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Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel

Titel: Wagner und Cordes 05 - Mord im Nebel
Autoren: Christiane Franke
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er schon tot.« Ein Weinkrampf hatte Ute geschüttelt. »Er war tot, und ich hab es nicht gespürt. Ich hab es nicht gespürt …«
    »Nein«, hatte Nora leise geantwortet, »so etwas kann man wohl nicht spüren.«
    »Aber muss man das als Mutter denn nicht? Bin ich eine schlechte Mutter? Ich mach mir solche Vorwürfe!«
    »Ute.« Nora hatte sich vollkommen überfordert gefühlt. »Du kannst doch nichts dafür«, hatte sie hilflos geantwortet.
    »Kommst du? Nachher? Bitte.«
    »Lass mir etwas Zeit.« Wie in Trance hatte sie den Hörer aufgelegt.
    Mittlerweile war sie aus ihrer Trance erwacht. Jetzt spürte sie den Schmerz bis in jede Faser ihres Körpers. Fabian war tot. Tot.
    * * *
    Als Oda ihren Kopf ins Büro der Kollegen steckte, saß Lemke vor seinem Computer, und Nieksteit bearbeitete die Tastatur von Fabian Baumanns Notebook.
    »Habt ihr noch was für mich, bevor ich in den wohlverdienten Feierabend gehe?« Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Dieses Büro war wesentlich größer als Christines oder ihr eigenes, aber zumindest hatten sie beide ihr eigenes Reich, auch wenn’s von der Größe her nur einer Pferdebox glich. Zu Besprechungen trafen sie sich eh im großen Raum, und ein wenig Privatsphäre tat Oda zwischendurch ganz gut, zumal sie in ihrer kleinen Bürobutze auch ungestört mit Jürgen telefonieren konnte. Oda schmunzelte. Dass »Butze« ein anderes Wort für Alkoven war, also eine Art »Kleinst-Raum«, der früher zum Schlafen genutzt wurde, hatte sie erst vor Kurzem erfahren, als sie während ihres Urlaubs auf Juist das kleine Büchlein »Juister Märchen – erzählt von Karl-Josef Koch« in die Hände bekommen und begeistert verschlungen hatte.
    Nieksteit winkte sie heran. Während Lemke alle anderen technischen Dinge mit Bravour erledigte, war er der Mann für den PC und das Knacken von Passwörtern. »Wirf mal einen Blick auf seine Facebook-Seite.«
    Facebook. Natürlich. Sie hatte sich ja schon mit Christine darüber unterhalten.
    »Zeig her.« Oda kannte sich weder mit Facebook, Twitter oder anderen sozialen Netzwerken aus; sie wusste, dass das nicht zeitgemäß war, aber ihr reichten die Klatschblätter, wenn sie beim Arzt oder Friseur war. Sie hätte auch überhaupt nicht gewusst, was sie in solchen Foren sollte. Ihren Sohn hatte sie eindringlich gebeten, nichts Privates zu veröffentlichen. Oft genug schon hatte sie im »Wilhelmshavener Kurier« gelesen, dass Einladungen über Facebook versehentlich zu einer Massenveranstaltung mit Ausschreitungen und daraus resultierenden Polizeieinsätzen geführt hatten. Und darauf hatte sie nun gar keinen Bock. Sie setzte sich neben Nieksteit auf die Schreibtischkante.
    Auf Anhieb sah sie nur Wirrwarr. Die Seite war in vier Spalten eingeteilt. Die breiteste enthielt jede Menge kleiner Bilder von Personen, Tieren, Cartoons, fett gedruckte Namen und Kommentare. Oben links lachte sie neben dem großen Bild einer Fregatte ein fröhlicher junger Mann an, dem man ansah, dass er zumindest im Augenblick der Aufnahme mit sich und seinem Leben zufrieden gewesen war. Direkt darunter stand: »In einer Beziehung mit Nora Brandis«. Als Nieksteit mit dem Mauszeiger auf den Namen ging, öffnete sich ein kleiner Ausschnitt mit Foto. Die junge Frau zeigte nur die Hälfte ihres durchaus bezaubernden Gesichtes.
    »Scheibenkleister«, entfuhr es Oda. »Wenn man das so sieht, hat man das Gefühl, die stehen mitten im Leben.«
    »Tun sie ja auch«, entgegnete Nieksteit lapidar. »Zumindest bis gestern Abend. Aber guck dir mal die Postings an.« Er scrollte über den Bildschirm. Eine Viertelstunde später war Oda baff.
    »Meine Güte, wie kann man nur so freigiebig mit privaten Informationen sein?« Sie fasste es nicht. Da gab es »Unterhaltungen« – sie wüsste nicht, wie sie es anders bezeichnen sollte – zwischen Fabian Baumann und seiner Freundin, die für alle Freunde einsehbar waren. Küsschen und Ich-hab-dich-lieb-Einträge, Verabredungen, kurz: Texte, die Oda nie im Leben so öffentlich machen, sondern nur per SMS verschicken würde. Stellte man Beziehungen heute derart für andere zur Schau?
    »Machen das alle so?«, fragte Oda, der es hinsichtlich ihrer Überlegung zu Alex’ Facebook-Verhalten nun ganz blümerant wurde. Sie fuhr sich durch ihr kurzes dunkles Haar, das erst vor einer Woche geschnitten und mit neuen roten Strähnchen versehen worden war.
    »Nee«, sagte Nieksteit.
    Oda wandte sich an Lemke. »Bist du
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