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Wach auf, wenn du dich traust

Wach auf, wenn du dich traust

Titel: Wach auf, wenn du dich traust
Autoren: Angela Mohr
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braucht man dafür eine spezielle Ausrüstung?« Sie dachte mit Schrecken an die Preisschilder in dem Outdoor-Laden. Irgendwo mussten doch noch ihre Kletterschuhe stecken. Aber dass die noch passten, war unwahrscheinlich.
    »Glaub ich kaum«, nuschelte Deborah, die eine Tüte Chips aus ihrer Tasche gekramt hatte und sich eine Handvoll davon in den Mund schob.
    Debbie hielt ihr die Tüte hin und Jenny griff hinein. Sie hätte gern endlich das Thema gewechselt. Deshalb war sie ganz froh, als Debbie ihr Handy herausholte und darauf herumtippte. Plötzlich quietschte sie los. »Guck mal«, sagte sie und hielt Jenny das Handy hin. Jenny sah darauf und blickte direkt auf jemandes blanken Hintern.
    »Wow«, schnaubte sie spöttisch, »edles Fahrgestell.«
    »Lies mal«, sagte Deborah, nur um den Text dann selbst vorzulesen. »›Das beste Stück des Schulhofs‹.«
    Jenny lachte. »Und? Ist das mittlerweile schon auf der Schulhomepage gelandet?«
    »Wie ich Max kenne, sicher«, sagte Debbie. »Er behauptet ja, er könnte sich da einhacken.«
    Jenny zuckte mit den Achseln. »Max behauptet alles Mögliche«, sagte sie. »Vor allem aber hat er ’ne große Klappe.«
    »No risk, no fun«, kommentierte Deborah. Dann drückte sie die Nachricht weg und stöpselte die Kopfhörer ein. Sie hielt Jenny einen Hörer hin, die ihn sich ins linke Ohr manövrierte. Debbie suchte sich durch ihre Musikordner.
    »Jetzt lass halt mal irgendwas bis zum Ende durchlaufen«, rief Jenny irgendwann genervt.
    »Wenn du meinst«, murmelte Deborah und bemühte sich, ihre Hände im Zaum zu halten.
    »Braves Mädchen.« Jenny tätschelte grinsend Debbies Hand. Die streckte ihr die Zunge raus und grinste zurück.
    Beim Abendessen stocherte Jenny auf ihrem Teller herum. Lissy und Joachim unterhielten sich über den alten Apfelbaum, der auf dem Grundstück stand. Joachim wollte ihn fällen, doch Lissy war dagegen. Sie hoffte nach zwei Jahren immer noch, ihn irgendwann zu üppiger Ernte hochpäppeln zu können. Jenny hörte nur mit halbem Ohr hin.
    »Keine Lust auf Tomatensalat?«, fragte Lisgard irgendwann.
    Jenny sah auf. »Doch, doch«, antwortete sie.
    Ihre Mutter wandte den Blick nicht von ihr ab. »Was dann?«, fragte sie. »Hast du Liebeskummer?«
    Jenny wollte ihre Mutter jetzt lieber nicht ansehen, spürte aber, wie ihr heiß wurde. Über das Thema wollte sie nun gerade wirklich nicht beim Abendbrot mit ihren Eltern sprechen. Vornamen hin oder her.
    »Nein«, sagte sie, »ich denke über was anderes nach.« Das entsprach immerhin der halben Wahrheit. »Glaubt ihr, wir können uns ein Zeltlager leisten?«
    Vielleicht war es ja wirklich die beste aller Ideen, dahin zu fahren. Eine Woche an was anderes denken als die unglaublich roten Locken der anderen. Und wie sie mit Tizians wuscheligen Haaren zusammengepasst hatten. Das war mindestens zweihundert Euro wert.
    Lisgard strich sich eine Locke hinters Ohr, die ihr in die Stirn gefallen war. Jenny hätte gern das krause Haar ihrer Mutter geerbt, über das diese sich ständig beschwerte.
    Doch Jennys Haare hingen genauso glatt und langweilig herunter wie die ihres Vaters. Nur, dass seine sich am Hinterkopf bereits zu lichten begannen.
    »Kommt darauf an«, sagte Joachim. »Was kostet es denn?«
    »Zweihundert Euro«, antwortete Jenny. »So ungefähr jedenfalls. Für eine Woche.«
    »Eigentlich nicht viel für eine ganze Woche«, sagte Lissy, während sie sich eine dicke Scheibe Brot abschnitt. Sie sah Joachim an.
    »Wir wollten doch die Fliesen kaufen. Was glaubst du, wie viel bleibt da noch übrig?«
    »Kommt ganz darauf an, wie deine Ausstellung läuft.« Joachim lächelte und zuckte mit den Schultern.
    »Sagt mal, warum sind wir eigentlich hierhergezogen?«, fragte Jenny plötzlich. Eine Zeit lang hatte es so ausgesehen, als ob Jennys Mutter endlich den Durchbruch machen würde, es hatte in der Stadt sogar eine Ausstellung mit ihren Werken gegeben – »Lisgard Laun« hatte auf den Plakaten in dicker Schrift gestanden. Es waren kleine Plakate gewesen, zugegeben, und sie hatten auch eher an Straßenlampen als an Litfaßsäulen gehangen, aber immerhin. Seitdem war allerdings wieder Flaute eingetreten. Niemand schien Interesse an ihren abstrakten Skulpturen zu haben. Erst recht nicht hier in diesem »Kaff«, wie Debbie es so treffend beschrieben hatte.
    »In der Stadt wäre es sicher viel einfacher gewesen, Lissys Sachen loszuwerden«, sagte Jenny. »Hier wohnen doch nur Kunstbanausen.«
    »Sag das
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