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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition)
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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hatte. Das kann ich nicht beurteilen. Aber er ist ihm immer mit großer Achtung und Höflichkeit begegnet. Selbst wenn Erich Mielke auf die Idee gekommen wäre, ein Sicherheitskommando zu schicken, das Ulbricht bedrängen sollte, hätte das weder Breshnew noch Honecker zugelassen. So etwas gab es meines Wissens in der DDR nicht.
    Lass uns noch einmal zum Anfang zurückkehren. Wie bist du Walter Ulbrichts Sicherheitsbegleiter geworden?
    Das war Zufall. Ich kam aus dem Hochzeitsurlaub zurück und wurde informiert, dass die Stelle bei Ulbricht vakant sei. In den letzten Monaten hatten drei Genossen die Probe nicht bestanden. Franz Gold hielt mir eine lange Rede und fragte mich, ob ich die Aufgabe übernehme würde, worauf ich antwortete: Würde ich jetzt nach Ihren Ausführungen »Nein« sagen, müssten Sie mich entlassen, Genosse General. Also, eine große Wahl habe ich ja nicht.
    Am nächsten Tag fuhr ich nach Bad Liebenstein, um mich vorzustellen. Dort weilten die Ulbrichts gerade zur Kur. Aber ich meine, dass meine Sprachkenntnisse wahrscheinlich ausschlaggebend waren, dass ich diese Aufgabe 1961 übertragen bekam. Denn die Zuneigung zum MfS wird es nicht gewesen sein. Sein Verhältnis zu uns als Sicherheitsorgan und auch zu den sowjetischen Tschekisten war nach meiner Beobachtung eher distanziert. Ich will nicht ausschließen, dass dort die Erfahrungen aus der Sowjetunion in den 30er und 40er Jahren mit hineinspielten.
    Warst du noch in Dölln, als er starb?
    Nein, ich war bereits abgezogen, um ausländische Gäste zu betreuen, die zu den Weltfestspielen gekommen und im Palasthotel in Berlin untergebracht worden waren. Genossin Lotte rief mich an und sagte, Walter sei in Ruhe und Würde eingeschlafen. Mich hat sein Tod tief getroffen.

Siegfried Anders
    Ich machte das Protokollbild, den Ausschnitt bestimmten andere
    Siegfried Anders, Jahrgang 1933, geboren in Breslau und aufgewachsen in Thüringen, ab 1948 im Kalibergbau untertage tätig. 1954 nach Berlin zum Wachregiment und noch im selben Jahr zum Personenschutz. Ausbildung zum Fotografen und Fotografenmeister. Cheffotograf des Personenschutzes. Einsatz bei Staatsjagden, bei Protokollterminen im Staatsrat, im ZK und bei Auslandsreisen sowie nichtöffentlichen Veranstaltungen von DDR-Spitzenpolitikern. Er gehörte nicht zu jenem Zehntel der rund 500 Personenschützer, die von der neuen Macht übernommen wurden.
    S eit wann fotografierst du?
    Seit meinem 14. Lebensjahr. Meine erste Kamera war eine Zeiß Ikon, so eine mit Balg zum Ausziehen. Und mein erster Auftrag war eine Hochzeit. Das sprach sich herum.
    Wer kam darauf, dich in Berlin als Fotograf einzusetzen?
    Das war Franz Gold, unser Chef. Er sagte, wir haben eine Veranstaltung, da solltest du fotografieren. Dann kamen sukzessive Protokolltermine hinzu, bei denen keine Presse zugelassen war. Ich fotografierte und sah dann anderentags meine Fotos in der Zeitung mit der Quelle: ADN/Zentralbild.
    Warst du sauer, weil dein Name nicht dabeistand?
    Nein, überhaupt nicht. Ich war stolz. Später kam dann doch der Name hinzu: ZB/Anders. Das war die Verabredung: Ich bekam von der Agentur kein Honorar, da ich ja beim Personenschutz angestellt war, aber sie gaben mich namentlich als den Urheber des Bildes an. So bekam ich dann wiederholt gezielt Aufträge der Nachrichtenagentur, von Zeitungsredaktionen oder von DDR-Institutionen, wenn bestimmte Motive gebraucht wurden. Das lief aber natürlich alles über den großen Dienstweg.
    Wann hast du das erste Mal Walter Ulbricht fotografiert?
    Am 1. Mai 1958 auf der Tribüne in Berlin. Und zum ersten Mal auf einer Auslandsreise war das im September 1965 in Moskau. Der Besuch erfolgte anlässlich des 10. Jahrestages der Unterzeichnung des Staatsvertrages mit der UdSSR. Auch Ministerpräsident Willi Stoph, zwei seiner Stellvertreter, zwei Minister, ein Vizeminister und ein Staatssekretär waren mitgereist, insgesamt zählte die Delegation an die hundert Personen. Ich war wie üblich in die Pressegruppe integriert. Man bestellte mich in den Kreml, irgendeine Protokollveranstaltung zu fotografieren, aber der Termin fand nicht statt, der Wirtschaftsvertrag wurde, wie offenkundig von DDR-Seite geplant, nicht unterzeichnet. Ich hatte mit meinen Kollegen umsonst im Flur gewartet. Aber ich hatte dann noch genügend andere Fototermine, während wir durchs Land reisten.
    Hast du ihn auch privat fotografiert?
    Ja, als Lotte und Walter Ulbricht beispielsweise ihre Tochter Beate zum Zug
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