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Vorstoß in die Schattenzone

Vorstoß in die Schattenzone

Titel: Vorstoß in die Schattenzone
Autoren: Ernst Vlcek
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gigantischer Turm. Sie besaß keine streng abgegrenzten Konturen, denn diese wurden von dem gleißenden Schein verwischt. Aber Mythor schätzte, dass fünfzig Männer vonnöten gewesen wären, um sie zu umfassen.
    Er musste die Augen schließen und wandte sich ab. Die Lichtsäule wurde von einer hohen, kreisförmigen Mauer umgeben. Mythor sah nach oben und entdeckte zehn Mannslängen über sich den oberen Rand. Es gab kein Dach, und dennoch konnte er über sich nicht die dunklen Wolken der Schwarzen Hand sehen, die aus der Düsterzone nach Logghard griff. Das Licht überstrahlte alles.
    Die Mauer… Mythor wich etwas vor ihr zurück, um sie besser überblicken zu können, und je länger er darauf blickte, desto deutlicher sah er die Bilder, die die Wand bedeckten. Sie wurden immer klarer, so dass er sie allmählich deuten konnte.
    Er hatte diese Bilder tatsächlich schon einmal in der Gruft der Gwasamee gesehen. Nur hatten sie ihm damals nichts gesagt, was über ihren bildhaften Ausdruck hinausging. Jetzt aber begann er ihren tieferen Sinn zu verstehen.
    Er erkannte, dass hier die Dunkelmächte dargestellt waren, wie sie sich über die Welt ausbreiteten und sie schließlich völlig überdeckten. Und die Welt war nicht als Scheibe, sondern als Kugel dargestellt. Mythor schwindelte bei dem Gedanken, welches Leben jene führen mussten, die dazu verdammt waren, auf der Unterseite der Welt zu hausen. Dort musste alles kopfstehen… es konnte sich dabei nur um die Unterwelt der Dämonen handeln…
    Und dann zeigten die Bilder das Erscheinen des Lichtboten. Er tauchte auf seinem mächtigen Kometentier über der Welt auf, das nicht wie ein Pferd oder ein Laufvogel, auch nicht wie ein Yarl oder ein Mammut, noch wie sonst irgendein Reittier aussah, das Mythor kannte. Das Kometentier hatte einen Kopf wie ein Stern und einen Schweif aus Licht.
    Der Lichtbote dagegen war nicht gestaltlich dargestellt – er war reiner, purer Geist. Mythor war ein wenig enttäuscht, dass er das Angesicht des Lichtboten nicht erkennen konnte, aber dann verstand er die Symbolik, denn wie sollte man die Verkörperung des Guten darstellen – es hatte keinen Körper, wie auch das Böse keinen bestimmten Körper besaß und in vielerlei Gestalt auftreten konnte.
    Der Lichtbote vertrieb die Dunkelmächte in einen schmalen Ring, der die Welt umgab – die Schattenzone! Und wieder erfasste Mythor ein Schwindel, als er nun ganz deutlich vor Augen geführt bekam, dass die Welt jenseits der Schattenzone weiterging und sie von der Schattenzone nur durchteilt wurde. Was lag dahinter?
    Vangard, der Süder, fiel ihm ein. Kam er tatsächlich von jenseits der Schattenzone?
    Mythor schritt die Wand weiter ab. Mit jedem Schritt, den er tat, sah er weitere Bilder, die ihm neue Erkenntnisse vermittelten.
    Er erfuhr nun davon, wie der Lichtbote seine sechs Stützpunkte in der Welt Gorgan einrichtete. Er verteilte sie nicht willkürlich, sondern errichtete sie ziemlich nahe beieinander, aber weit genug voneinander entfernt, dass es eine gewisse Erschwernis darstellte, von einem zum anderen zu gelangen.
    Da war die Gruft der Gwasamee, dort die Lichtburg, die erst viel später von dem Dämon Xanada erobert wurde… Althars Wolkenhort, eine Bastion des Lichtes, die allmählich vom Dschungel des Bösen umschlungen wurde…
    Und dazwischen richtete der Lichtbote überall Orte ein, an denen er Hinweise auf seine Fixpunkte hinterlegte. Viele dieser kleinen Bastionen wurden später von den Dunkelmächten zerstört, aber der steinerne Kopf aus Meteoritenstein, dessen Augen vom Einhorn, Schneefalken und Bitterwolf kündeten, blieb bis in Mythors Zeit erhalten, so dass er beim Abstieg in den thormainischen Brunnen auf ihn stoßen konnte und so von der Existenz der drei Fabeltiere erfuhr.
    Das alles hatte er schon in der Gruft der Gwasamee zu sehen bekommen, ohne jedoch zu wissen, was von diesen Bildern zu halten war. Nun schaute er sie wieder und erkannte ganz deutlich die Zeichen, die ihm verrieten: In der Lichtburg findest du das Gläserne Schwert Alton, im Wolkenhort hält Althar den Helm der Gerechten für dich bereit, und das Verwunschene Tal ist der Lebensbereich von Einhorn, Schneefalke und Bitterwolf. Hole dir aus dem Baum des Lebens den Sternenbogen und den Mondköcher und vom Koloss von Tillorn den Sonnenschild, und wenn du dermaßen gerüstet bist, dann mache dich auf, um in meinem Grabmal das DRAGOMAE und die Unsterblichkeit entgegenzunehmen.
    Doch die Zeichen und
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