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VT12 - Die Rückkehr

VT12 - Die Rückkehr

Titel: VT12 - Die Rückkehr
Autoren: Dokk
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Eine Dampfdruckkanone hatte sich aus der Verankerung gelöst. Holz und Menschen zermalmend donnerte das schwere Geschütz heran, rammte sich durch den splitternden Stadtrand und verschwand.
    Keine Hölle konnte schrecklicher sein als das Sterben von Brest-à-l’Hauteur. Feuer, Schreie, Trümmer… alles ins qualmende Inferno immer neuer Explosionen gehüllt und durchtränkt von der grausamen Gewissheit, dass eine Flucht unmöglich war.
    Akfat zog sich hoch, sah hinüber zu Orleans-à-l’Hauteur. Ihre Rotoren liefen auf voller Kraft, schoben sie von der todgeweihten Schwesterstadt fort. Die kaiserliche Roziere war drüben im Landeanflug, weiter unten flohen zwei Luftschiffe der Bodencrew ins offene Land. Gierige Hände reckten sich nach ihnen hoch. Gruh! Hunderte von Gruh! Akfat stöhnte gequält, als er sah, wie erwartungsvoll die kannibalistischen Monster auf Brest blickten. Direkt in seine Augen.
    »Ihr kriegt mich nicht!« Akfat krallte sich an der Brüstung fest. »Habt ihr gehört? Ihr kriegt mich nicht!«, brüllte er.
    Etwas tropfte auf seine Hand, biss in die Haut. Er wischte es aufschreiend weg, sah hoch. Akfats Herz setzte aus. Der Ballon über ihm! Auch er war von den Flammen erobert worden! Sie leckten an seiner Hülle. Die äußere Haut war feuerfest, konnte nicht brennen. Nur schmelzen. Auf der Unterseite war sie schon schwarz und rissig vor Hitze wie ein Schwein am Spieß. Partikel fielen herab. Die Risse erweiterten sich. An manchen Stellen schimmerte bereits die gefährdete Innenhülle durch. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis –
    WUMM
    Akfat drehte sich weg, zog den Kopf ein. Über ihm war blendende Helligkeit, hier und da peitschten befreite Haltetaue fort. Glühender Wind durchfegte die Stadt. Akfat wurde von den Füßen gerissen, rappelte sich auf, krallte sich irgendwo fest. Die Trägerplattform hob sich, ließ ihn nach vorn kippen. Ihn und alles andere. Trümmer setzten sich wie von Geisterhand in Bewegung. Ganze Bauten brachen auseinander, polterten heran. Akfat hörte sie kommen, sah sie vorbeifliegen, in die Tiefe stürzen. Festhalten! Festhalten!
    Dreißig Meter, zwanzig Meter… kurz vor dem Erdboden glitt die steil stürzende Stadt ein Stück nach vorn und sank dabei fast in die Waagerechte zurück. Akfat wurde beim Aufprall hoch geschleudert. Noch während er fiel, schrammte Brest-à-l’Hauteur wie eine Schaufel durch die Reihen der Gruh, häufte deren graue Körper zu einem Kissen an.
    Es war eine bizarre Laune des Schicksals: Die stinkende Fleischmasse der Unterirdischen fing den Prinzen und etliche seiner Männer auf und rettete ihr schon verloren geglaubtes Leben.
    Wenigstens für den Moment…
    ***
    In der Tiefe
    Tala lief erneut ein kalter Schauer über den Rücken. Es war erstaunlich, wie oft das passieren konnte. Sie versuchte sich zu erinnern, wie lange sie nun schon hier in der Dunkelheit herumlief, Nabuu an der Hand und die vier Gardisten hinter sich.
    Es konnte nicht wirklich lange sein, denn die Fackeln waren nicht sonderlich heruntergebrannt. Doch wenn sie ihrem Bauchgefühl vertraute, dann war es schon eine halbe Ewigkeit. Angespannt fuhr ihre rechte Hand, in der sie die Fackel trug, hin und her, um nur ja auch jede Nische und jeden Felsspalt der Wand auszuleuchten und womöglich einen Gruh zu entdecken, der dort im Dunkeln lauerte.
    Die Gardisten folgten ihrem Beispiel. Keiner der vier war freiwillig mit ihr gegangen. Nur der Befehl des Sonderbeauftragten für Militärisches, Pierre de Fouché, hatte die jungen Männer dazu gebracht, ihr in die Große Grube zu folgen. Ein völlig aussichtsloses Unterfangen, das wurde Tala klarer und klarer.
    Warum hatte sie nicht einfach darauf gewartet, dass Dr. Aksela ein Serum gegen die schreckliche Gruh-Seuche fand? Die Heilerin hatte doch auch ein Serum gefunden, dass die Seuche zumindest verlangsamen konnte.
    Aber nein, du musstest es ja wieder besser wissen, dachte Tala, voller Ärger auf sich selbst, und wischte mit ihrer Fackel eine Felsnische aus, in der sich nichts befand. Du musstest ja sofort losziehen und auf deinen Freund hören, dessen Krankheit erwiesenermaßen das Gehirn und damit den Verstand vernichtet. Damit hast du nicht nur ihn in Gefahr gebracht, sondern auch das Leben von vier Gardisten.
    Sie gab sich selbst die Antwort auf ihre Zweifel: Weil Nabuu keine Zeit mehr blieb, bis Dr. Aksela das neue Serum fertig gestellt hatte. Seine Lebensuhr – oder vielmehr sein bisheriges Leben – lief unaufhaltsam ab;
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