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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel
Autoren: Christiane Franke
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aufschließen und nachgucken, ob sie vielleicht krank oder geschwächt auf ihrem Bett lag. Immerhin grassierte auf dem Festland gerade das gefährliche Darmvirus EHEC . Doch das würde Fragen von Edeltraud nach sich ziehen. Fragen, die er nicht beantworten wollte. Er musste dafür sorgen, dass Edeltraud anderweitig beschäftigt war, erst dann konnte er den Schlüssel aus dem Versteck hinten in der kleinen Gartenlaube nehmen und nachschauen.
    ***
    »Ihr könnt loslegen.« Gerd Manssen, Chef der Kriminaltechnischen Abteilung, kurz KT genannt, kletterte im obligatorischen weißen Einweganzug und mit zwei Aluminiumkoffern, die einen Teil seiner Ausrüstung beinhalteten, von der »Angelika« auf den Schwimmponton. Ihm folgten drei weitere Kollegen. »Krüger ist noch da, der kann euch Fragen zur Leiche beantworten. Wir sind erst einmal fertig. Ich melde mich, sobald ich was habe.«
    Christine bedankte sich ebenso wie Oda und ließ ihren Blick ein wenig bedauernd zu ihren Füßen hinunterwandern, die in Pumps mit nicht zu verachtenden Absätzen steckten. Als sie sich heute Morgen fertig gemacht hatte, stand noch keine Leiche an Bord eines Seglers auf dem Tagesplan, sie hatte Siebelts Anruf erst im Auto erhalten. Oda kannte derartige Absatzprobleme natürlich nicht, ihre flachen Treter taugten für alle Eventualitäten. Sie hatte bereits Plastiküberschuhe und Einmalhandschuhe angezogen und betrat gerade das erste der beiden Schiffe.
    Ach, was soll's, dachte Christine, zog kurzerhand die Pumps aus, steckte sie in ihre große Umhängetasche und streifte die Plastikdinger über ihre Perlonstrümpfe. Dann folgte sie Oda.
    Das Erste, was ihr an Bord des zweiten Schiffes auffiel, waren die verwischten Blutspritzer. Der gesamte Bereich der Plicht um das Ruder herum sah aus, als habe man versucht, die Spuren eines Schlachtfestes wegzuwischen. Und doch waren vereinzelt Blutspritzer und kleine Tropfen zu sehen, die sich dunkelrot auf dem hellen Holz abzeichneten. Christine schnürte dieser Anblick die Kehle zu. Was für ein Drama musste sich hier abgespielt haben.
    »Boah.« Auch Oda war beeindruckt. »Na, hier war aber jemand nicht grad zimperlich. Mein lieber Scholli.«
    Sie blieben eng beieinander stehen und begutachteten die Spurenlage – für räumliche Distanz war kein Platz.
    »Derjenige, der am Ruder gesessen hat, muss zugestochen haben«, sagte Christine.
    »Zugestochen.«
    »Ja. Das hat Fademrecht vermutet. Außerdem, siehst du hier irgendwo in der Bordwand Einschusslöcher? Da steckt nichts, doch aus dieser kurzen Distanz müsste es welche geben.«
    »Die Kugeln könnten im Körper stecken geblieben sein, Missis Oberschlau.« Oda schüttelte den Kopf und verdrehte dazu sicherlich auch die Augen, was Christine aber nicht sehen konnte. »Oder sie sind auf der anderen Körperseite ausgetreten und über die Reling so pssssssss«, sie machte eine ausholende Handbewegung, »ins Wasser geflogen. Ist ja auch möglich.«
    »Mehrere?«
    Oda verzog die Mundwinkel. »Warum nicht?«
    »Na ja, möglich ist alles«, gab Christine zu, wenngleich sie das ungern tat. »Lass uns mal runtergehen.«
    Als sie in die Kajüte hinabstiegen, packte die schlechte Luft dort Christine mit einer Macht, auf die sie trotz ihrer jahrelangen Erfahrung nicht vorbereitet war. Es war, als würde ihr jemand ein Tuch vor den Mund drücken. Doch nicht allein der beginnende Verwesungsgeruch, auch die Kollegen, die hier in den letzten Stunden gearbeitet hatten, hatten ihre Duftmarken hinterlassen. Es war eng hier unten, die Plicht hatte sie als wesentlich geräumiger empfunden. Spontan entfuhr ihr ein kurzes Lachen. Bis zum letzten Oktober, als sie Carsten Steegmann, einen der Staatsanwälte, zufällig in ihrem Urlaub auf Langeoog getroffen und seine Einladung auf ein Frühstück bei ihm an Bord angenommen hatte, hatte sie nicht einmal ansatzweise gewusst, was diese Begriffe bedeuteten.
    Dieses Schiff war kleiner als Steegmanns »Henriette«. Obwohl auch hier dunkles Holz die Innenausstattung beherrschte, machte es einen komplett anderen Eindruck. Gäbe es die verwischte Blutspur nicht, die sich über die Leiter und den Fußboden zog, wäre der Eindruck nüchtern. Nein. Nicht nüchtern. Unbewohnt. Es gab zwar sichtbare Gebrauchsspuren, aber es fehlte jeglicher persönliche Touch.
    Christine zog ihren DIN-A 4-Block an den Pumps vorbei aus ihrer Ledertasche und machte sich Notizen: »Fotos? Kissen? Persönliches?« Dann konzentrierte sie sich auf Oda und den
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