Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
es an der Zeit, dass du Mut beweist. Du …«
    »Du hörst mir nicht zu. Du hast kein Wort verstanden.«
    »Wilder Fuchs …«
    »Ich brauche dich, Sonnenmuschel. Alle wenden sich von mir ab. Ich habe Angst. Verstehst du? Nur weil ich hier bin, könnte mich schon jemand umbringen. Sie geben mir die Schuld.«
    »Wilder Fuchs, fasse Mut…«
    »Lauf mit mir davon, Sonnenmuschel! Bitte! Ich flehe dich an!«
    Sie schloss die Augen, und es schien ihr, als flösse ihre Seele aus ihr hinaus, als würde sie von ihm ausgesaugt, so wie ein Blutegel einen Menschen aussaugt.
    »Sonnenmuschel, wenn du mir nicht hilfst, dann … dann weiß ich nicht, was ich tue.«
    Sie sagte nichts, ängstigte sich für ihn. Was hatte Jaguar gesagt? Dass er ein Feigling sei, eine Jammergestalt?
    Er drückte fest ihre Hand. »Jaguar hat über dich gewacht wie eine Sau über ihr kleinstes Ferkel. Dies war meine erste Chance, und ich bin gekommen, um dich mitzunehmen, und zwar auf der Stelle.«
    »Ich kann nicht mitkommen, Wilder Fuchs. Ich bin sehr schwach. Du musst jetzt tapfer sein und allein gehen.«
    Wilder Fuchs drückte ihre Handfläche gegen seine Wange. »Aber ich will nicht fortgehen. Ich habe nichts Böses getan. Mein Vater hat Rote Schlinge getötet. Er ist schuld. Ich habe gewusst, dass er im Herzen ein Mörder ist. Mir ist immer übel geworden, wenn ich mit ansehen musste, wie er sich auf dem Kriegspfad aufführte. Erinnerst du dich an das Glitzern in seinen Augen? Ihm hat das Töten Spaß gemacht, Sonnenmuschel.«
    »Nein … nein, Wilder Fuchs. Mach doch nicht…«
    Plötzlich zog er etwas unter der Decke hervor. Es sah aus wie ein schwarzer Knochensplitter. »Ich habe dies hier aus der Asche gezogen. Ich werde es behalten. Es soll mich immer daran erinnern, was er mir - und sich - angetan hat.«
    Er umklammerte den Knochensplitter, und ein unterdrückter trauriger Laut wurde von den geschlossenen Lippen kaum zurückgehalten. »Ich bin für immer gezeichnet, Sonnenmuschel, und daran ist er schuld. Er hat mich Blutschande treiben lassen, das musst du verstehen. Man wird wegsehen, wenn man mich erblickt, als ob eine furchtbare, ansteckende Krankheit vorüberginge.
    Irgendeiner wird mich töten, ich weiß es.«
    Sonnenmuschel mühte sich, ihren Daumen in seine Wange zu drücken. »Sieh mich an!«
    Er hob den Kopf, und in seinen Augen sah sie den Hass.
    Einen Augenblick lang blieb ihr Herz stehen, dann lief ein Prickeln durch ihren Körper. »Dein Vater«, sagte sie und versuchte, ihre Lungen mit Luft zu füllen, ohne vor Schmerzen zusammenzuzucken, »war … ein guter Mensch, Wilder Fuchs. Du solltest ihn nicht hassen.«
    Wieder stieg ein schluchzender Laut in seine Kehle. Er legte ihre Hand auf das Fell zurück und presste den Knochensplitter an sein Herz. Er wiegte sich hin und her und verlangte weinerlich wie ein Kind:
    »Komm mit mir, Sonnenmuschel! Du und ich, wir werden es ihnen zeigen. All denen, die uns wehgetan haben. Wir zahlen es ihnen zurück. Das werden wir. Sie sollen leiden, bis sie um Vergebung flehen.«
    Sie beobachtete ihn müde und wartete auf etwas - eine Spur von Kraft, vielleicht ein Zeichen seiner Liebe. Sie wusste es selbst nicht. Sie war so erschöpft.
    Wilder Fuchs setzte sich mit untergeschlagenen Beinen neben sie und wischte sich mit der Decke die Tränen ab. »Sonnenmuschel?«
    Sie stieß einen langen, schmerzerfüllten Seufzer aus. Vor weniger als einem Viertelmond hätte sie noch gesagt: Ich bin bei dir, Wilder Fuchs, mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich schon um dich.
    Aber jetzt, da er den verkohlten Knochensplitter in der Faust hielt…
    Sie sagte: »Geh fort, Wilder Fuchs … lauf bitte einfach weg.«
    »Nein, hör zu, Sonnenmuschel! Ich werde ein sehr gefährlicher Mann sein. Sie werden mich fürchten.« Er grinste sie an; Verzweiflung glomm in seinen Augen. »Wenn du glaubst, sie fürchten Jaguar, dann warte nur ab, wie sie aussehen, wenn sie wissen, was ich mit ihnen machen werde. Mit ihnen allen! Sie werden sich wünschen, sie hätten niemals …«
    Geräuschlos trat Jaguar in das Langhaus und zog den Vorhang zurück. Sein graues Haar glänzte im Feuerschein. Er sah sie an. »Was machst du hier, Junge? Sonnenmuschel braucht Ruhe. Störst du sie etwa?«
    Bevor Wilder Fuchs antworten konnte, sagte Sonnenmuschel: »Ja, Ältester, ja, er stört mich wirklich.«
    Sie ließ den Kopf zur Seite fallen und schloss die Augen.
    »Vielleicht sollte ich laut verkünden, dass du hier bist, Wilder Fuchs.«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher