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Waldstadt

Waldstadt

Titel: Waldstadt
Autoren: B Leix
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Haus im Kern von Alt-Rintheim und dann fiel sie völlig erschöpft ins Bett. Manchmal schaute sie vorher noch nach oben zu ihrem Vater, aber an diesem Tag nicht. Der schlief sowieso meistens bis um 12, bevor er aus seinem Rausch wieder zu sich kam.
     
    Gegen halb drei erwachte sie, weil es an der Haustür klingelte. Erst klingelte und dann energisch klopfte. »Hallo, jemand zu Hause?«, rief eine Männerstimme.
    »Vatter, hörst denn nix, geh doch endlich an die Haustür!«, rief sie noch schlaftrunken in den Flur.
    Keine Antwort.
    Unbeholfen zog sie den Morgenmantel über ihr Nachthemd. »Moment, ich komm.« Verärgert riss sie das kleine Fenster im Treppenhaus auf. »Was ist denn? Ich hatte Nachtschicht!«
     
    Oskar Lindt und Jan Sternberg erblickten ein rötlich aufgedunsenes Gesicht mit verquollenen Augen. »Wohnt hier Albert Schallenbach?«
    »Was wollen Sie von dem?«, kam es zurück. »Ich weiß net, wo mein Vater grad steckt.«
    »Kripo Karlsruhe«, streckte Lindt seinen Dienstausweis nach oben. »Können wir mit Ihnen sprechen?«
    Wortlos zog sie den Kopf zurück. Die verwitterte Holztür öffnete sich. In ihrem rosa Umhang wirkte die Frau noch breiter, als sie ohnehin schon war, und füllte die ganze Türöffnung aus.
    »Sie sind die Tochter?«, fragte der Kommissar und schaute auf das Klingelschild. »Roswitha Schallenbach?«
    »Ja, was gibts denn? Ist was mit ihm?«
    »Dürfen wir reinkommen?«
    Barfuß ging sie den beiden Ermittlern voran, durch den dunklen Flur in die Küche und zeigte auf abgenutzte Holzstühle an einem schmalen Tisch. Auf der Resopalplatte standen zwei ungespülte Suppenteller.
    »Bin noch nicht dazu gekommen«, murmelte sie entschuldigend. »Nachtdienst.«
    »Ihr Vater …«, begann Lindt.
    »Tot?«, unterbrach sie ihn.
    Der Kommissar nickte.
    »Ein Unfall? Mit dem Mofa?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie saß starr und ihre Augen wurden immer weiter.
    Jan Sternberg suchte nach den richtigen Worten: »Wir müssen leider davon ausgehen, dass Ihr Vater einer Gewalttat zum Opfer gefallen ist.«
    »Wie? Gewalt?«, stotterte sie, »heißt das, mein Vater wurde umgebracht?«
    »Zwei Waldarbeiter haben ihn drüben im Hardtwald gefunden, ein paar Meter von der Friedrichstaler Allee.«
    »Ein Unfall«, fiel sie ihm ins Wort, »bestimmt ist er mit der Motorsäge verunglückt. In seinem Brennholzschlag …« Sie wurde immer leiser, weil Lindt wieder den Kopf schüttelte. »Nein? Nicht?« Tränen standen in ihren Augen. »Wie … wie dann?«
    »Da war nichts von einer Säge zu sehen, nein, wir müssen davon ausgehen, dass Ihr Vater erwürgt worden ist. Die Spurenlage ist ziemlich eindeutig.«
    Die unförmige Frau sackte auf ihrem Küchenstuhl zusehends in sich zusammen. »Ich hab doch nur noch ihn«, sagte sie ganz leise und starrte auf die blassgelben Bodenfliesen.
    »Wissen Sie denn, wo er war? Gestern Abend zum Beispiel?«
    »Das sagt er mir nie genau, aber seit die Mama vor drei Jahren gestorben ist und er dann kurz darauf wegen seinen kaputten Bandscheiben nicht mehr arbeiten konnte, geht er fast jeden Abend in irgendeine Kneipe. Wo, sagen Sie, hat man ihn gefunden? Im Hardtwald? Dann war er vielleicht in einer dieser Sportgaststätten am Adenauerring und wollte dann durch den Wald heimfahren. Das machte er immer besonders gerne, obwohl er wusste …«
    »... dass man es nicht darf?«, unterbrach Lindt. »Aber das ist jetzt wirklich nicht mehr wichtig. Können wir vielleicht ein Bild Ihres Vaters mitnehmen, um rumzufragen?«
    Sie griff in das offene Fach des weiß gestrichenen alten Küchenbuffets. »Was Neueres hab ich nicht.«
    Lindt und Wellmann betrachteten die Fotografie. Drei Personen, im Hintergrund das Karlsruher Schloss.
    »Da ging es der Mama noch gut, kurz darauf kam der Schlaganfall.«
    Auch Roswitha Schallenbachs Mutter war eine sehr korpulente Frau gewesen. Die Tochter, auf dem Bild ebenfalls schon recht rundlich, hatte aber noch längst nicht ihre heutigen Ausmaße.
    Vater Albert wirkte daneben ganz schmal, doch seine Gesichtszüge waren eindeutig die des Toten von der Friedrichstaler Allee.
    »Ob Sie uns begleiten könnten, um Ihren Vater zu identifizieren?«
    Sie schluckte und stand auf. »Muss mich anziehen und auch noch im Heim anrufen.«
    »Welches Heim? Waren Sie dort in der vergangenen Nacht? Die ganze Nacht?«
    Roswitha fuhr herum und sah Sternberg vorwurfsvoll an. »Was soll das? Denken Sie etwas, dass ich ...?«
    Lindt versuchte, sie zu beruhigen. »Nur eine
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