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Vorsicht, frisch verliebt

Vorsicht, frisch verliebt

Titel: Vorsicht, frisch verliebt
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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schütteln. Ein Dutzend anderer Frauen saßen in unmittelbarer Nähe, und er würde sich bestimmt, ohne Aufhebens zu machen, umdrehen und gehen.
    »Sex kann das, was in einem Menschen zerbrochen ist, nicht heilen« , hatte Dr. Isabel Favor in ihren Vorträgen gepredigt. »Sex ohne tiefe, anhaltende Liebe macht einen unglücklich und klein. Also lösen Sie erst Ihre Probleme. Lösen Sie erst Ihre Probleme, und denken Sie dann erst an den Sex! Denn wenn Sie nicht erst Ihre Probleme lösen - wenn Sie versuchen, Ihre Probleme hinter dem Sex zu verstecken, durch Sex die Menschen zu treffen, die Ihnen ein Unrecht angetan haben, oder mit Sex Ihre Unsicherheit zu überwinden, um sich wieder ganz zu fühlen - dann wird das was in Ihnen zerstört ist, noch stärker schmerzen als zuvor...«
    Aber Dr. Favor hatte elendig versagt, und die Blondine heute in diesem Café brauchte nicht mehr auf sie zu hören. Isabel erhob sich und ergriff die angebotene Hand.
    Mit weichen Knien folgte sie ihm über die Piazza und durch eine Reihe enger, gewundener Straßen. Sie fragte sich, wie viel ein Gigolo für seine Dienste nähme, und hoffte, sie hätte genügend Bargeld in ihrem Portemonnaie. Wenn nicht, müsste sie halt ihre Kreditkarte noch einmal strapazieren. Sie gingen in Richtung des Flusses. Welcher der alten Meister hatte dieses Gesicht so treffend gemalt? Doch ihr Hirn war zu umnebelt, als dass sie darauf kam.
    Er zeigte auf ein Wappenschild der Medici, das in die Wand eines Gebäudes eingelassen war, und wies dann zu einem winzigen Hof mit einem Brunnen, um den herum ein Meer aus weißen Blumen wogte. Touristenführer und Gigolo in einem. Die Welt hielt doch tatsächlich herrliche Überraschungen für eine Frau bereit. Und heute Abend bot sie ihr das bisher fehlende Glied in ihrem Plan zur Schaffung eines neuen Lebens.
    Sie mochte es nicht, wenn ein Mann sie überragte, und er war einen guten Kopf größer. Doch bald befänden sie sich in der Horizontale, also wäre das nicht lange ein Problem. Sie unterdrückte die in ihr aufflackernde Panik. Vielleicht war er verheiratet, doch er wirkte kaum zivilisiert und absolut nicht gezähmt. Eventuell war er ein Massenmörder, doch trotz der Mafia schienen Italiens Kriminelle eher auf Diebstahl als auf das Schlachten von Menschen spezialisiert zu sein.
    Er verströmte einen teuren Duft - sauber, exotisch und erregend. Möglicherweise kam dieser Duft nicht aus der Flasche, sondern direkt aus seinen Poren. Sie stellte sich vor, wie er sie gegen eins der alten Steingebäude presste, ihren Rock an ihr heraufschob und sie an Ort und Stelle nahm, nur dass es dann zu schnell gegangen wäre und dass es nicht darum ging, die Sache möglichst eilig hinter sich zu bringen. Es ging darum, endlich Michaels Stimme verstummen zu lassen und ein neues Leben zu beginnen.
    Der Wein machte sie unaufmerksam, und sie geriet ins Stolpern. Oh, sie war wirklich eine weltgewandte Frau ... Er fing sie geschickt auf und deutete auf den Eingang zu einem kleinen, teuren Hotel.
    »Vaole venire con me in allbergo.«
    Auch wenn sie die Worte nicht verstand, war die Einladung deutlich.
    »Ich habe mich schon lange nach Leidenschaft gesehnt«, hatte Michael gesagt.
    Tja, weißt du was, Michael Sheridan? Ich mich auch.
    Sie schob sich an Dante vorbei und marschierte in das winzige Foyer. Die eleganten Samtvorhänge, die vergoldeten Stühle und der gepflegte Steinboden wirkten beruhigend. Zumindest hätte sie ihren schmutzigen Sex auf einem sauberen Laken. Und dies war bestimmt nicht der Ort, den ein Verrückter wählen würde, um eine naive, sexuell ausgehungerte Touristin zu ermorden.
    Der Angestellte am Empfang reichte ihm einen Schlüssel, also schien er Stammgast in diesem Haus zu sein. Ein Edelgigolo. In dem engen Fahrstuhl berührten sich ihrer beider Schultern, und sie wusste, dass die Hitze in ihrem Magen nicht nur eine Folge des Weins und ihres Unglücks war.
    Schließlich traten sie in einen schwach beleuchteten Flur, und als sie ihn von der Seite her musterte, tauchte vor ihrem geistigen Auge unvermittelt das Bild eines total in Schwarz gekleideten Mannes mit einer Maschinenpistole auf.
    Wie kam sie nur auf so was? Auch wenn sie sich in seiner Nähe nicht vollkommen sicher fühlte, hatte sie auch nicht den Eindruck, als wäre sie tatsächlich in Gefahr. Wenn er sie hätte ermorden wollen, hätte er es in einer der dunklen Gassen getan, durch die sie gelaufen waren, und ganz sicher nicht in einem Fünfsternehotel
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