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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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Erkenntnis, dass man das Schöne herstellen kann.
    Pöppel: Wie merken Sie, dass ein Entwurf geglückt ist?
    Henn: Ich ahne während des Entwickelns, ob der Entwurf etwas Besonderes wird oder nicht. Das Besondere ist dann geglückt, wenn verschiedene Betrachtungsmuster übereinander passen und die Dinge nicht nur aus einer Perspektive, sondern aus mehreren erklärt werden können. Und es ist etwas Besonderes, wenn sich verschiedene Aspekte in einer ähnlichen Ästhetik darstellen, wenn eine Idee vom großen bis zum kleinen Maßstab durchgängig erkennbar ist. Ich spüre, wenn etwas perfekt ist. Dem kann man sich nicht entziehen. Es ist dann da, Dopamin pur. Manchmal zögere ich die Vollendung heraus, um auch das Glücksgefühl hinauszuzögern.
    Pöppel: In der Wissenschaft ist man dreimal frustriert oder dreimal beglückt. Zunächst macht man ein Experiment, das ist der größte Rausch, etwas verstanden zu haben. Dann schreibt man es auf, es muss dokumentiert werden. Damit ist man dann einigermaßen zufrieden. Die dritte Stufe ist dann erreicht, wenn andere es rezipieren.
    H enn: Das ist in der Architektur ähnlich. Als wir den Auftrag erhielten, für Volkswagen mitten in Dresden eine gläserne Manufaktur zu errichten, erlebten wir den ersten Rauschzustand. Die Idee war zunächst unvorstellbar, aber wir ahnten, dass es irgendwie gehen wird. Der zweite Höhenrausch stellte sich ein, als wir die Lösung dafür fanden, wie das Gebäude den räumlichen Anforderungen entsprechen könnte. Und natürlich ist es beglückend, wenn jetzt, zehn Jahre später, noch immer darüber berichtet wird.

Wenn alle gern hier arbeiten, überträgt sich das auf die Gäste
    Ein Gespräch mit Isolde Zondler

    So manche Seite dieses Buches ist im Golfrestaurant Beuerberg entstanden. Ein – wie wir finden – magischer Ort, auf einem Hochplateau gelegen, vor 40 Kilometern unverbauter Alpenkulisse. Trotzdem fragen wir uns, warum dieser Ort offenbar besonders kreativitätsanregend ist.
    Wagner: Frau Zondler, ich spiele zwar kein Golf, aber ich habe schon häufiger Ernst Pöppel hierher begleitet, er dreht dann eine Runde auf dem Golfplatz, ich bearbeite währenddessen meinen Laptop, und anschließend tragen wir bei einem gemeinsamen Essen unsere geistigen Ergüsse zusammen. Der Ort scheint sich anregend auf die Kreativität auszuwirken. Beobachten Sie das häufiger?
    Zondler: Hier werden viele Kontakte geknüpft, Ideen geboren und Geschäftsabschlüsse getätigt, auch wenn ich das natürlich nicht alles im Einzelnen mitbekomme. Auf jeden Fall weilen die Gäste lange bei mir, und sie kommen nicht nur, um Golf zu spielen.
    Pöppel: Hier wird das Konzept der Syntopie verwirklicht. Dieser Kunstbegriff besagt, dass unterschiedliche Zeiten und Kulturen an einem Ort zusammengebracht werden. Wenn sehr unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Bereichen oder Kulturen zusammentreffen und einen Rahmen finden, um sich auszutauschen, entsteht zwangsläufig etwas Neues. Deswegen ist das für mich ein kreativer Ort.
    Wagner: Dann müssten wir jetzt herausbekommen, worin das Geheimnis der Begegnung besteht. Der Architekt Gunter Henn hat uns erzählt, dass es beim Design von privaten Innenräumen darum geht, ein Nest zu gestalten und Sicherheit zu vermitteln. Und gemütlich ist es hier ja.
    Z ondler: Wir haben einen zeitlosen, edlen Landhausstil, der vermittelt in der Tat etwas Beständiges, ohne altmodisch zu sein. Die Terrasse ist mit den vielen Blumen natürlich sehr romantisch. Für mich gilt: lieber etwas opulenter als zu nüchtern. In ein cooles, ungemütliches Restaurant würde ich niemals gehen. Ich brauche außerdem ein schönes Licht, wenn möglich auch noch schöne Musik dazu. Vielleicht tragen all die vielen Sinneseindrücke zur Kreativität bei?
    Pöppel: Ein kreativer Ort ist sicher ein Gesamtkunstwerk. Auch die Atmosphäre ist entscheidend. Dazu gehört, dass Hausherrin oder Hausherr wirklich präsent sind. Dass sie oder er durch die Räume schreitet, die Gäste willkommen heißt. Man muss den Eindruck haben, dass Patron und Patronin alles im Blick haben und ihnen keine Einzelheit entgeht – und dass sie gerne an diesem Ort sind.
    Zondler: Genau so handhaben wir es. Mein Mann und ich gestalten alles so, dass wir und unser Team uns auch selbst wohlfühlen, denn wir verbringen ja die meiste Zeit des Lebens hier. Und wenn alle gerne hier arbeiten, überträgt sich das auf die Gäste. Wir schaffen einen äußeren Rahmen, damit sich die
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