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Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)

Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)

Titel: Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)
Autoren: Carly Phillips
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Gegenteil zu überzeugen. Doch das liegt nicht an dir. Es liegt an mir.“
    Noch mehr Rätsel, dachte er enttäuscht. Und die Zeit bis zum Spielbeginn lief. Dennoch wartete er.
    Sie ballte die Hände zu Fäusten und lockerte sie dann wieder in einer Geste, an die er sich gut erinnerte und bei er dagegen ankämpfen musste, ihr gegenüber schwach zu werden.
    „Sieh mal, anders als du hatte ich die perfekte Kindheit“, fuhr sie fort. „Na ja, so perfekt es eben nur sein kann, jedenfalls was Familien angeht. Und dann wurde meine Schwester krank, und meine Eltern vergaßen, dass ich auch noch da war. Ich war völlig allein. Ich stand von selber auf, ging zur Schule und wieder nach Hause. Ich kochte mir Mittagessen und erledigte meine Hausaufgaben …“
    Nichts anderes als das, was er jeden Tag seines Lebens getan hatte. Außer dass sie nicht daran gewöhnt war. Sie hatte Liebe und Fürsorge gekannt – und sie dann verloren.
    Sie rieb sich die Hände an ihrer Jeans und begegnete seinem Blick. „Und zusätzlich zu all dem machte ich mir Sorgen, ob meine Schwester leben oder sterben würde.“
    Er kam sich wie ein furchtbarer Mensch vor, weil er so wütend gewesen war, doch was er erlebt hatte, musste ebenfalls zählen, schoss es ihm durch den Sinn, während er mit den widersprüchlichsten Gefühlen kämpfte. Er fühlte sich unbedeutend und wollte sie zugleich in seine Arme ziehen und festhalten.
    Sie wandte sich um und schritt zu der Wand mit den Fotos, bevor sie ihn wieder ansah. „Und manchmal war ich eifersüchtig, dass sie ihre Aufmerksamkeit hatte. Kannst du dir das vorstellen?“, fragte sie. „Und wenn ich mal nicht eifersüchtig war, dann doch genervt, dass sie krank war. Ich meine, ich war völlig durcheinander. Und dann hatte ich die Aufgabe am Hals, dir Nachhilfe zu geben.“ Zum ersten Mal umspielte ein Lächeln ihre Lippen, die so noch verführerischer wirkten.
    Und er spürte, wie seine Rüstung den ersten Riss erhielt. Weil er sich ebenfalls an die Zeit erinnerte, und diese Bilder auch ihn unwillkürlich lächeln ließen.
    Sie trat auf ihn zu. „Du warst alles für mich, Kyle. Und als du mich batest, mit dir zu gehen – na ja, tatsächlich hast du es von mir erwartet – da … konnte ich es einfach nicht. Das Leben meiner Schwester hing am seidenen Faden. Ich musste bleiben. So wie du deinem Traum nachjagen musstest. Ich verstand das auf eine Weise, doch du hast mich nicht verstanden.“
    „Damit hast du recht“, räumte er ein. Er hatte es nicht begriffen und konnte ihr auch nicht vergeben. Nicht bis zu ihrem Wiedersehen. Er schüttelte den Kopf, um die Scham abzuwehren.
    „Die Sache ist die: Du hättest anrufen können oder zurückkommen, um mich zu holen, oder mich besuchen. Aber das hast du nicht.“ Ihre Stimme brach.
    Und er wollte sich entschuldigen, sein Gesicht in ihr weiches Haar pressen und ihre Lippen küssen, doch sie sprach weiter. Er ließ sie gewähren, hörte zu und kämpfte mit dem eigenen Schmerz und den eigenen Erinnerungen an jene Zeit.
    „Also ging mein Leben weiter.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem angestrengten Lächeln. „Meine Schwester starb, und ichdachte, dass es meine Familie zusammenbringen würde, dass wir zusammen trauern würden. Dass ich etwas zurückbekommen würde, was mich für den Verlust und die riesige Lücke entschädigen würde. Allerdings geschah das nie. Ich war völlig allein mit einer großen Lektion – Menschen verlassen einen. Man kann Menschen, die sagen, dass sie dich lieben, nicht trauen und annehmen, dass sie auch entsprechend handeln. Und ab diesem Moment begann ich, mein Herz zu schützen, da ich mich niemals wieder so fühlen wollte.“ Zum ersten Mal seit fast zehn Jahren schaute sie ihn aus ihren großen, feucht schimmernden Augen völlig vorbehaltlos an.
    In diesem Moment begriff er, dass sie hier war, um ihr Herz aufs Spiel zu setzen. Für ihn.
    Er konnte sie unmöglich mehr lieben, als er es jetzt tat.
    „Julia …“
    Abwehrend hob sie die Hand. „Ich bin noch nicht fertig.“
    Er unterdrückte ein Lächeln. „Okay.“
    Sie schluckte schwer. „Du musst wissen, dass ich dich für einen beeindruckenden Mann halte. Du bist jemand, der immer wieder aufsteht. Aufrichtig und vertrauenswürdig, und das hätte ich erkennen müssen. Doch die Gründe dafür, dass ich es nicht erkannte, haben nichts damit zu tun, wer du heute bist.“
    „Nein, Sie haben damit zu tun, wer ich war. Ein egoistischer, unreifer Junge, der von dir
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