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Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)

Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)

Titel: Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)
Autoren: Carly Phillips
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tatsächlich bei all der Aufmerksamkeit empfand.
    „Eine Zeit lang habe ich das.“ Er blickte sie unerwartet ernsthaft an. „Nun ist es ein notwendiges Übel.“
    Das Eingeständnis überraschte sie. Es milderte das Unbehagen, das sich in ihr aufgebaut hatte, seit man sie zur Seite gedrängt hatte. Was lächerlich war, denn seine Einstellung zu seinem Ruhm hatte nichts mit ihr zu tun.
    „Sollen wir?“ Sie deutete mit dem Kopf in Richtung der Lounge, in der Michael sich aufhielt.
    Er nickte, und sie schritten den Gang entlang.
    Patsch. Patsch. Patsch.
    Sie hörte Michael, noch bevor sie ihn sah, und stoppte noch vor der Lounge, wobei das rhythmische Geräusch nicht aufhörte.
    „Baseball verschafft Michael Trost“, erklärte sie.
    „Etwas, was ihm Sicherheit gibt in einer Welt, in der nichts anderes mehr sicher ist“, entgegnete Kyle mit plötzlich erstickter Stimme. „Ich erinnere mich.“
    Julia hatte inzwischen selbst einen Kloß im Hals. „Ich bin sicher, dass du das machst.“ Er hatte nie jemanden gehabt, der ihm Sicherheit bot.
    Das hatten sie gemeinsam. Ihre Eltern hatten einst jede Aufführung besucht, in der sie mitwirkte, jedes Spiel, als sie Cheerleader war … und hatten sich dann in Eltern verwandelt, die keine Energie und keine emotionale Kraft mehr übrig hatten, die sie teilen konnten.
    Aber Kyle hatte niemals jemanden gehabt. Und plötzlich fragte sie sich, wie er das all diese Jahre geschafft hatte. Ob er noch Kontakt hatte zu seinem Vater, einem Alkoholiker, der sich niemals um seinen Sohn, sondern immer nur um den nächsten Drink gekümmert hatte. Anders als Kyle, der bereits der Mann im Haus sein musste, bevor er überhaupt wusste, was das bedeutete. Er hatte einen Beschützerinstinkt, den sie immer bewundert hatte, und der sich sogar auf jenen Elternteil erstreckte, der ihn, abgesehen von seiner physischen Anwesenheit, in jeder Beziehung allein gelassen hatte.
    Sie konnte sich den Kopf darüber zerbrechen, doch sie würde es nicht herausfinden. Mochte ja sein, dass sie Kyle gesagt hatte, sie würde nicht mit ihm gehen, doch er war fortgegangen und hatte sich niemals umgesehen. Er war nur aus einem einzigem Grund hier: wegen Michael. Er war wegen des Jungen gekommen. Nicht ihretwegen.
    Ihre Beziehung war seit fast zehn Jahren vorbei.
    „Michael ist ein toller Junge, aber auch ziemlich widerspenstig“, warnte sie ihn.
    Kyle lachte. „Er ist ein Teenager. Da ist das normal. Ich komme schon mit ihm klar.“ Er sah sie an und fuhr ihr mit dem Fingerknöchel über die Wange.
    Die unerwartete Berührung ließ sie erschauern, und sie spürte, wie die Wärme sie von den Zehenspitzen bis zum Bauch durchflutete. Sie wusste, dass Kyle mit dem Teenager umgehen konnte.
    Sie wusste nur nicht, ob sie mit Kyle umgehen konnte.
    „Willst du ihn auf das Treffen vorbereiten?“, fragte Kyle. „Ihm sagen, dass du diejenige bist, die es möglich gemacht hat?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Hier geht es nicht um mich, sondern um ihn.“
    In wortlosem Einverständnis spähten sie und Kyle in die Besucherlounge.
    Michael saß mit angewinkelten Beinen auf der Couch und warf den Ball wieder und wieder in seinen Handschuh. Das dunkle Haar fiel ihm über das Gesicht. Er trug sein Nummer-22-Trikot und schaute mürrisch drein.
    Wie so oft überlegte sie auch jetzt, woran er dachte, wenn er den Ball in den Handschuh klatschte. Hatte er ein imaginäres Ziel in diesem Handschuh? Oder betäubte er sich einfach nur und versuchte die Enttäuschung und den Schmerz zu vergessen? Sie entsann sich, dass sie beides getan hatte. Sie hatte ihre Gefühle in Zeichnungen ausgedrückt und in ihrem Tagebuch Luft abgelassen, während sie nach außen völlig stoisch gewirkt hatte.
    Sie trat zurück, sodass sie außer Sichtweite war.
    Etwas aus der Fassung geraten durch die Erinnerungen an ihre Kindheit, musste sie sich erst räuspern, bevor sie sprechen konnte. „Ich glaube, das Überraschungsmoment wäre großartig.“
    Er grinste. „Du hast das Sagen.“
    Julia trat noch einen Schritt zurück, damit Kyle zum Zuge kam.
    Er klopfte kurz an den Türrahmen und ging dann hinein. „Ich habe gehört, dass jemand hier in diesem Raum genauso verrückt nach Baseball ist wie ich?“
    Michael sah nicht auf. Er warf einfach immer wieder und wieder den Ball in seinen Handschuh.
    Unbeirrt näherte sich Kyle ihm und stellte sich vor die Couch, auf der der Junge hockte. „Ich habe außerdem gehört, du wärst ein Pitcher.“
    Michael
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