Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was Die Liebe Naehrt

Was Die Liebe Naehrt

Titel: Was Die Liebe Naehrt
Autoren: Anselm Gruen
Vom Netzwerk:
Folgen für die Beziehung von Mann und Frau hat, ja eine
     wesentliche Gefährdung dieser Beziehung darstellen kann. Dies ist der Fall, wenn der Verlust der Transzendenz dazu führt, dass man sich zu sehr auf den
     anderen fixiert –, so sehr, dass man vom Partner oder der Partnerin etwas erwartet, was letztlich nur die Transzendenz zu geben vermag. Gespür für
     Transzendenz vermag die Beziehung zu entlasten. Wenn ich immer nur auf den anderen schaue, werde ich entweder zum Kontrolleur oder zum beobachtenden
     Analysierer – oder aber es wird langweilig. Damit eine Beziehung gelingt, darf man sich gerade nicht ständig anschauen, sondern muss gemeinsam in die
     gleiche Richtung blicken. Das meint: Man sollte entweder grundlegende Werte teilen oder gemeinsame Ziele im Blick haben. »Die gleiche Richtung«, das kann
     ein Projekt sein, wie etwa das Projekt der Familie mit Kindern. Oder es kann eine gemeinsame Aufgabe sein, die zwei Menschen auch innerlich
     verbindet. Aber auch solche Richtungen sind bald ausgeschöpft. Esbraucht noch mehr: eine Richtung, die nicht abgeschritten werden kann,
     die einen unendlichen Raum eröffnet. Das ist die Richtung der Transzendenz.
    Der Schweizer Philosoph und Psychologe Jean Gebser bestätigt im Blick auf das Zeitphänomen des Materialismus diese Sicht und sei deswegen mit seiner
     Einschätzung noch angeführt. Gebser ist davon überzeugt, der Materialismus werde die Beziehungslosigkeit verstärken. Er schreibt: »Jede zu weit gehende
     Betonung der materiellen Seite des Lebens züchtet, ja überzüchtet die Egozentrik, bis sie schließlich in vollständige Beziehungslosigkeit ausartet. Ein
     Mensch aber, der zeit seines Lebens alle Erfahrungen, die er macht, nur dahin ausnutzt, seine Ichsucht zu steigern und zu befriedigen, schnürt sich selber
     von den echten Bezügen ab: von denen zum eigenen Wesen, von denen zum Mitmenschen, von denen zu den ewigen Werten.«

Vier Dimensionen gelingender Beziehung
    Ich möchte im Folgenden nicht tiefer auf die Gründe für die Beziehungslosigkeit eingehen. Ich will die Beziehungslosigkeit einfach
     beschreiben, wie sie mir begegnet, und zwar in den vier Bereichen, die dann auch positiv zu entfalten sind: in der Beziehung zu mir selber, zu den Dingen,
     zu den Menschen und zu Gott.
Beziehung zu mir selber
    Viele Menschen haben die Beziehung zu sich selbst verloren. Sie leben einfach nur so vor sich hin. Sie funktionieren. Aber sie spüren
     sich selbst nicht. Sie haben keine wirkliche Beziehung zu ihrem Leib. Ein Manager erzählte mir, er jogge täglich, um sich körperlich fit zu halten. Er
     behandle seinen Leib als Maschine, die geölt werden müsse. Aber eine wirkliche Beziehung zu seinem Leib habe er in den letzten Jahren nicht gespürt. Sein
     Ziel war: sein Leib soll so funktionieren, dass er es ihm ermöglicht, die Arbeit zu leisten, die ihm zugemutet wurde. Aber er wohnte nicht in seinem
     Leib. Er spürte ihn nicht. Er war nicht in Beziehung zu ihm. In der geistlichen Begleitung mache ich die Erfahrung, dass dies bei vielen der Fall ist: Sie
     gehen ihren spirituellen Weg an ihrem Leib vorbei. Aber dann verwandelt sie die Spiritualität auch nicht. Siebleibt im Kopf hängen, hat
     aber keine Auswirkung auf den ganzen Menschen. Ein solcher Mensch spricht zwar von Spiritualität, aber seine Ausstrahlung ist nicht spirituell. Im
     Gegenteil – er strahlt oft genug seine verdrängten Aggressionen und Bedürfnisse aus.
    Viele haben nicht nur die Beziehung zu ihrem Leib, sondern auch zu ihrer Seele verloren. Sie hören nicht auf die leisen Impulse ihrer Seele. Sie sind
     sich unsicher in ihren Gefühlen. Weil die Gefühle unklar sind, haben sie die Beziehung zu ihnen aufgegeben. Wenn ihr Herz reagiert, versuchen sie, es zu
     übergehen und rein rational auf Worte und Erlebnisse zu reagieren. Sie haben Angst, sich auf ihre Gefühle einzulassen. Sie ahnen: Die Gefühle würden sie
     in die eigene Wahrheit führen. Doch die will man lieber außen vor lassen – die ist zu anstrengend. Die Beziehungslosigkeit der eigenen Seele gegenüber
     hat oft in der Angst ihren Grund. Es ist die Angst vor sich selbst, die Angst, dass die Gefühle einem sagen könnten: So wie du lebst, stimmt es nicht. Du
     musst dein Leben ändern. Andere übergehen ihre Emotionen, weil sie Angst haben, als emotional und als zu weich abgestempelt zu werden. Doch die
     Psychologie weiß: »Wenn wir keine Emotionen mehr zulassen wollten, wenn wir versuchten, sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher