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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall
Autoren: Henning Mankell
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öffnete.
    Ein Mann in einem grauen Mantel stand vor der Tür. Er blickte Wallander fragend an. »Bin ich hier falsch?« fragte er. »Ich möchte zu Herrn Hålén.«
    Wallander versuchte einen formellen Ton anzuschlagen, von dem er meinte, er wäre der Situation angemessen. »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    Der Mann runzelte die Stirn. »Wer sind denn Sie?« entgegnete er.
    »Ich bin Polizist«, sagte Wallander. »Kriminalassistent Kurt Wallander. Würden Sie jetzt so freundlich sein und auf meine Frage antworten? Wer sind Sie und was wollen Sie?«
    »Ich verkaufe ein Nachschlagewerk«, sagte der Mann kleinlaut. »Ich war in der vorigen Woche hier und habe die Bücher vorgestellt. Artur Hålén hat mich gebeten, heute noch einmal vorbeizukommen. Den Kaufvertrag und die Anzahlung hat er schon geschickt. Ich wollte ihm den ersten Band bringen und dann noch das Gratisbuch, das jeder Käufer als Willkommensgeschenk erhält.«
    Er holte zwei Bücher aus einer Aktentasche, wie um Wallander zu beweisen, daß er die Wahrheit sagte.
    Wallander hatte mit wachsender Verwunderung zugehört. Das |32| Gefühl, daß etwas nicht stimmte, verstärkte sich. Er trat zur Seite und nickte dem Mann mit den Büchern zu, einzutreten.
    »Ist etwas passiert?« fragte dieser.
    Wallander lotste ihn, ohne zu antworten, in die Küche und machte ihm ein Zeichen, sich an den Küchentisch zu setzen. Dann wurde Wallander bewußt, daß er jetzt zum erstenmal eine Todesnachricht überbringen mußte. Etwas, wovor er sich immer gefürchtet hatte. Aber er dachte auch, daß er keinen Angehörigen vor sich hatte, sondern lediglich einen Buchverkäufer.
    »Artur Hålén ist tot«, sagte er unvermittelt.
    Der Mann auf der anderen Seite des Tisches schien nicht zu verstehen.
    »Aber ich habe doch heute früh noch mit ihm gesprochen.«
    »Sagten Sie nicht, Sie hätten ihn in der vorigen Woche getroffen?«
    »Ich habe heute vormittag angerufen und mich erkundigt, ob es ihm passen würde, wenn ich heute abend vorbeikäme.«
    »Und was hat er geantwortet?«
    »Daß es in Ordnung wäre. Warum wäre ich sonst gekommen? Ich bin keiner, der sich aufdrängt. Die Menschen haben so komische Vorstellungen von Buchverkäufern, die von Tür zu Tür gehen.«
    Wallander hatte nicht den Eindruck, daß der Mann die Unwahrheit sagte. »Also, noch einmal von vorne«, sagte er.
    »Was ist denn eigentlich passiert?« unterbrach ihn der Mann.
    »Artur Hålén ist tot«, erwiderte Wallander. »Bis auf weiteres ist das alles, was ich Ihnen sagen kann.«
    »Aber wenn die Polizei damit befaßt ist, muß doch etwas passiert sein. Ist er überfahren worden?«
    »Es tut mir leid, aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen«, wiederholte Wallander und fragte sich, warum er die Situation unnötig dramatisierte. Dann bat er den Mann, noch einmal alles zu erzählen.
    »Ich heiße Emil Holmberg«, begann dieser. »Eigentlich bin ich Oberstufenlehrer für Biologie, aber ich versuche, Nachschlagewerke zu vertreiben, um Geld für eine Reise nach Borneo zu verdienen.«
    »Nach Borneo?«
    |33| »Ja, ich interessiere mich für tropische Gewächse.«
    Wallander bedeutete ihm fortzufahren.
    »In der vorigen Woche bin ich hier im Viertel herumgegangen und habe an den Türen geklingelt. Artur Hålén zeigte sich interessiert und bat mich herein. Wir saßen hier in der Küche. Ich erzählte von dem Nachschlagewerk und was es kostete und zeigte ihm ein Probeexemplar. Nach etwa einer halben Stunde unterschrieb er den Kaufvertrag. Und als ich heute früh anrief, sagte er, es passe ihm, wenn ich heute abend vorbeikäme.«
    »Und an welchem Tag in der vorigen Woche waren Sie hier?«
    »Am Dienstag. Ungefähr zwischen vier und halb sechs.«
    Wallander erinnerte sich, daß er zu dem Zeitpunkt Dienst gehabt hatte, aber sah keinen Grund, zu erzählen, daß er selbst im Haus wohnte. Besonders weil er behauptet hatte, er sei Kriminalbeamter.
    »Hålén war der einzige, der Interesse hatte«, fuhr Holmberg fort. »Eine Dame im Obergeschoß war ungehalten, weil ich angeblich herumginge und die Leute störte. So etwas kommt vor, aber nicht besonders oft. Hier nebenan war, soweit ich mich erinnere, niemand zu Hause.«
    »Sie sagten, daß Hålén seine erste Anzahlung geleistet hat?«
    Der Mann öffnete seine Aktentasche, wo er die Bücher verwahrte, und zeigte Wallander eine Quittung. Sie trug das Datum vom Freitag der vergangenen Woche.
    Wallander versuchte nachzudenken. »Wie lange sollte er dieses Nachschlagewerk
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