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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel
Autoren: Christiane Franke
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der zertrümmert sein, wovon ich ausgehe, kann es zu einem Bolustod gekommen sein. Das könnte bedeuten, dass sich die andere an dem vorausgegangenen Handgemenge beteiligte Person im Bereich der Kampfsportarten auskennt.«
    »Bolustod? Können Sie das vielleicht mal für uns Normalos übersetzen? Wir sind schließlich nur Polizisten, keine hochwohlgeborenen Mediziner«, warf Oda ein, was Christine ihr in diesem Moment nicht einmal verdenken konnte. Krüger liebte es, sein Wissen mit medizinischen Fachausdrücken zu spicken, und kostete solche Situationen aus.
    Bevor er jedoch auf Odas Einwurf reagieren konnte, sagte Manssen: »Abgesehen von Krügers Einschätzung haben wir bislang auch sonst kaum Spuren gefunden, die auf einen Kampf schließen lassen. Was natürlich nichts heißen muss. Nach Abschluss der Untersuchung wissen wir mehr. Die frischen Spuren im Raureif stammen vom Hund nebst Halter. Wir müssen gucken, was sich sonst noch herausfiltern lässt. Es sieht allerdings danach aus, dass der Fundort auch der Tatort ist. Hinweise darauf, dass der Tote hergeschleift oder anderweitig hergebracht wurde, gibt es nicht.«
    »Danke.« Christine lächelte Manssen an. Er lächelte zurück.
    »Immer gern. Ich weiß ja, unter was für einem Druck ihr steht, wenn die Presse erst Wind von der Sache bekommt.«
    * * *
    »Er ist schon wieder nicht nach Hause gekommen«, beschwerte sich Ute Baumann. »Ich hab grad oben in seinem Zimmer nachgesehen.«
    »Ute, er ist fünfundzwanzig und ein erwachsener Mann.« Lutz Baumann hatte es satt, ständig mit seiner Frau über das Verhalten ihres Sohnes zu debattieren. »Akzeptier doch bitte, dass er sein eigenes Leben führt«, sagte er mit gebetsmühlenartiger Routine und griff zum »Wilhelmshavener Kurier«, während seine Frau ihm seinen Lieblingstee einschenkte, die Kaiser-Wilhelm-Mischung.
    »Er hätte was sagen können. Oder einen Zettel hinlegen. Aber in diesem Haus ist es ja inzwischen üblich, dass die Männer kommen und gehen, wie sie wollen. Du warst ja gestern auch noch weg. Wo warst du eigentlich?« Sie gab zwei Stückchen Würfelzucker in seine Tasse.
    Baumann lehnte die ostfriesische Tradition, Tee mit Kluntje und einem »Wulkje« aus Sahne zu trinken, vehement ab. Er war im Sauerland groß geworden, in Olsberg, da trank man den Tee mit normalem Zucker.
    Ein bisschen Heimatverbundenheit wollte er sich auch hier bewahren und sich daher nicht dem ostfriesischen Tee-Diktat unterwerfen.
    »Ich brauchte noch mal frische Luft. War gestern ein anstrengender Tag, da musste ich noch mal raus.«
    »Nach zehn Uhr abends?«
    »Bin ich dir etwa Rechenschaft schuldig? Ich war noch mit dem Rad los.«
    »Ist ja schon gut. Natürlich kannst du machen, was du willst. Ich war nur etwas überrascht, weil du nicht in deinem Zimmer warst, als ich an die Tür klopfte. Ich brauchte eine Tablette, meine sind alle. Aber um auf Fabi zurückzukommen: Ich finde, es gehört sich nicht, einfach so wegzubleiben. Man macht sich doch Sorgen. Kann ja auch mal was passiert sein. Hast du heute schon mit ihm telefoniert? Ich hab versucht, ihn übers Handy zu kriegen, aber das ist aus. Und Nora geht nicht ran.« Ute Baumann gab nicht so einfach auf.
    »Herrgott noch mal. Die werden noch im Bett liegen. Vielleicht poppen die grad. Die nutzen sicher jede Minute, wo er doch bald wieder rausfahren muss«, sagte Baumann bissig.
    »Lutz!« Utes Stimme war pure Entrüstung.
    »Ist doch wahr.« Erbost warf Baumann den »Kurier« auf den Tisch. »Nur weil dein Sohn sich nicht mehr nach allem richtet, was seine Mama sagt, spielst du die beleidigte Leberwurst. Das geht mir so was von auf die Nerven! Lass ihn doch. Lass ihn sich die Seele aus dem Leib vögeln, immerhin macht er das mit seiner Freundin und sucht sich nicht jede Nacht ’ne andere. Ich sag dir: Manchmal bin ich direkt neidisch, dass Fabi so viel Spaß hat.«
    »Lutz!«
    »Ach, schmier dir dein ›Lutz‹ doch sonst wohin. Ich hab langsam die Schnauze voll von dir.« Baumann drehte sich auf dem schwarzen Schwingbarhocker, der neben fünf anderen an der Küchentheke aus schwarzem Marmor stand, und glitt vom Stuhl. Ohne auf Utes Gezeter zu achten, ging er die Treppe in den ersten Stock hinauf, betrat sein Badezimmer und lehnte sich von innen gegen die geschlossene Tür. Er holte tief Luft.
    Erst einmal runterfahren.
    In letzter Zeit passierte es ihm oft, dass er Ute gegenüber laut wurde. Sie ging ihm permanent auf die Nerven. Er brauchte sie nur zu sehen, schon
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