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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah
Autoren: Loel Zwecker
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einführte. Bei der Ermittlung des Bruttonationalglücks spielt nicht nur das Bruttonationaleinkommen eine Rolle, das irreführend sein kann – vor allem, wenn eine große Kluft zwischen den Einkommen der Armen und Reichen eines Landes besteht. Man rechnet auch Faktoren wie die Gesundheitsversorgung, Bildung, Freizeit und Muße mit ein. Allerdings beinhaltet das Konzept in Bhutan restriktive Auflagen in Sachen Kleidung und Wahrung von Traditionen. Generell bergen Ansätze zur Glücksökonomie natürlich das Risiko der Repression, der Manipulation sowie der Diskriminierung Vermögender.
    Schon 1899 prägte der amerikanische Ökonom Thorstein Veblen als Außenseiter seines Faches mit dem Buch Theorie der feinen Leute den Begriff des Geltungskonsums ( conspicuous consumption ). Während in Newport verschwenderische Partys in den Prunkvillen von Industriellen gefeiert wurden, geißelte Veblen die Fixierung auf Statussymbole bis hin zu trophy wives und machte sich für ein Sachinteresse jenseits des Gewinnstrebens stark. Für die Zukunft setzte Veblen immerhin große Hoffnungen auf die »intelligenten Frauen«, die unter anderem verantwortlich sind für die »ungewöhnlichen Methoden des Kindergartens, die Neid und Wettbewerbsgeist auszuschalten versuchen«. Politisch kann man Veblen in die Nähe der demokratisch-sozialistischen Fabian Society in Großbritannien rücken, der neben George Bernard Shaw auch H. G. Wells angehörte. Letzterer schrieb den Science-Fiction-Klassiker Die Zeitmaschine (1895). In diesem visionären Roman schneidet Wells Themen wie ökonomischen Reichtum und kulturelle Verarmung an, vor allem aber die Frage, wie man die vierte Dimension der Zeit bzw. Raumzeit beeinflussen kann. In seinem Sachbuch Die Geschichte unserer Welt (1922) fordert Wells schon »weltumfassende Richtlinien« für das Finanz- und Geldwesen – und eine neue Pädagogik.
    Aus heutiger Sicht wirkt es romantisch, wenn Wells seine Weltgeschichte hoffnungsvoll mit dem Hinweis auf die großartigen Leistungen in den Künsten schließt und meint, die »Morgendämmerung menschlicher Größe bricht eben erst an«. Einen solchen Schluss kann man sich inzwischen für eine Weltgeschichte schlecht vorstellen. Nach einem Jahrhundert der Weltkriege, Terrorregime und Völkermorde drohen heute Klima-, Umwelt- und Hungerkatastrophen. Da die Atomtechnologie nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist, befürchten manche, dass zu ihrer Kontrolle neue Dimensionen des Überwachungsstaates unvermeidbar sein könnten. Ferner könnten Erkenntnisse aus der Stammzellenforschung oder Gentechnologie, die Chancen und Risiken zugleich bergen, zunehmend aus einem kurzsichtigen Profitdenken heraus eingesetzt werden. Generell scheint die demokratisch legitimierte Politik, die sich in der Geschichte mehrmals gegen den übermäßigen Einfluss anderer Bereiche durchsetzen musste, eine recht passive Haltung einzunehmen.
    Man mag sich fragen, ob die Geschichte heutiger Weltmächte und Wirtschaftsgemeinschaften ähnlich verlaufen wird wie jene des Römischen und Osmanischen Reiches oder gar der Sowjetunion. Werden sich die aktuellen Gebilde als wandlungsfähiger erweisen und sich reformieren? Sucht man nach gemeinsamen Gründen für den Niedergang großer Reiche der Weltgeschichte, kann man immer wieder ähnliche Faktoren anführen: Spaltung der Gesellschaft, Abkoppelung politisch oder wirtschaftlich Privilegierter von der Basis, Förderung unproduktiver Wirtschaftszweige (z.B. des Militärs), Vernachlässigung kleiner und mittlerer Unternehmen, Erstarrung in einer Bürokratie und Ideologie – meist einer des rein materiell definierten Überflusses, losgelöst von realen Gegebenheiten und nachhaltigen Werten.
    Ein wenig relativieren sich solche Fragestellungen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass geologischen Berechnungen zufolge die nächste Eiszeit in 15 000 bis 100 000 Jahren weite Teile der Erde unbewohnbar machen könnte – offenbar fast unabhängig vom CO 2 -Ausstoß und dem heute diskutierten Klimawandel. Wird es bis dahin eine Besiedlung anderer Planeten geben? Auf der Erde werden mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die Mikroorganismen, die schon 3,5 Milliarden Jahre vor dem Menschen existierten, am längsten durchhalten. Allerdings ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts sozusagen erst Halbzeit der Erdgeschichte. Da sind weder positive noch negative Prognosen sehr verbindlich. Eher tröstlich ist es immerhin zu sehen, wie die Naturwissenschaften des vergangenen
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