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Waechter des Labyrinths

Waechter des Labyrinths

Titel: Waechter des Labyrinths
Autoren: Will Adams
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Inneren Selbsthass. Im Grunde war es genau dieser Selbsthass, der ihr verzweifeltes Bedürfnis hervorrief, von anderen Lob und Anerkennung zu erhalten, ihr Bedürfnis nach, wie sie es nannte, narzisstischer Versorgung, was aus ihrem Munde klang, als wäre es eine Droge. Sobald Narzissten von dieser Versorgung abgeschnitten waren, brachen ihre Phantasien über die eigene Person in sich zusammen, sie verfielen in Depression und tiefe Verzweiflung. Dagegen schien er, obwohl er alle Kennzeichen einer klassischen narzisstischen Persönlichkeitsstörung aufwies, immun gegen Depression und Verzweiflung zu sein, selbst wenn ihm seine narzisstische Versorgung entzogen wurde. Und sie wollte wissen, warum das so war. Krimineller Narzissmus war ihr Thema, und sie sah in Michails Fall die Gelegenheit, einen gewaltigen Schritt voranzukommen. Denn wenn sie sein Geheimnis ergründen würde, konnte man daraus vielleicht eine Methode ableiten, den Selbsthass bei anderen abzuschwächen und den narzisstischen Kreislauf endgültig zu durchbrechen. Sie steigerte sich zunehmend in ihren Vortrag hinein. Beim Gehen schwankte sie ein wenig auf ihren Absätzen, auf Hals und Wangen glühten rote Flecken. Schließlich blieb sie stehen und zuckte mit den Schultern, als würde sie erwarten, dass er nun seinen Teil der Abmachung einlöste und ihr erzählte, wie er diese unschuldige, kleine dreizehnjährige Lolita vergewaltigt und ermordet hatte.
    Unschuldig! Ha!
    Er erhob sich und schob quietschend seinen Stuhl zurück. Dann ging er auf sie zu. Sie lächelte nervös, ihre Pupillen flackerten, und sie wich zurück, bis sie an der Wand neben der Tür stand. Langsam näherte er sich und setzte das harmloseste Lächeln auf, zu dem er imstande war, als wäre sie ein Kettenhund, der nach ihm schnappte und den er nicht erschrecken wollte, weil er sonst keine Gelegenheit hätte, ihn zu treten.
    Sie ballte die Faust, um gegen die Tür zu hämmern und den Justizbeamten zu rufen. Zweimal hob sie ihren Arm, doch Michail ging ungerührt auf sie zu, und am Ende brachte sie es nicht mehr fertig. Also hatte schließlich Selbsterkenntnis eingesetzt. Sie ließ beide Arme hängen. Jetzt stand er direkt vor ihr, fast berührten sich ihre Körper. Er hörte, wie sich der Rhythmus ihres Atems veränderte, bis er im Einklang mit seinem war. Er belohnte sie mit einem Lächeln, legte eine Hand auf ihre Schulter, die andere auf ihre Hüfte und begann, ihren Rock hochzuschieben. Sie starrten sich in die Augen. Sie ermutigte ihn nicht, hielt ihn aber auch nicht zurück. Als er mit der Hand unter den Rock und den Schenkel hinauf zu ihrem Slip fuhr, atmete sie fast unhörbar aus. Einen Augenblick herrschte beinahe vollkommene Stille, er konnte nur den Speichel hören, der sich in ihrem Mund sammelte. Und in seiner Hand zuckte ihre Muschi wie ein verängstigtes kleines Tier.
    «Mr.   Nergadse», stieß sie hervor. Er wartete, aber da sie nichts weiter sagte, drückte er sie zwischen den Beinen noch einmal ermutigend und lächelte sie breiter an. Sie lächelte schwach zurück, ein Lächeln völligen Entgegenkommens, eine Einladung zu tun, was immer er wollte.
    Er ließ sie los, trat zurück, nahm wieder auf seinem Stuhl Platz und verschränkte die Hände in seinem Schoß. «Ich bin also narzisstisch, ja?», meinte er. «Oder ist es nicht einfach so, dass ich tatsächlich schön bin?»

ZWEI

I
    Kastelli Hotel, Athen, Griechenland,
    zwei Wochen später
     
    Die drei lachten noch immer über Knox’ albernen Witz, als Augustin die Tür zu seinem Hotelzimmer öffnete. Augenblicklich erstarb das Gelächter.
    Es war der Geruch, der Knox alarmierte. Eine Fäulnis, die Übelkeit hervorrief und ihn ahnen ließ, dass irgendetwas nicht stimmte. Als er Augustin über die Schulter sah, entdeckte er Blut und Erbrochenes auf dem blauen Teppich, dann den nackten älteren Mann, der zwischen dem Doppel- und dem Einzelbett rücklings auf dem Boden lag, den rechten Arm über den Kopf geworfen. Blase und Darm hatten sich entleert, um seine Hüfte waren dunkle Flecken zu sehen. Außerdem hatte er eine klaffende Wunde auf der Stirn, aus der Unmengen an Blut geflossen waren. Er hatte einen so erschreckten Gesichtsausdruck, dass Knox nicht nur sofort annahm, er wäre tot, sondern er müsse sein Schicksal genau in dem Moment gespürt haben, als es ihn eingeholt hatte.
    Daher war es ein unglaublicher Schock, als der Mann sich plötzlich auf dem Teppich zu krümmen begann und ein Zucken durch seinen
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