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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
Autoren: Elisa Lorello
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Unterkiefer herunter.
    »Was?«
    »Du hast mich doch verstanden.«
    Ich ärgerte mich so schwarz, ich dachte, ich würde dunkel anlaufen.
    »Und das sagst du mir jetzt?«
    »Ich war in der letzten Zeit etwas abgelenkt.«
    »Du hättest es nicht irgendwo dazwischenschieben können?«
    »Wann?«, fragte er gereizt. »Als der Sarg meines Vaters in den Boden gelassen wurde? Oder vielleicht zwischen Würgereflexen wegen der abgestandenen Lasagne meiner Tante?«
    »Wie wär‘s mit dem Tag, an dem ich es dir bei
Junior’s
gesagt habe? Oder mit der Nacht, in der wir …«
    »Damals wusste ich es noch nicht.«
    »Da wusstest du es noch nicht? Und wann hattest du die Erleuchtung?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ich machte eine Pause.
    »Du arbeitest aber offensichtlich, also kannst du so abgelenkt auch wieder nicht sein.«
    »Wehe, du sprichst jetzt über meine Arbeit.«
    Ich machte noch eine Pause. Ein peinliches Schweigen senkte sich auf uns.
    »Und? Wie soll ich mich jetzt nach diesem Geständnis verhalten?«, fragte ich ihn.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Was willst du, was soll ich sagen?«
    »Vergiss es, Andi. Steig einfach in dein Auto und fahr los.«
    Ich sah kurz weg, holte tief Luft und sah ihn wieder an.
    »Weißt du«, sagte ich, »für jemand, der immer die richtigen Worte findet, um einer Frau den Boden unter den Füßen wegzuziehen, hast du das hier total verbockt.«
    »Ehrlich, was für ein beschissener Abschied.«
    »Ich meine es ernst«, sagte ich und wurde lauter. »Wovor hast du bloß so viel Angst, Dev? Weißt du, du bist nie wirklich ehrlich mit mir gewesen. Du hast Lobreden über meinen Körper und meine Sexualität gehalten, du hast mir Komplimente gemacht, wie gut ich küsse, und du hast ein paar exzellente Texte geschrieben. Aber du hast mir noch nie gesagt, was
du denkst.
Was
du fühlst.
Hast du vielleicht Angst gehabt, ich könnte dich nicht annehmen?«
    »Wärst du denn dann geblieben?«
    »Vielleicht!«
    »Ach, Unsinn, Andi!« Er war jetzt genauso laut wie ich. »Du hast doch selbst gesagt, dass du es nicht akzeptieren kannst, womit ich mein Geld verdiene. Zur Hölle, gerade vor zwei Minuten hast du es mir in diesem selbstgerechten Ton, den du manchmal an dir hast, gesagt!«
    »Ich habe noch nie gesagt, dass ich das nicht akzeptieren kann – ich habe gesagt, ich könnte es nicht akzeptieren, wenn wir zusammen wären!«
    »Wie auch immer«, sagte Devin. »Hör bloß auf, hier beschissene semantische Haare zu spalten. Und halt mir keine Predigt über Ehrlichkeit! Du bist doch diejenige, die mir dieses kleine Geheimnis vorenthalten hat, nur um es wie eine Hantel auf meine Eier herabsausen zu lassen! Doch, wirklich, du hütest deine Geheimnisse sehr gut.«
    »Das tat mir so leid, Devin.« Ich senkte die Stimme. »Das weißt du doch.«
    »David.«
    Das brachte uns beide runter.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich heiße
David.«
    »Ich kenne David nicht.«
    Wir sahen uns in die Augen, doch dann senkte ich den Blick – ich konnte seine Schmerzen nicht ertragen. Ich trat gegen ein paar Kieselsteine auf dem Boden.
    »Ich möchte mich so nicht von dir verabschieden«, sagte ich zärtlich, und eine Träne rollte mir die Wange hinunter und fiel auf den Asphalt, wo sie einen kleinen Fleck hinterließ. »Ich will nicht, dass es so endet.«
    »Ich will überhaupt nicht, dass es endet«, sagte er.
    Wir sahen uns wieder an. Er nahm meine Hand. »Bitte fahr nicht«, bat er mich mit gebrochener Stimme.
    »Ich muss fahren, und wir müssen es beenden«, sagte ich und sah auf meine Hand in der seinen hinunter.
    »Warum?«
    »Weil es eine Lüge war.«
    Er dachte darüber nach.
    »Nicht alles.«
    »Aber zu viel.«
    »Na gut, dann fangen wir eben noch einmal von vorne an.«
    »Als was? Als Freunde? Als Liebende? Was sind wir denn jetzt – der Callboy und seine ehemalige Klientin? Ich kann und will nicht noch einmal anfangen. Ich will etwas Neues mit jemand anderem beginnen.«
    »Gott, tu mir das nicht an, Andi. Bitte nicht. Schon gar nicht jetzt.«
    Mit meiner freien Hand streichelte ich sein Gesicht. »Ich will dir nicht wehtun.«
    Er nahm mich und küsste mich hart. Mein Körper explodierte – verdammt, ich konnte diesen Kuss in meinen Zehennägeln spüren. Wir umarmten uns, wie wir es noch nie zuvor getan hatten, wir küssten uns und hielten einander fest. Meine Gedanken rasten, und mein Herz pochte: Vielleicht musste ich wirklich nicht losfahren. Vielleicht konnte ich den Pritschenwagen morgen wieder
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