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War da noch was - Roman

War da noch was - Roman

Titel: War da noch was - Roman
Autoren: Catherine Alliott
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Gefallen und geh endlich hin.«
    Das war ein Hinweis auf ihren Therapeuten, einen vollkommen Fremden, dem sie einmal pro Woche ihr Herz ausschüttete. Gott weiß, was sie da alles erzählte; ihre Ehe konnte glücklicher nicht sein, und Geldprobleme hatte sie auch nicht. Zweifellos ging es um mich, die Problemtochter.
    »Und wie Laura mir erzählt hat, hast du den Garnier verpasst.«
    Nicht den Bus, sondern eine Ausstellung eines unbekannten kubanischen Malers. Damit hatte sie in weniger als drei Minuten die Trilogie vollendet: Hattie ist mal wieder verschönerungs-, therapie- und kulturresistent. Nicht schlecht, dachte ich beeindruckt.
    »Das war doch bestimmt ein Rekord, was?«, flüsterte Kit mir ins Ohr, der endlich seine Trägheit überwunden hatte und die Treppe hinuntergeschlendert kam, um mir mit den Händen in den Hosentaschen einen Begrüßungskuss zu geben.
    »Bestimmt«, flüsterte ich zurück. »Jetzt muss sie nur noch etwas über Seffys lange Haare und seinen Alkoholkonsum sagen, dann wird es richtig provokant.«
    »Ach, das haben wir schon abgearbeitet. Ich dachte, das erledigen wir gleich zu Beginn. Ich hab ihr erklärt, dass eine Flasche Wein pro Tag ganz normal ist für einen
Fünfzehnjährigen, vor allem, wenn er schon so viel Zeit in Frankreich verbracht hat.«
    Ich kicherte. »Danke.«
    Er ging weiter, um Maggie die Hand zu schütteln. Mit seinen knapp ein Meter neunzig, blauen Augen, hohen Wangenknochen und zurückgekämmten blonden Haaren war er mit Sicherheit der präsentabelste und umgänglichste Pfarrer, den die Church of England je haben würde. Meine Familie ist ziemlich heiß, was die äußeren Reize anbetrifft, zumindest ein Großteil der Familie. Von mir und meinem Dad einmal abgesehen. Ich sah, wie Maggie förmlich weiche Knie bekam.
    Jetzt hatte sich auch Hugh zu uns gesellt und murmelte: »… wie wunderbar, danke, dass ihr gekommen seid, prächtig, prächtig …« Dabei schüttelte er allen die Hände und verteilte Küsschen, sichtlich erleichtert, dass wir es tatsächlich geschafft hatten und dass seine Frau nicht eingeschnappt war, weil er sie hintergangen hatte. Aber, als wir schließlich alle hinter ihm die Stufen hinaufgingen – wie ich feststellen konnte, hatte sich sein Haaransatz mit Ausnahme zweier mutiger Vorposten über den Ohren mittlerweile ganz zurückgezogen –, und er Maggie, die in höfliche Bewunderungsrufe ausbrach, auf einige architektonische Details und Erker aufmerksam machte, während meine Mutter von Zeit zu Zeit noch hilfreiche Details ergänzte, wenn sie das Gefühl hatte, dass ihr Schwiegersohn nicht überschwänglich genug war, hakte sich Laura bei mir unter – oder hielt mich vielmehr fest, sodass wir zurückblieben und sie mir diskret klarmachen konnte, was Sache war.
    »Ich nehme an, du weißt, dass ich Ralph de Granville beauftragt habe, sich das Haus anzusehen?«, sagte sie leise.

    »Ja, das weiß ich, und hör zu, Laura, der steht weit über uns, was Designfragen anbetrifft. Tierisch berühmt und außerdem vollkommen anders als wir. Bleib du bei ihm, wenn es das ist, was du willst. Maggie und ich können euch nur ein paar Ratschläge geben, was – keine Ahnung – das eine oder andere Gästezimmer angeht oder so.« Dabei wedelte ich vage in Richtung des Obergeschosses.
    »Und ich hatte da an die Küche gedacht«, fügte sie eifrig hinzu, »weil das doch etwas ist, das ihr besonders gut könnt, oder?«
    Schlichte, funktionelle, nutzbare Räume, ja, das konnten wir, dachte ich und biss mir auf die Zunge, um mir die Gedanken an den eleganten Salon zu verkneifen, den wir gerade erst im Chester Square gestaltet hatten oder das Esszimmer in Wiltshire oder gar das komplette Haus in Streatham.
    »Und, weißt du, was hältst du davon? Wir lassen die anderen gehen und sich einen Drink genehmigen, und ich zeige dir gleich, was ich meine, ja?«
    Ich wusste es bereits, da ich ihre Küche kannte. Es war der einzige Raum, der mir so gefiel, wie er war. In früheren Zeiten waren wir, sobald Cecily und Lionel verreist waren, im Haus umhergeschlichen und hatten mit einem leicht verräterischen Gefühl im Geiste alles umorganisiert und kichernd Pläne geschmiedet. Und ich hatte die Schlichtheit und Authentizität der Küche gelobt und erklärt, dass ich hier nichts anrühren würde. Schweren Herzens folgte ich ihr also quer durch die große Eingangshalle, die mit ihrem Kuppelgewölbe das Kunststück fertigbrachte, zugleich riesig und beengend zu wirken. Es fanden
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