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Was dein Herz nicht weiß

Was dein Herz nicht weiß

Titel: Was dein Herz nicht weiß
Autoren: S Park
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treffen.
    Und Soo-Ja? Sie arbeitete viel. Sie dachte an Yul und Eun-Mee und daran, dass die beiden ihre Eheprobleme wahrscheinlich in den Griff bekommen hatten. Sie konnte es nicht über sich bringen, in ihre Ehe einzudringen, darum hielt sie sich von den beiden fern. Jetzt, wo sie selbst nicht mehr verheiratet war, fühlte es sich nicht richtig an, mit Yul zu sprechen. Einmal sah sie ihn auf der Straße, als er gerade aus dem New-World-Einkaufszentrum kam. Sie drehte sich schnell um und ging in die andere Richtung, bevor er sie entdecken konnte. Wenn sie Abstand voneinander hielten, dachte sie, könnte wenigstens einer von ihnen beiden eine gute Ehe führen.
    Doch sie vermisste ihn und dachte fast jeden Tag an ihn, besonders abends im Bett, bevor sie einschlief. Das war vermutlich auch der Grund, warum sie so lange zögerte, ihm das geliehene Geld zurückzuzahlen – es war das Letzte, was sie noch miteinander verband, und wenn sie ihm das Geld gegeben hatte, gab es keinen Grund mehr, sich zu treffen. Aber sie begriff, dass sie endlich lernen musste, ihn loszulassen, und darum gab sie Hana einen Umschlag mit einem Scheck darin und bat sie, ihn bei Yul vorbeizubringen. Hana tat ihr den Gefallen. Das Mädchen war zwar neugierig, stellte aber keine Fragen. Nervös wartete Soo-Ja auf die Rückkehr ihrer Tochter. Sie hoffte, Hana würde ihr von seiner Reaktion berichten, aber als sie endlich kam, erzählte sie ihr, dass Yul gar nicht zu Hause gewesen war und sie den Umschlag bei der Hausangestellten hatte abgeben müssen. Soo-Ja versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen – es war so ernüchternd. Keine Nachricht von Yul, kein endgültiges Auf Wiedersehen. Soo-Ja nickte und ging wieder an die Arbeit, und so hätte die Geschichte enden können – ruhig und unspektakulär – , wenn, ja, wenn nicht Eun-Mee wieder in ihr Leben geplatzt wäre, zum dritten und letzten Mal.
    Eun-Mee kam gleich am nächsten Tag. Sie sah nicht so proper aus wie sonst: Ihr Haar hing lose herunter, ohne Nadeln oder Band. Auch ihre Kleider wirkten eher unauffällig. Sie trug eine lila Bluse mit großem Kragen, der ihr fast bis auf die Brust reichte; die weißen und blauen Streifen darauf passten zu denen auf ihrem Rock. Sie legte einen Umschlag auf den Tresen, aber Soo-Ja bemerkte nicht sofort, dass es derselbe war, den sie Hana gegeben hatte.
    »Deine Tochter hat das hier gestern in meinem Haus abgeliefert, nicht wahr?«, fragte Eun-Mee und musterte Soo-Ja von der anderen Seite des Tresens.
    Soo-Ja schloss die Geldschublade und bedachte Eun-Mee mit dem neutralen Gesichtsausdruck, den sie für schwierige Gäste reserviert hatte. »Er ist für Yul.«
    »Du weißt doch, dass Yul nicht mehr in meinem Haus lebt. Ich finde es ziemlich dreist von dir, das hier bei mir abzugeben.«
    Soo-Ja nahm den Umschlag und betrachtete ihn. Inzwischen sah er schmutzig und abgegriffen aus. Sie erkannte aber auch, dass er unversehrt war.
    »Keine Sorge, ich habe ihn nicht geöffnet. Eure armseligen Liebesbriefe interessieren mich nicht.«
    »Was meinst du damit, dass Yul nicht mehr bei dir lebt?«
    Eun-Mee antwortete nicht sofort. Sie starrte Soo-Ja ungläubig an. »Tu doch nicht so, als wüsstest du nicht, dass wir uns getrennt haben. Dein Mann hat dir bestimmt haarklein erzählt, was passiert ist.«
    »Mein Mann?«
    »Ja. Ich habe ihn getroffen, als ich ins Hotel kam, gleich nachdem Yul mich verlassen hatte. Ich dachte, er hätte sich hier einquartiert.«
    »Wann war das?«
    »In der Woche nach Seollal.«
    »In der Woche nach Seollal? Aber wir haben doch noch kurz zuvor Tee bei euch getrunken … «
    »Ja. Wer hätte gedacht, dass ich mich gerne daran zurückerinnere, jedenfalls wenn ich bedenke, was danach kam.«
    »Und Min wusste von eurer Trennung?«
    »Ja. Ich habe ihn dazu gebracht, mir jedes einzelne Zimmer im Hotel aufzuschließen, sogar die, in denen Gäste wohnten. Aber Yul war nicht hier. Er hatte sich ein anderes Hotel genommen. Das hat er mir erzählt, als er zurückkam, um seine Sachen zu packen.«
    »Eun-Mee, ich finde, wir sollten dieses Gespräch nicht hier an der Rezeption führen. Möchtest du mit in mein Zimmer kommen?«
    »Das wollte ich auch gerade vorschlagen«, sagte sie.
    Soo-Ja rief Hana, um sie zu bitten, ihren Platz an der Rezeption einzunehmen. Als Hana außer Atem angelaufen kam, tätschelte Eun-Mee ihr die Wange, als wäre sie ein Haustier – was Soo-Ja gar nicht gefiel. Auch Hana war davon nicht angetan, wandte ihre Aufmerksamkeit
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