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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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war sie bestimmt längst zur Heimat von Packratten, Mäusen und Insekten geworden.
    Bei diesem Gedanken strömte ein wehmütiges Gefühl durch ihre Seele.
    »Weiße Esche?« rief Espe und näherte sich sichtlich argwöhnisch.
    Ja«
    »Was ist das?« Espe zeigte auf ein niedriges, aus über gebogene Weidenstöcke gelegten Häuten bestehendes Gebilde.
    »Eine Schwitzhütte. Darin reinigt man den Geist. Wenn du willst, kannst du dich mir anschließen.«
    Eine tiefe Falte erschien auf Espes Stirn, doch nach einigem Zögern entschloß sie sich. »Erklär mir, was ich tun muß.«
    Weiße Esche reichte Espe ein Paar Stöcke und zeigte ihr, wie sie damit die heißen Steine in die Hütte tragen konnte. Als sie genug Steine hineingeschafft hatten, zog Weiße Esche ihr Kleid aus und legte es auf einen Strauch. »Du möchtest sicher nicht dein hübsches, perlenverziertes Kleid verschmutzen, Espe. Zieh es aus, sonst wird es ganz verschwitzt.«
    Rasch schlüpfte Espe aus ihrem Kleid und legte es neben das von Weiße Esche. »Und Schweiß reinigt wirklich?« fragte sie zweifelnd, während sie Weiße Esche in das Zwielicht der Hütte folgte. Nachdenklich blickte sie auf die in der Mitte gestapelten Steine. Ein Dreifuß, an dem ein mit Wasser gefüllter Darmsack hing, stand an der Rückwand.
    »Vor langer Zeit hat uns Wolfsträumer gelehrt, daß Schweiß Körper und Seele reinigt.« Weiße Esche schloß die Türklappe, und es wurde noch dunkler in der Hütte. Anmutig setzte sie sich in die Nähe des Wassersacks.
    »Ich kann überhaupt nichts mehr sehen«, klagte Espe.
    »Deine Augen werden sich an die Dunkelheit gewöhnen. Das Dunkel hilft bei der Konzentration. Man wird nicht so leicht abgelenkt.« Weiße Esche schöpfte ein wenig Wasser in die hohle Hand und benetzte die Steine. Zischend stieg der Dampf auf. Sie atmete tief ein und ließ ihre Haut von der Wärme streicheln. »Ich fühle deine Neugier, Espe.«
    Espe setzte sich auf den Boden, sie keuchte unter der feuchten Hitze. »Mein ganzer Körper prickelt.«
    »Das ist sicher nicht der Grund, warum du so eigenartig bist.«
    Weiße Esche träufelte noch einmal Wasser auf die Steine und fühlte, wie die Hitze durch ihre Haut eindrang und Muskeln und Gelenke entspannte. Ihre Seele erwärmte sich.
    »Im Lager gibt es Gerede«, begann Espe. »Manche sagen, du seist eine Hexe. Sogar die Verwandten von Stilles Wasser behaupten das! Die Leute haben gesehen, wie du diese Hütte gebaut hast, und fragen sich, wozu das gut sein soll. Außerdem hast du gesagt, du willst heute abend träumen.«
    Der Schweiß lief in Strömen über Weiße Esches Körper, tropfte von ihrem Kinn und über die Wölbung ihrer Brüste. »Das Träumen fällt mir leichter, wenn ich vorher geschwitzt habe. Bist du deshalb gekommen? Um mich zu fragen, ob ich eine Hexe bin?«
    »Mein Volk hat noch nie einen Seelenflieger gesehen, der durch Feuer gehen kann oder dessen Fleisch, ohne eine Wunde oder eine Blutspur zu hinterlassen, von einem Speer durchbohrt wird.
    Unsere heiligen Leute träumen keine Menschen in den Tod, wie du es mit Tapferer Mann gemacht hast.«
    »Das Sonnenvolk hatte nie wahre Träumer. Oh, natürlich hatte das Volk einige sehr gute Heiler… aber keine Träumer. Ich bin keine Hexe. Heute abend will ich dem Schwarzspitzen-Stamm das Große Eine nahebringen. Ich möchte dem Stamm von der Spirale und dem Großen Traum des Ersten Mannes erzählen.«
    »Und damit unseren Weg und unsere Lebensweise verändern?«
    Weiße Esche lächelte. »Espe, ich habe gesehen, wie sich der Erste Mann von einem Menschen in einen Wolf und in den Großen Donnervogel verwandelt hat. Das Sonnenvolk ist das Volk des Himmels. Das Volk des Ersten Mannes war das Volk der Erde. Himmel und Erde. Gegensätze kreuzen sich. Was getrennt wurde, muß vereint werden dadurch nehmen Stärke und Kraft zu. Das ist die Spirale, die ich für das Volk träumen werde. Ich bin nicht gekommen, um zu nehmen, sondern um zu geben. Ich bin der Weg zwischen den Welten und den Völkern.«
    »Ich habe mir darüber den Kopf zerbrochen, was wir mit dir machen sollen. Meine Leute haben mich um Rat gefragt. Ich dachte, es wäre wohl das beste, von dir selbst zu hören, was du dazu zu sagen hast.«
    »Du und Windläufer, ihr seid dem Schwarzspitzen-Stamm gute Anführer.«
    »Er liebt dich noch immer«, flüsterte sie.
    Weiße Esche griff in den Wassersack.
    »O nein, nicht mehr, bitte.« Espe rutschte hin und her. »Für mich ist das alles neu.«
    Weiße Esche
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