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Während ich schlief

Während ich schlief

Titel: Während ich schlief
Autoren: Anna Sheehan
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gibt da widersprüchliche Gerüchte.«
    Guillory lächelte. »Dazu übergebe ich nun an meinen jungen Freund Brendan Sabah, der die erstaunliche Entdeckung gemacht hat. Er ist der Sohn einer unserer herausragendsten Führungskräfte und ein sehr bemerkenswerter junger Mann. Bren, würdest du bitte ans Mikrofon treten?«
    Ich musterte Bren, als er auf das Podium zuging. Er strahlte Selbstsicherheit aus, keine Spur von Lampenfieber. Ihn konnte kaum etwas aus der Fassung bringen, schien es. Während meiner Woche im Krankenhaus hatte ich ihn ein bisschen besser kennengelernt. Er war in meinem Alter, ein athletisch-schlanker Typ, der sich geschmeidig bewegte wie ein Panther. Mrs. Sabah hatte mir verraten, dass er Leistungstennis spielte. Seine dunkle Haut hatte er von seinem Vater, der von der Elfenbeinküste hinauf nach ComUnity emigriert war. Er sah eher wie ein Filmstar aus, Marke Märchenprinz, als wie ein normaler Schüler.
    »Meine Eltern haben Unicorn Estates vor einem halben Jahr erworben, als die Anlage zum Verkauf stand, und um ihnen unter die Arme zu greifen, habe ich angefangen, dort ein wenig herumzustöbern«, berichtete Bren. »Wie sich herausstellte, gab es eine Menge Räume und Lagereinrichtungen,
von denen niemand etwas wusste. Zusammen mit dem Kaufvertrag wurde uns ein Satz biometrischer Chipkarten ausgehändigt. Ein paar dieser alten Karten öffneten Lagerräume im unteren Kellergeschoss, und in einem dieser Räume fand ich Roses Stase-Röhre.«
    »Was haben Sie getan, als Sie feststellten, dass ein Mädchen darin lag?«
    »Ich wusste zuerst nicht, dass es eine Stase-Röhre war«, sagte Bren. Seine Augen funkelten im Blitzlichtgewitter. Er hatte die umwerfenden Augen seiner Mutter geerbt, die grünbraun in seinem dunklen Gesicht leuchteten. »Der Apparat war total zugestaubt, aber ein Lämpchen blinkte noch daran. Ich wollte das Lämpchen abwischen, um zu sehen, was es war, doch es stellte sich als eine Taste heraus, und durch die Berührung startete ich die Wiederbelebungssequenz.«
    »Die Röhre ging also auf, und Sie fanden Rosalinda?«
    Bren zuckte mit den Achseln. Er wirkte plötzlich ein bisschen verlegen. »Ja, genau.«
    Ich wusste, warum er verlegen war. Als er nämlich gesehen hatte, dass ich nicht gleich aufwachte, hatte er befürchtet, irgendwie den Wiederbelebungsmechanismus kaputtgemacht zu haben, und mit Mund-zu-Mund-Beatmung begonnen, was ihm dann peinlich war, weil es sich als nicht notwendig herausstellte.
    »Wann haben Sie erkannt, wer Rosalinda war?«
    »Sie hat es mir gesagt. Mein Großvater ließ es später vom Krankenhaus bestätigen.«
    In diesem Moment trat Guillory wieder vor und schob Bren unauffällig beiseite. »Bren verständigte seinen Großvater, einen unserer leitenden Geschäftsführer, und dieser setzte mich von der Sache in Kenntnis. Gibt es noch irgendwelche Fragen?«

    Eine Reporterhand schoss in die Höhe. »Ich habe eine Frage an Rosalinda!«
    Guillory bedeutete mir aufzustehen, worauf ich Bren einen erschrockenen Blick zuwarf. Er zwinkerte verständnisvoll und sagte mit Lippensprache: »Mach nur.«
    Ich holte tief Luft. Vor Kameras fühlte ich mich nie wohl. Schon der Gedanke, dass sie mich filmten, wie ich hinter Guillory saß, hatte mich nervös gemacht. Ich wollte nicht dort rauf, aber alle erwarteten es von mir ... Die Stimme meiner Mutter meldete sich in meinem Kopf. Es kommt nicht immer darauf an, was du möchtest, Schatz. Worauf es ankommt, ist, welchen Eindruck es auf andere macht. Es musste mir nicht gefallen. Ich musste es nur tun. Ich zwang mich aufzustehen.
    Noch mehr Kameras blitzten, als ich vortrat, und ich schluckte. Ein Schritt. Zwei Schritte. Drei. Dann war ich beim Mikrofon, und Guillorys feste Hand hinderte mich daran, einen Rückzieher zu machen.
    »Miss Fitzroy, wie fühlt man sich, wenn man in einem neuen Jahrhundert aufwacht?«
    Ich schluckte erneut. Ich hatte ständig Schmerzen, war schwach wie ein neugeborenes Kätzchen und andauernd erschöpft, aber das war es wohl nicht, was sie meinte. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, wie ich mich fühlte. Und ich wollte es auch nicht wissen. Durch den Schock, die Schmerzen und die Stase-Drogen waren meine Gefühle irgendwie weit weg, als gehörten sie nicht zu mir. »Es ist schön, wieder da zu sein«, sagte ich, um ihnen ihren Soundclip zu liefern. Die Kameras blitzten. Das war gelogen, aber das machte nichts. Es war das, was sie hören wollten.
     
    Er war vollkommen mit Staub bedeckt, doch das
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