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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr
Autoren: Lois McMaster Bujold
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der gegenseitigen Schuldzuweisung mit einer Menge Sätze wie: Wenn Madame Radovas sie nicht herausgelassen hätte –
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    Wenn du nicht zugelassen hättest, dass Radovas sie herauslässt – Wie sollte ich denn das wissen? Für mich sah die alte Dame krank aus. Immer noch. Wenn du nicht die Fernsteuerung direkt vor ihr hingelegt hättest – Wenn du nicht die verdammte Steuerkabine verlassen hättest – Wenn du bloß schneller gewesen wärst – Wenn du zur Schwebe
    bühne gerannt wärst und den Strom abgeschaltet hättest –
    Und warum hast du nicht daran gedacht, hä?
    Daraus setzte sich Miles langsam das großartigste
    mentale Bild dieses Tages zusammen. Dieses Jahres.
    Genau genommen einer ziemlich langen Zeitspanne
    Ich bin verliebt. Ich bin verliebt. Vorher habe ich nur gedacht, ich sei verliebt. Jetzt bin ich es wirklich. Ich muss, ich muss, ich muss diese Frau haben! Mein, mein, mein.
    Lady Ekaterin Vorvayne Vorsoisson Vorkosigan, ja! Sie hatte hier dem KBS und den Auditoren des Kaisers nichts anderes zu tun übrig gelassen, als die Scherben aufzukehren. Er wollte sich auf dem Boden herumkugeln und vor Freude heulen, was unter diesen Umständen von ihm höchst undiplomatisch gewesen wäre. Also bewahrte er einen gleichmütigen, sehr normalen Gesichtsausdruck.
    Irgendwie wussten die Komarraner das Vergnügen nicht richtig zu würdigen, fand Miles.
    »Als wir sie in die Luftschleuse steckten, habe ich die Tür zugeschweißt«, bemerkte Soudha düster. »Ich wollte nicht, dass sie uns ein drittes Mal reinlegt.«
    »Ein drittes Mal?«, fragte Miles. »Wenn das das zweite war, was war dann das erste?«
    »Als dieser Idiot Arozzi sie hierher brachte, ließ sie 559
    schon da die ganze Sache fast platzen, indem sie den Notalarm aktivierte.«
    Miles blickte auf den Alarmknopf an der nahen Wand.
    »Und was geschah dann?«
    »Es kamen plötzlich Leute von der Notfallkontrolle der Station angeschwärmt. Ich dachte, ich würde sie nie wieder loswerden.«
    »Aha, ich verstehe.« Wie seltsam. Diesen Teil hat Vor
    gier nicht erwähnt. Später. »Sie wollen damit sagen, wir haben die letzten fünf Stunden damit zugebracht, diese Station in aller Eile zu evakuieren – für nichts und wieder nichts?«
    Soudha lächelte säuerlich. »Erwarten Sie von mir Mitgefühl, Barrayaraner?«
    »He, keine Sorge.«
    Die meisten Gefangenen wurden hinausgeführt; mit
    einer Geste befahl Miles, Soudha zurückzulassen.
    »Der Augenblick der Wahrheit, Soudha. Haben Sie
    dieses Ding mit einer versteckten Sprengladung versehen?«
    »An der Außentür ist eine bewegungsempfindliche
    Ladung angebracht. Wenn man die Schleuse von dieser Seite aus öffnet, dürfte sie nicht losgehen.«
    Mit eiserner Selbstbeherrschung beobachtete Miles, wie ein Techniker des KBS die Metallstange losschweißte.
    Klirrend fiel die Stange aufs Deck. Miles wartete einen letzten Augenblick flauer Furcht lang.
    »Worauf warten Sie?«, fragte Soudha neugierig.
    »Ich überdenke nur die Tiefe Ihrer politischen Findig560
    keit. Angenommen, diese Bombe ist aktiviert, um loszugehen und uns im letzten Augenblick unseren Lohn zu entreißen?«
    »Jetzt? Warum? Es ist vorbei«, sagte Soudha.
    »Rache. Manipulation. Vielleicht stellen Sie sich vor, mich wütend zu machen, damit ich eine Wiederholung des Solstice-Massakers auslöse, in einem etwas kleineren Maßstab. Das könnte einen Propagandacoup darstellen. Ob es wert wäre, Ihr Leben dafür zu opfern, hängt natürlich ganz von Ihrem Standpunkt ab. Richtig dargestellt könnte der Vorfall vermutlich helfen, eine neue komarranische Revolte auszulösen.«
    »Sie haben eine wirklich krankhafte Denkweise, Lord Vorkosigan«, sagte Soudha und schüttelte den Kopf. »War das Ihre Erziehung oder sind das Ihre Gene?«
    »Ja.« Miles seufzte. Nach einem kurzen Moment des
    Nachdenkens winkte er den Soldaten, sie sollten weitergehen, und Soudha wurde hinter seinen Genossen hinausgeführt.
    Der Kaiserliche Auditor nickte dem Techniker zu, er solle weitermachen, und der Mann drückte die Knöpfe am Steuerfeld. Die innere Tür jaulte und blieb auf halbem Weg stecken. Miles drückte sie sanft mit dem Stiefel zur Seite, und die Tür öffnete sich zitternd.
    Ekaterin stand zwischen der Innentür und der
    Professora, die auf dem Boden saß, die Weste ihrer Nichte über ihren Bolero gezogen. Ekaterins Gesicht wies eine rote Prellung auf, ihr Haar hing wirr in alle Richtungen, und sie hatte die Fäuste geballt. Sie sah wie eine Wahn561
    sinnige aus
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