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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat
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in die Luft schrieben. »Trotzdem weckt deine Berührung ein gewisses Verlangen. Deshalb sollte ich dich in Zukunft nicht mehr aus allernächster Nähe necken.«
    »Danke.« Er konnte sich gerade noch zurückhalten, das zu versuchen, was zu probieren sie ihn zu verlocken versucht hatte.
    »Es sei denn, ich überlege es mir anders, Fähnchen im Winde, das ich bin.« Damit formte sie sich wieder zu einer üppigen Frauengestalt.
    Forrest ging zu den beiden Bäumen und steckte je eine Diskette in die untersten Astgabelungen. Die Bäume schienen sich nicht zu verändern, aber er vertraute Com Passion. Den Bäumen würde nichts geschehen. Für alle Fälle erntete er ein Paar Ersatzsandalen und steckte sie in den Rucksack. »Jetzt können wir gehen. In welche Richtung müssen wir?«
    »Nach Süden. Er wohnt auf der anderen Seite der Ungeheueren Schlucht.«
    »Der was?«
    »Sag mir bloß nicht, du kannst dich nicht erinnern! Der Vergessenszauber ist schon vor Jahren unwirksam geworden.«
    »Nicht dass ich mich nicht erinnern würde – ich habe noch nie davon gehört.«
    »Ach so. Nun, die Ungeheuere Schlucht ist eine große Spalte im Boden, in die man unmöglich eindringen kann, wenn man nicht weiß, wie.« Bei den Worten ›Spalte‹ und ›eindringen‹ schürzte sie anzüglich die Lippen, doch Forrest wusste nicht, worauf sie hinauswollte. Also ignorierte er sie.
    »Wirst du mir sagen, wie?«
    »Natürlich nicht. So einen großen Gefallen schulde ich Mentia keinesfalls.«
    Das hatte er schon erwartet. Trotzdem war beschränkte Führung besser als keine. Vielleicht konnte er sich unterwegs nach einer Möglichkeit erkundigen.

2 – Prüfungen
    Am Rand eines gewaltigen Abgrunds, der gähnte, obwohl es gerade Mittag war, blieb Forrest stehen. Das also war die gefürchtete Ungeheuere Schlucht! Ungeheuer beeindruckend war sie jedenfalls.
    »Also, wie willst du diese unüberwindbare Kluft überqueren?«, erkundigte sich Dämonin Sideria.
    »Vermutlich muss ich eine Stelle finden, wo ich runterklettern kann, den Boden überqueren und an der anderen Seite nach einer Stelle suchen, wo ich wieder raufkraxeln kann. Wir Faune sind gute Kletterer, das liegt an unseren Hufen.«
    »Von wegen, du Waldschrat. Unten in der Tiefe lebt der Spaltendrache, und der wartet nur darauf, dass ein Idiot wie du genau das versucht. Er ist ein sechsbeiniger Dampfer. Er frisst erst, und dann stellt er Fragen.«
    »Na, vielleicht finden wir eine Brücke. Irgendwo muss es doch eine geben.«
    »Es gibt sogar mehrere. Eine ist unsichtbar. Die andere ist eine Einbahnstraße.«
    »Eine Einbahnstraße?«
    »In welche Richtung du auch willst, sie führt in die andere.«
    Forrest war schon einmal auf einen Einbahnpfad getroffen, deshalb wusste er, was sie meinte. »Nun, ich schaue mich um. Es muss doch einen Weg geben, auf dem die Leute die Schlucht überqueren.«
    »Ja, den gibt’s.«
    »Aber du willst ihn mir nicht verraten.«
    »Das wäre ein klein bisschen zu viel verlangt für einen halben Gefallen.«
    Deshalb folgte Forrest dem Abgrund nach Westen. Nach einiger Zeit hörte er, wie sich etwas im Unterholz bewegte. Er wandte sich dem Geräusch zu und hob schützend den Sandelholzstab, der alles treten würde, was irgendwie gefährlich erschien, und ihm dadurch die Zeit verschaffte, um davonzulaufen.
    Nach zweieinhalb Augenblicken erspähte er ein ungewöhnliches Tier, das sich im Dornengestrüpp verfangen hatte und wie ein männlicher Werwolf aussah, aber keiner sein konnte, denn sonst hätte es sich längst in einen Menschen verwandelt und mit den Händen die stachligen Ranken abgestreift. Doch das arme Geschöpf vermochte sich kaum zu bewegen, und weitere Ranken griffen nach ihm. Schon bald würden sie das Tier völlig umschlossen haben und es totstechen, um sich von seinem Blut zu ernähren.
    Forrest mochte Dornsträucher nicht besonders, also beschloss er, dem Tier zu helfen. »Brauchst du Unterstützung?«, rief er.
    Der Nicht-Werwolf blickte ihn an. »Wau!«
    Forrest war nicht allzu bewandert in den Tiersprachen, nur flüchtiges Wissen, das ihm ständig entschwand, und doch kam es ihm so vor, als hätte er das Hundewort für ›Jau‹ gehört. Deshalb bahnte er mit seinem Stab einen Weg durch die Ranken. Sie peitschten umher, schlugen nach dem Stab und versuchten ihn zu durchbohren, doch am Holz kratzten sie nicht einmal. Der Stab wehrte sich mit zunehmend heftigeren Tritten, bis sie es endlich aufgaben.
    Als Forrest das Tier erreichte, zog er ihm
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