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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum
Autoren: Fritz Leiber
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letzten achtundvierzig Stunden, die von einem Extrem zum anderen führte.
    Über Don und Paul erstreckte sich ein sternenbesäter Himmel, an dessen Zenit die Sonne stand. Die Erde war deutlich zu erkennen, denn sie hob sich dunkel von einer etwas helleren blauen Aura ab. Über dem silbernen Horizont des Fremden stand der Wanderer – fünfmal so groß wie die Erde und lebhaft purpurrot und goldgelb gefärbt.
    »Tigerishka hat doch gesagt, sie wollte uns in das Innere des Planeten projizieren«, meinte Paul und wies auf die Metallfläche unter ihren Füßen.
    »Anscheinend müssen sogar Illusionen eine Kontrolle über sich ergehen lassen«, vermutete Don.
    »Schön, aber wenn wir uns in Radiowellen verwandelt haben, transportieren sie jedenfalls auch unser Bewußtsein«, fuhr Paul fort.
    »Du hast etwas vergessen – wir befinden uns noch in der Untertasse«, sagte Don.
    »Welches Gerät nimmt dann dieses Bild auf und überträgt es in die Untertasse?« wollte Paul wissen. Don schüttelte den Kopf.
    Ein weißer Lichtblitz leuchtete dicht über der Metalloberfläche auf. Er verschwand augenblicklich wieder, aber dann folgten zwei weitere in größerer Entfernung.
    Der Kampf hat begonnen, dachte Paul.
    »Meteoriten!« rief Don aufgeregt. »Hier gibt es keine Atmosphäre, in der sie verglühen könnten.«
    In diesem Augenblick sanken sie durch die silbergraue Oberfläche in vollkommene Dunkelheit hinab.
    Allerdings dauerte die Finsternis nur Bruchteile von Sekunden lang – und dann schwebten die beiden im Mittelpunkt eines riesigen kreisförmigen Raumes, dessen Wände in jeder Richtung mit nach innen starrenden Augen besetzt waren.
    Das war der erste Eindruck. Der zweite war, daß die Wand nicht tatsächlich Augen, sondern nur dunkle Löcher enthielt, die jeweils mit verschiedenen Farben abgesetzt waren. Trotzdem blieb das unangenehme Gefühl, daß Augen aller Art durch diese Löcher sahen, die an Pupillen erinnerten.
    Don und Paul erinnerten sich in diesem Augenblick beide unwillkürlich daran, wie es gewesen war, wenn man in der Schule zum Direktor gerufen wurde.
    Die beiden Freunde waren nicht allein in dem riesigen Raum. In ihrer unmittelbaren Nähe im Mittelpunkt der Kugel schwebten mindestens hundert andere Menschen oder ihre dreidimensionalen Abbildungen. Eine erstaunliche Ansammlung von Menschen – Männer und Frauen aller Rassen, Uniformen der afrikanischen und asiatischen Staaten, zwei russische Kosmonauten ein dunkelbrauner Maori, ein Araber im weißen Burnus, ein halbnackter Kuli, eine Dame im Pelzmantel und viele, viele andere, die nur teilweise sichtbar waren.
    Ein dünner silberner Lichtstrahl kam aus der Nähe einer der Augenöffnungen und tastete die Paul und Don gegenüberliegende Seite dieses menschlichen Konglomerates ab, während die ›Augen‹ gleichzeitig zu einem unerklärlichen Leben zu erwachen schienen. Plötzlich sprach jemand rasch, aber trotzdem sehr ruhig. Die Stimme schien von der Stelle zu kommen, wo der Lichtstrahl auf die Menschen fiel. Don zuckte unwillkürlich zusammen, denn er erkannte die Stimme sofort wieder.
    »Ich heiße Gilbert Dufresne und bin Leutnant in der amerikanischen Luftwaffe. Ich war auf dem Mond stationiert und bin unmittelbar vor Beginn der Mondbeben mit einem kleinen Schiff gestartet, um den fremden Planeten zu erkunden, der plötzlich aufgetaucht war. Soweit ich informiert bin, haben meine drei Kameraden die Zerstörung des Mondes nicht überlebt.
    Während ich den Mond von Osten nach Westen umkreiste erschienen plötzlich drei riesige radförmige Raumschiffe vor mir. Eines von ihnen nahm mein Schiff und mich an Bord, nachdem ich vergeblich zu fliehen versucht hatte. An Bord wurde ich von einer Art Tiger in Empfang genommen, der sich um meine persönlichen Bedürfnisse kümmerte. Ich glaube, daß meine Gedanken untersucht worden sind, während ich geschlafen habe. Später wurde ich in den Kontrollraum des Schiffes gebracht und durfte von dort aus die Manöver verfolgen.
    Das Raumschiff hatte unterdessen den Mond verlassen und schwebte über London, das zum größten Teil überflutet war. Strahlen oder eine Art Kraftfeld aus unserem Schiff trieben das Wasser zurück. Ich wurde aufgefordert, gemeinsam mit drei fremden Lebewesen ein kleineres Schiff zu besteigen. Dieses Schiff sank weiter nach unten und schwebte schließlich über einem Gebäude, das ich als das Britische Museum erkannte. Ich betrat das oberste Stockwerk in Begleitung eines Tigers und beobachtete,
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