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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
Autoren: Leif Lasse Andersson
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»Niedlich!«, sagt sie, schnappt sich die Rose und schnuppert daran. »Die alte Schule, sieh mal einer an.«
    Himmel, was für ein beschissener Start in dieses Date! Ich mache mich mit dem Gedanken vertraut, Inez für alle Zeiten von der Liste meiner künftigen Beischlafpartnerinnen zu streichen, denn welche Frau will einen Typen, der sich in weniger als 60 Sekunden zweimal komplett blamieren kann? Doch nach zehn Minuten klingelt ihr Handy, sie geht ran, lauscht kurz, blickt mich an und sagt: »Doch, doch, ganz lecker«, und drückt das Gespräch weg.
    »Stimmt, der Latte macchiato ist gut«, antworte ich, und sie verschluckt sich am Kaffee, bevor sie mir erklärt, was »ein Date covern« bedeutet, nämlich die beste Freundin exakt zehn Minuten nach dem Eintreffen anrufen lassen. Für den Fall, dass der Typ eine Vollpfeife ist, entsetzt ins Telefon hauchen: »Was, Süße? Wirklich? Das ist ja furchtbar, ich bin gerade unterwegs, aber bleib zu Hause, ich komme sofort vorbei.« Das ermöglicht ein umgehendes Ende des Treffens und verhindert weitere Peinsamkeiten, der finale Korb wird dann am nächsten Tag postalisch erteilt.
    »Wieder was gelernt«, denke ich und bin angesichts ihres professionellen Datingmanagements ziemlich eingeschüchtert. Andererseits steht Inez immer noch vor mir und lächelt sittsam, und so wächst in mir die verwegene Hoffnung, dass ich trotz allem noch immer im Rennen bin. Ich nehme all meinen Mut zusammen und frage, ob wir irgendwo zu Mittag essen wollen. Inez legt ihre Stirn in niedliche Falten, stupst mir an den Oberarm und sagt: »Ich dachte, du fragst gar nicht mehr!«
    Es wird ein zauberhafter Tag, es wird ein wundervoller Abend. Ich lade Inez zum Essen ein, wir füttern Enten an der Alster, nehmen dann noch einen Kaffee im »Cliff«, verholen uns gut gelaunt ins angesagte Schanzenviertel und landen in einer der 1000 Szenebars. Inez hat darauf bestanden, den Kaffee selbst zu zahlen, dass ich sie ab dem Mittagessen einladen darf, erfüllt mich mit Freude und ich bewundere jede ihrer anmutigen Bewegungen.
    Jungs, ich weiß nicht, ob ihr jemals in Spanien im Straßencafé gesessen und den Mädels beim Flanieren zugesehen habt, aber darauf stand ich schon immer: Spanierinnen gehen anders als deutsche Frauen, mit erhobenem Haupt, und ihre Körper tragen sie mit so viel Stolz, als wäre er ihnen als Auszeichnung für überwältigende Anmut verliehen worden. Ich mag das. Ich mag Inez. Vielleicht trinkt sie ein bisschen viel, aber wer soll es ihr verdenken, ich meine, es ist unser erstes Date, und wer weiß, was sich daraus noch alles ergeben wird. Als ich sie Stunden später nach Hause fahre, belohnt sie mich mit einem Kuss auf die Wange und sagt Dinge, die ich dringend mal wieder hören wollte. »Du bist was Besonderes« zum Beispiel oder: »Wir sehen uns wieder.«
    Die Dates mit Inez häufen sich, wir schreiben uns in jeder freien Minute und sehen uns jeden dritten, vierten Abend. Öfter funktioniert leider nicht, denn ich bin dabei, in eine Pension umzuziehen, und habe viel zu tun, Inez bekommt häufig keinen Babysitter.
    Inez ist jeden Abend ziemlich breit, aber nie so betrunken, dass ich es bis in ihre Wohnung, geschweige denn in ihre Kiste schaffe. »Ich bin katholisch«, erklärt sie, »und du bist verheiratet.« Das beeindruckt mich, aber nicht den Cowboy, der mir nach jedem Abend energische Vorhaltungen macht. »Könnten wir jetzt bitte mal jemanden treffen, den wir auch ficken können?« So ganz unrecht hat er nicht, ich bin durch und durch untervögelt und die magische 200-Euro-Grenze für die vielen Drinks von Inez ist auch längst überschritten.
    Aber Inez ist ’ne Klassefrau. Am Samstag fahre ich mit ihr zu Ikea, weil sie ein neues Kinderbett haben will. Und endlich darf ich auch mit in die Wohnung. Zum Aufbauen, versteht sich. Danach küssen wir uns zum ersten Mal, es ist ein scheuer, ein abwartender Kuss, er schmeckt nach Pfefferminz, aber noch nicht nach Sex. Als ich meine Hände dennoch über ihren Nacken, ihren Rücken und ihren Hintern gleiten lasse, schlägt sie die Augen nieder und sagt: »Nicht, Leif, bitte nicht, nicht so.«
    »Wie denn dann?«, fragt mich der Cowboy pampig, aber Inez ist katholisch, der Kleine ein bisschen verliebt und ich bin ein rücksichtsvoller Mann. Also gehen wir einen trinken, Inez bezahlt tatsächlich meinen ersten Drink, bevor sie sich in der nächsten Bar ein weiteres Mal einen reinschraubt, auf meine Kosten
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