Hauptsatz gilt. Kann sein, dass es schon nach Mitternacht war, als ich ihn schrieb.
    Anti-Rhetorik.
Ich gewinne bisweilen den Eindruck, dass ein wichtiger Aspekt mancher Teile der geisteswissenschaftlichen Forschung in Form von Sprachornamentik gegeben ist. Betrachten Sie etwa eine schöne Formulierungstirade der Philosophin, Gender-Theoretikerin und Rhetorik(!)-Professorin Judith Butler. Frau Butler hat für den folgenden Satz einen nicht ganz erstrebenswerten Preis zugesprochen bekommen: Sie wurde zur Siegerin erklärt im
Bad Writing Contest
des Jahres 1998. Und hier ist der gekürte Satz, der in einem ihrer Artikel für die wissenschaftliche Zeitschrift
Diacritics
auftaucht: »The move from a structuralist account in which capital is understood to structure social relations in relatively homologous ways to a view of hegemony in which power relations are subject to repetition, convergence, and rearticulation brought the question of temporality into the thinking of structure, and marked a shift from a form of Althusserian theory that takes structural totalities as theoretical objects to one in which the insights into the contingent possibility of structure inaugurate a renewed conception of hegemony as bound up with the contingent sites and strategies of the rearticulation of power.»
    Eine deutsche Übersetzung von Steven Pinker lautet:
    «Der Schritt von einer strukturalistischen Erklärung, nach deren Verständnis das Kapital soziale Beziehungen auf relativ homologe Weise strukturiert, zu einer hegemonialen Ansicht, nach der Machtbeziehungen Wiederholung, Konvergenz und Reartikulation unterworfen sind, führte die Frage der Temporalität in die Überlegungen zur Struktur ein und markierte einen Wechsel von einer Form Althusser’scher Theorie, die strukturelle Totalitäten als theoretische
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