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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum
Autoren: Fritz Leiber
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klammern, um nicht hinausgeschleudert zu werden. Eine der Frauen kreischte und Mrs. Hixon fluchte, aber Ann rief: »Mommy, die Felsen kommen herunter!«
    Margo hörte diese Warnung, drehte sich um und sah, daß die Felsen, zwischen denen sie noch vor einer Stunde mit Hunter gesessen hatte, ins Tal polterten. Sie riß die Impulspistole aus der Jacke und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Thunderbird, um ruhiger zielen zu können, aber dort fand sie keine Unterstützung, sondern nur noch heftigere Bewegung. Die Felsen kamen näher. Hunter sah, was Margo vorhatte, und rief ihr zu: »Zeigt der Hebel nach vorn?«
    »Ja!« antwortete Margo. Als die Felsbrocken wie riesige graue Ungeheuer näher kamen, zielte sie mit der Impulspistole in ihre Mitte und drückte auf den Feuerknopf, während sie selbst mühsam aufrecht stehenblieb.
    Die Erdbebenstöße kamen weniger rasch und heftig nacheinander, und die Felsen stürzten ebenfalls langsamer zu Tal, als hätten die grauen Ungetüme sich plötzlich in riesige graue Kissen verwandelt. Sie rollten langsamer, anstatt in wilden Sprüngen näher zu kommen, rollten noch langsamer und blieben schließlich am Straßenrand dicht vor Margos Füßen liegen.
    Hunter nahm ihr die Pistole aus der Hand und warf einen Blick auf die Skala. Der violette Streifen war verschwunden.
    Er sah zu der Straße hinüber, die nach einem Kilometer auf die Küstenstraße traf, und stellte verblüfft fest, daß sie weder durch Erdrutsche unpassierbar gemacht noch vom Wasser überflutet war. Jenseits der Küstenstraße blitzte der hohe Maschendrahtzaun von Vandenberg; unmittelbar gegenüber der Einmündung der Bergstraße war das Haupttor zu erkennen.
    Der Wanderer und der Fremde standen noch immer scheinbar unbeweglich am Himmel – der Wanderer mit seiner zweifarbigen Oberfläche, und der Fremde so eisig stahlgrau, als habe er nichts mit dem Erdbeben zu schaffen, das er eben ausgelöst hatte.
    »Oh, mein Knöchel«, stöhnte Ida leise vor sich hin. In dem allgemeinen Schweigen klang ihre Stimme unnatürlich laut.
    »Und was kommt jetzt?« fragte Wojtowicz fröhlich. »Wie geht die Show weiter?«
    »Gar nicht, Sie Clown!« fuhr Mrs. Hixon ihn an. »Jetzt ist alles aus!«
    Hunter schob Margo in den Thunderbird, stieg ebenfalls ein und richtete sich dann hinter dem Steuer auf. Nachdem er einige Male laut gehupt hatte, um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken, rief er: »Alles einsteigen! Werft das Zeug auf den Lieferwagen, wenn jemand Lust dazu hat, aber beeilt euch dabei! Wir fahren nach Vandenberg!«
     
    Der Fremde erzeugte in vielen Menschen das Gefühl, das Wanda ausgedrückt hatte, als sie auf der Erde saß: »Mein Gott, das ist zuviel ... Jetzt ist alles aus!« Die wissenschaftlich vorgebildeten dieser Pessimisten stellten fest, daß der Fremde sich dem Wanderer so weit genähert hatte – bis auf etwa sechzigtausend Kilometer –, daß seine Schwerkraft die durch den Wanderer hervorgerufenen Fluten eher verstärken als abschwächen mußte.
    Aber viele andere freuten sich nur auf naive Weise über den stahlgrauen Planeten und die aufregenden Strahlen, die er aussandte. Zumindest für den Augenblick lenkte dieses neue Schauspiel am Himmel sie von ihren Sorgen, Befürchtungen oder Gefahren für Leib und Leben ab. Auf der stürmischen See in der Nähe von Florida rief Barbara Katz dem Geist des toten KKK vom Deck der Albatros aus zu: »Genau wie in einer SF-Story! Aber noch viel schöner!« Und Benjy bestätigte ernsthaft: »Wirklich wunderbar, Miß Barbara.«
    In einer unbeschädigt gebliebenen Sternwarte hoch in den Anden rieb der siebzigjährige französische Astronom Pierre Rambouillet-Lacepède sich begeistert die Hände, bevor er nach Papier und Bleistift griff. Endlich ein wirklich kompliziertes und lohnendes Drei-Körper-Problem!
     
    Paul und Don beobachteten den stahlgrauen Fremden und zweifarbigen Wanderer mit seinem Ring aus Mondfragmenten durch die durchsichtige Decke von Tigerishkas Untertasse, die achthundert Kilometer über Vandenberg zwei schwebte.
    Das künstliche Schwerefeld war noch immer eingeschaltet, so daß die beiden Freunde sich zweckmäßigerweise nebeneinander auf dem Deck ausgestreckt hatten. Auch das Deck war jetzt durchsichtig, so daß sie im Sonnenlicht, das von den Planeten reflektiert wurde, die dunklen Umrisse Südkaliforniens erkannten, während das etwas hellere Wasser des Pazifiks an einer Seite bis zum Horizont reichte. Das Bild war allerdings etwas
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