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Vorstoß in die Schattenzone

Vorstoß in die Schattenzone

Titel: Vorstoß in die Schattenzone
Autoren: Ernst Vlcek
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auch als eine Herausforderung.«
    »Was wollt ihr von mir?« fragte Mythor und schätzte die Entfernung zum nächsten Mauerbrocken ab, aus dem ein langer Balken bis über den Schleimwulst hinausragte. Das konnte die Rettung bedeuten. »Ich besitze nichts. Nur das Gewand, das ich am Leib trage.«
    »Du hast es gesagt, was du besitzt – deinen Leib!« sagte Errael und ließ die Schlinge über seinem Kopf kreisen.
    »Du hast einen jungen und gesunden Körper«, erklärte Jaely. »Und darum ist er sehr wertvoll. Warum wagst du nicht endlich den Sprung?«
    Mythor fühlte sich durchschaut, aber er sprang trotzdem. Noch bevor er auf der anderen Mauerinsel aufsetzte, hörte er das Geräusch der durch die Luft fliegenden Schlinge und warf sich nach vorne. Die Leine surrte über ihn hinweg, und Jaely zog sie rasch wieder ein, noch bevor sie auf den Schleim auftraf.
    »Wie behende er ist!« rief Jaely anerkennend.
    Mythor raffte sich sofort auf und rannte geduckt zu dem langen Balken, der sich nun allmählich über den Schleimwulst hob, als das andere Ende den Schlund hinuntersank.
    Wieder zischte eine Leine durch die Luft, diesmal aus Erraels Richtung. Mythor zog den Kopf ein, während er über den Balken kletterte. Plötzlich spannte sich das Seil um seine Fessel.
    Sich mit einer Hand festhaltend, versuchte er mit der anderen sein Bein zu erreichen, das in der Schlinge festsaß. Dabei musste er jedoch den Oberkörper aufrichten. Er wurde sich zu spät der Gefahr bewusst, denn da schwirrte die Schlinge Jaelys bereits heran und legte sich schräg über seinen Oberkörper. Mythors eine Hand wurde ihm an den Körper gepresst, als sich die Schlinge zusammenzog, die andere konnte er gerade noch anwinkeln und freibekommen.
    Er spürte schmerzhaft, dass die beiden Fänger gleichzeitig ihre Seile anzogen. Mythor wurde das Bein weggerissen, so dass es über den Balken hing. Bevor jedoch auch Jaely sein Seil spannen konnte, griff Mythor danach und zog mit aller Kraft daran.
    Jaely hatte offenbar nicht damit gerechnet. Denn das Seil lockerte sich und wurde freigegeben. Der Fänger stieß einen überraschten Ausruf aus. Mythor sah, wie er die Hände in die Luft warf und wild damit ruderte, als er kopfüber in den träge dahinfließenden Schleim fiel.
    »Du verdammter…!« schrie Errael. Das Schimpfwort, mit dem er ihn bedachte, verstand Mythor nicht. Dafür spürte er, wie Errael an der Leine zog, so dass ihm das Bein weggerissen wurde.
    Mythor konnte sich im letzten Moment an dem Balken festhalten, aber er schwebte jetzt waagrecht über dem Schleim.
    »Ich sollte dich ebenfalls in den Schlund werfen, aber dafür ist mir dein Körper zu kostbar!« rief der Fänger zornig.
    Mythor spürte, wie sich einige ruckartige Bewegungen von dem Seil auf ihn übertrugen. Als er nach hinten blickte, stellte er fest, dass Errael das Seil an einem Mauervorsprung festgebunden hatte und nun über treibende Mauerbrocken zu ihm kam.
    »Wenn du jetzt los lässt, wirst du wie Jaely vom Schlund verschlungen«, sagte Errael. »Warte, bis ich mit dem Schleimschlitten komme.«
    Der Fänger erreichte ihn und schob ein übermannslanges, breites Brett unter seinen Körper, von dem Lederriemen hingen. Er war darauf bedacht, dass die Riemen nicht mit dem Schleim in Berührung kamen, während er damit Mythor an dem Brett festband.
    »Jetzt kannst du loslassen«, erklärte er und trat Mythor auf die Finger.
    Mythor verlor den Halt und wurde von der langsamen Strömung des Schleimes weggetragen. Errael verschwand, und Mythor trieb kopfüber den Schlund hinunter. Einige Armlängen vor sich sah er Jaelys Beine aus der zähen Masse ragen; sie strampelten nicht mehr.
    Auf einmal wurde an dem Seil gezogen, und Mythor fuhr mitsamt dem Schlitten, auf den er gebunden war, gegen die Schleimströmung hinauf. Bald glitt er über die Kuppe und auf der anderen Seite den Wulst hinunter, Errael zog ihn dort endgültig an Land. Mythor wollte diesen Augenblick dazu nutzen, die Riemen abzustreifen und sich zu befreien. Errael nahm ihm aber jede Chance. Sofort war er zur Stelle und fesselte nun auch Mythors Hände an den Schlitten, dann zog er ihn damit hinter sich her.
    »Warum lässt du mich nicht laufen?« fragte Mythor. »Dein Bruder war selbst an seinem Schicksal schuld.«
    »Es geht mir nicht um Jaely«, sagte Errael ungerührt. »Ich habe dir schon gesagt, dass ich für dich einen guten Preis erzielen werde.«
    »Ich könnte mich freikaufen – für das Doppelte«, schlug Mythor
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