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Warum hab ich ihn gekuesst

Warum hab ich ihn gekuesst

Titel: Warum hab ich ihn gekuesst
Autoren: Penny Jordan
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Lippenstift, Rouge, Mascara und einen Hauch braunen Lidschatten auf, um ihre leicht schräg stehenden, orientalisch anmutenden Augen zu betonen. Anschließend zog sie hochhackige Pumps und ihren Kaschmirmantel an.
    Das Taxi kam pünktlich, und sie musste ein Lächeln unterdrücken, als sie beim Wegfahren sah, wie sich die Gardine in einem der vorderen Fenster bewegte.
    Die anderen Schauspieler saßen jetzt sicher im Pub und sprachen über das Debakel der letzten Aufführung. Selbst wenn sie beschlossen weiterzumachen, sie konnte es nicht, denn die Rolle des aufmüpfigen Teenagers hatte ihren Reiz für sie verloren. Daher freute sie sich beinah darauf, die Bürokenntnisse, die sie auf Wunsch ihrer Eltern erworben hatte, anwenden zu können. Und es wird noch andere Rollen für mich geben, sagte sie sich, als der Fahrer das Zentrum verließ und in eines der exklusiveren Randgebiete fuhr.
    Winton war eine Kleinstadt am Meer in der Nähe von Bournemouth, hatte jedoch nicht dessen Flair. Unter den Einwohnern waren viele pensionierte Lehrer und ehemalige Soldaten - nicht die ideale Zielgruppe für ein Stück, das eine schwierige Jugend in Toxteth thematisierte. Ihrer Meinung nach war es ein gutes Stück, aber Bemard Wray legte den Schwerpunkt zu sehr auf verbale und körperliche Gewalt. Allerdings war er nicht nur der Regisseur, sondern auch der Autor, und die anderen schienen mit der Inszenierung zufrieden zu sein. Ich bin eben romantisch veranlagt, gestand Kirsty sich ein, als der Taxifahrer die Küste entlangfuhr. Während ihrer Schulzeit hatte sie immer von den großen Shakespeare-Rollen und denen anderer Klassiker geträumt. Wer von den modernen Dramatikern konnte schon mit diesen Autoren mithalten?
    Kirsty schreckte aus ihren Gedanken auf, als sie feststellte, dass sie sich bereits dem Hotel näherten.
    Es war ein typischer Prachtbau aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, mit einer von Büschen gesäumten Auffahrt und weitläufigem Gärten sowie besagtem bekannten Golfplatz. Da es bereits dunkel war, konnte man die Grünflächen jedoch nicht sehen. Ein livrierter Portier öffnete ihr die Tür, und Kirsty schlüpfte in ihre neue Rolle, indem sie dem Taxifahrer ein üppiges Trinkgeld gab und ein strahlendes Lächeln schenkte.
    Das Foyer war mit einem dicken Teppich ausgelegt. Mehrere Geschäftsmänner in Anzügen sowie einige ältere Gäste hielten sich dort auf. Kirsty nannte der lächelnden Empfangsdame ihren Namen, und diese zeigte ihr den Weg zum Speisesaal mit der Bar, in der einige Paare bereits einen Aperitif nahmen.
    Ausstattung und Dekor des Speisesaals und der Bar waren ebenfalls typisch für das frühe zwanzigste Jahrhundert. Die kunstvollen Trompe-l'oeil-Malereien an Wänden und Decke wurden durch die raffinierte Beleuchtung hervorgehoben, so dass man tatsächlich das Gefühl hatte, auf einen Strand in südlichen Gefilden zu blicken. Die Möbel im mediterranen Stil verstärkten diesen Eindruck noch. Nachdem sie sich einen sündhaft teuren Cocktail bestellt hatte, betrachtete Kirsty die anderen Gäste.
    Der Cocktail schmeckte köstlich und hatte es in sich, so dass sie sich ein wenig beschwipst fühlte, als der Oberkellner schließlich zu ihr kam, um sie an ihren Tisch zu führen.
    Ich hätte nichts Alkoholisches trinken dürfen, sagte sie sich, während sie die Speisekarte studierte. In letzter Zeit hatte sie das Abendessen nämlich oft ausfallen lassen.
    Da sie noch nie an mangelndem Selbstbewusstsein gelitten hatte - als aufstrebende Schauspielerin konnte man es sich ohnehin nicht leisten -, machte es ihr auch nichts aus, allein zu essen. Ohne auf die bewundernden Blicke einiger männlicher Gäste zu achten, versuchte sie, die richtige Wahl zu treffen.
    Schließlich entschied sie sich für Meeresfrüchte als Vorspeise und Schweinefilet als Hauptgericht. Dazu bestellte sie eine halbe Flasche weißen Burgunder und erklärte, Rotwein sei ihr zu schwer, nachdem der Ober ihr Rotwein vorgeschlagen hatte.
    „Nein, danke, ich kann nicht mehr", erwiderte sie bedauernd, als ein anderer Ober ihr zum zweiten Mal frische Erdbeeren anbot.
    Kaum hatten die Ober gemerkt, dass sie allein war, hatten sie sich förmlich darum gerissen, sie zu bedienen, und sie war spielerisch darauf eingegangen. Die meisten von ihnen waren noch sehr jung und erinnerten sie sowohl von ihrem Äußeren als auch von ihrem Verhalten her an ihre Freunde, und sie war dem anderen Geschlecht gegenüber noch nie unsicher
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